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14.05.05 / Pfingsten - Stoppzeichen allen Ungeistes

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14.Mai 2005

Pfingsten - Stoppzeichen allen Ungeistes
von Domkapitular Msgr. Dr. Lothar Schlegel, Visitator Ermland

Sie kennen sicher die Erzählung des Neuen Testamentes: "Vertreibung der Händler aus dem Tempel". Matthäus berichtet: "Jesus ging in den Tempel und trieb alle Händler und Käufer aus dem Tempel hinaus; er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um und sagte: ‚In der Schrift steht: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle.'" (Mt. 21, 12 - 13) Matthäus zeichnet einen entschlossenen Jesus, wie er in heiligem Eifer Ordnung schafft und mit der Peitsche in der Hand die Verkäufer und die Händler aus dem Tempel treibt. Dem Ungeist und der Entweihung des Tempels will er Einhalt gebieten. Heiliger Eifer stoppt die Gefahr der Geistlosigkeit und des Gottvergessens. Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes mahnt, Pfingsten mahnt: Stoppt allen Ungeist!

Über das außergewöhnliche Wirken des Heiligen Geistes berichtet die Apostelgeschichte (Apg. 2, 1 - 13). Die Jünger sind nach der Himmelfahrt des Herrn in die Stadt Jerusalem zurück-gekehrt, ziehen sich an den Ort des Abendmahlsgeschehens zurück, um darüber nachzudenken, was sie jetzt tun sollen. Sie fragen nach Neuorientierung ihres Lebens.

Erneute Standortbestimmung, neues Verstehen und möglicherweise Kurskorrektur werden nötig. Die Situation des Wartens, des Sich-Aufschließens und Sich-Bereitens wird zum Ort des Pfingsterlebnisses.

"Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren." Von Zungen wie Feuer ist weiter die Rede, die auf die Jünger herabkommen. Jeder einzelne empfängt nach seiner persönlichen Weise den Geist. Sie werden befähigt, in unterschiedlichen Sprachen zu reden. Die Menschen können verstehen, was sie verkünden.

Diese Kraft des Geistes umschreibt Kardinal Meisner so: "Der Heilige Geist spielt nie mit einem Finger Klavier. Das wäre bloß eine Häns-chen-Klein-Musik, dabei kommt nicht viel heraus. Der Heilige Geist spielt immer mit beiden Händen und greift voll in die Tasten, und dann entstehen Akkorde und Sinfonien. Und deshalb gibt es in der Kirche Gottes viele geistliche Gemeinschaften, viele Charismen."

Dieser Geist Gottes bewegt in Eindringlichkeit und Heftigkeit, was in Hoffnungslosigkeit und Ungeist zu erstarren droht. Auch wir sind oft verzagt und mutlos, auch in der Kirche. Wenn wir zum Beispiel lesen, daß sich die Zahl der Pfarrer weiter verringern wird, wenn wir lesen, daß unsere Gemeinden viele Menschen durch Kirchenaustritt verlieren.

Das Denken vieler wird heute bestimmt vom Zeitgeist, der allzu oft ein Geist der Unruhe, der Unsicherheit, der Angst, der falschen Ziele und Werte ist. Aber der an Pfingsten ausgesandte Geist Gottes wird Sorge tragen, daß die Menschen sich besinnen und ihnen klar wird, daß sie selbst zum Einsatz aufgerufen sind, daß Gott ihnen alles überlassen und ihnen dazu seinen Geist gegeben hat. Es liegt nun bei uns, mit diesem Geist zu wirken, ihn in uns selbst und in der Welt zu heiligem Eifer, zur Entfaltung zu bringen. Pfingsten, das Fest des heiligen Geistes stoppe allen Ungeist.

Wir wollen beten, daß der Geist Gottes die Menschen ergreift und ihnen Wege in Weisheit und Einsicht weist, daß der Geist des Rates, der Erkenntnis und der Stärke, der Geist der Frömmigkeit und der Gottesfurcht alles erfülle.

O Christus, Herr der Erden

Wollst unsre Bitt' erhören

Und senden

Deinen Heil'gen Geist,

wie uns Dein treues Wort

verheißt! Alleluja!

Ein frohes Pfingstfest!


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