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07.05.05 / Die vergessene Künstlerin / Eine Dokumentarschau über Jo Mihaly

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Mai 2005

Die vergessene Künstlerin
Eine Dokumentarschau über Jo Mihaly

Sie tanzte, schrieb Bücher und engagierte sich politisch. Sie war eine der vielseitigsten Persönlichkeiten der Weimarer Republik, des deutschen antifaschistischen Exils und der frühen Nachkriegszeit. Und "Die Zeit" nannte sie schlicht "eine der großen Frauen des 20. Jahrhunderts".

Um so verwunderlicher, daß Jo Mihaly, 1902 in Schneidemühl/Westpreußen geboren, eine eher vergessene, übersehene Künstlerin geblieben ist - bis zu jener Dokumentarausstellung, die in Düsseldorf zu sehen war. Erarbeitet wurde die Schau von Thomas B. Schumann, dem Nachlaßverwalter von Jo Mihaly, dem Westpreußischen Landesmuseum Münster und dem Gerhart-Hauptmann-Haus. Sie dokumentiert erstmals das Leben und Werk der vielseitigen Künstlerpersönlichkeit anhand von Büchern, Bildern, Fotografien, Dokumenten, Briefen und Manuskripten. Erwähnenswert ist, daß Jo Mihaly bereits in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Schaffung einer eigenen Form von sozialkritischen "epischen Tänzen" auf sich aufmerksam machte. Besonders aktiv wurde sie im Schweizer Exil. Sie redigierte die Exil-Zeitschrift "Über die Grenzen. Von Flüchtlingen - Für Flüchtlinge", veröffentlichte 1942 ihren Roman "Hüter des Bruders" und 1945 den Gedichtband "Wir verstummen nicht".

In der Nachkriegszeit wirkte Jo Mihaly im Frankfurter Stadtparlament mit und gründete die "Freie deutsche Kulturgemeinschaft". Sieben Jahre vor ihrem Tod veröffentlichte sie ihr Tagebuch aus dem ersten Weltkrieg "... da gibt's ein Wiedersehen!" während ihr Roman "Auch wenn es Nacht ist" posthum erschien. Dieses letzte Werk ist ein ergreifend versöhnlicher Text über Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten.

Dr. Walter Engel, Direktor des Gastgeberhauses: "Es ist gut, daß wir gerade jetzt, wenn sich 60 Jahre seit dem Kriegsende und der Vertreibungswelle erfüllen, auch an die politisch engagierte Künstlerin und Publizistin Jo Mihaly erinnern."

Dr. Lothar Hyss, Direktor des Westpreußischen Landesmuseums: "Wir waren überrascht, daß es uns gelungen ist, solch umfangreiches Informationsmaterial zu der nahezu vergessenen Jo Mihaly zusammenzutragen. Die zehn übersichtlich gestalteten Tafeln dokumentieren in Text und Bild die bedeutendsten Stationen ihres Lebens."

Und der Nachlaßverwalter Thomas B. Schumann, der Jo Mihaly persönlich gekannt hatte, betont: "Meine zahlreichen Kontakte zu Exilanten haben auch mein Interesse für das Leben und Wirken von Jo Mihaly geweckt. Als Sammler, Autor, Verleger, Herausgeber und nicht zuletzt als Vorsitzender eines Fördervereins für vergessene und exilierte Literatur bin ich sehr froh, daß diese Ausstellung zustande gekommen ist und das Leben und Schaffen der Jo Mihaly einer breiten Öffentlichkeit bekannt macht."

Die Dokumentarschau Jo Mihaly wird übrigens ab Herbst dieses Jahres im Westpreußischen Landesmuseum Münster gezeigt und kann anschließend als Wanderausstellung von weiteren Einrichtungen angefordert werden.

Ein Leben in Bildern: Zehn Bild- und Texttafeln illustrieren die Wanderausstellung. Foto: D.G.


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