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21.05.05 / CDU-Chef Zeller schmeißt hin / Kandidatenkrimi in der Hauptstadt-Union: Ingo Schmitt tritt an

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Mai 2005

CDU-Chef Zeller schmeißt hin
Kandidatenkrimi in der Hauptstadt-Union: Ingo Schmitt tritt an
von Markus Schleusener

Joachim Zeller gibt auf. Er tritt nicht an, um sich als CDU-Landesvorsitzender wiederwählen zu lassen. Am 28. Mai wird der Parteitag vermutlich den Europa-Abgeordneten Ingo Schmitt zum neuen CDU-Chef in der Hauptstadt wählen. Der 47jährige setzte sich gegen die 34jährige "Nachwuchshoffnung" Nikolaus Zimmer durch.

Der Krimi um die Nachfolge fand am 7. Mai auf einer Kreisvorsitzendenrunde seinen Höhepunkt. Ein Teilnehmer dieser Runde berichtete der Preußischen Allgemeinen Zeitung (PAZ): "Zimmer hat in einer Probeabstimmung seine Felle davonschwimmen sehen. Dann hat er schnell die Reißleine gezogen."

Doch der Reihe nach: Zellers Karriere hatte vor zwei Jahren mit Ach und Krach begonnen. Nach dem Übergangskandidaten Christoph Stölzl gelangte Zeller mit 52 Prozent der Delegiertenstimmen auf den Chefsessel der Union. Doch auch dem vollbärtigen Politiker war es nicht vergönnt, dauerhaft an der Spitze der Spree-Union zu stehen. Zeller war zwar begabt genug, sich ohne eigene Mehrheit zum Bezirksbürgermeister von Mitte wählen zu lassen - einem Minenfeld für CDU-Kandidaten. Hier regierte er mal mit den Stimmen der Grünen, mal mit denen der PDS.

Aber in den Gliederungen des von West-Berlinern dominierten CDU-Landesverbandes verließ den Ost-Berliner sein Machtinstinkt. Er galt zwar Umfragen zufolge als einer der beliebtesten Landespolitiker - aber leider nur unter denen, die ihn kannten. Bei seinem Ausscheiden aus der Landespolitik war sein Name höchstens jedem zweiten Berliner geläufig.

Zuletzt hatte sein Ansehen darunter gelitten, daß er a) von "Befreiung" im Zusammenhang mit einem Verschwinden der rot/roten Landesregierung gesprochen hatte und b) seinen Parteifreund Torsten Hippe aus der Partei schmeißen wollte. Für a) haßte ihn die Presse und für b) die eigene Partei.

Das Ganze sei ihm schließlich über den Kopf gewachsen, urteilen Parteifreunde Zellers über seinen Schritt. Das Parteiverfahren gegen Hippe drohte zu scheitern. Dann erlitt die Mutter des Bezirksbürgermeisters einen Schlaganfall. Er führte dies nun als Grund für seinen Rückzug an.

Daß Ingo Schmitt, der Vorsitzende der CDU Wilmersdorf-Charlottenburg, sein Nachfolger werden soll, ist die logische Konsequenz aus den jüngsten parteiinternen Wahlen. An der Basis setzte sich Schmitts Verbündeter Michael Braun in Steglitz-Zehlendorf durch.

Als der 47jährige Schmitt nun seinerseits seinen Hut in den Ring geworfen hatte, fand er sofort Rückendeckung durch Braun: "Ingo Schmitt ist der erfahrenste Kreisvorsitzende, hat gute Kontakte zur Bundes- und Europa-Partei und wäre auch ehrlich dazu bereit, einen Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhauswahl von außen zu holen." Nach wie vor ist unklar, wer bei den Wahlen 2006 gegen Klaus Wowereit (SPD) antreten soll.

Zusammen befehligen Schmitt und Braun fast unschlagbare Bataillone auf dem kommenden CDU-Landesparteitag. Die gegnerische Fraktion gruppiert sich um den Kreisverband Reinickendorf des letzten CDU-Spitzenkandidaten Frank Steffel. Zu dieser Fraktion innerhalb der Union gehört auch Nikolaus Zimmer. Der 34jährige ist der neue CDU-Vorsitzende in Tempelhof-Schöneberg und Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus. Er hatte angekündigt, sich um den Vorsitz der Landespartei zu bemühen.

Zimmer wurde auch nachgesagt, 2006 als Spitzenkandidat antreten zu wollen. Das war dann zu viel für die Führungsspitze der Hauptstadt-Union. Zimmer gleichzeitig als Spitzenkandidat, als Partei- und als Fraktionsvorsitzender? Da machten die anderen Kreisvorsitzenden nicht mit und schlugen sich auf die Seite von Ingo Schmitt.


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