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21.05.05 / Workuta / Erinnerungen ans GULag-Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Mai 2005

Workuta
Erinnerungen ans GULag-Leben

Große Niedergeschlagenheit macht sich unter den deutschen Frauen breit. Es sind jetzt nur noch wenige, die Hoffnung auf eine baldige Änderung unserer Lage haben. Lisa Bauer verliert angesichts dieses neuen Transports letzte Kraftreserven, die in ihrem ausgemergelten Körper noch stecken

... Lisa ist nur noch ein Schatten, sie weiß, daß sie nie mehr genesen und ihre Heimat nicht wiedersehen wird." In "Im Frauen-GULag am Eismeer" beschreibt die Journalistin Ursula Rumin ihre Erlebnisse in Workuta. 1952 wurde die Schlesierin für angebliche Arbeiten für die DEFA in den Osten Deutschlands gelockt und auf offener Straße vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet. Erst wußte die 28jährige nicht, wie ihr widerfuhr. Lange, nervenzermürbende Verhöre im NKWD-Gefängnis Berlin-Karlshorst entlocken der jungen Frau jedoch keinerlei Eingeständnisse, trotzdem wird sie zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt.

Ursula Rumin berichtet in ihrem Buch aber keineswegs nur über ihr eigenes Schicksal. Immer wieder richtet sich ihr Blick auf die Mitgefangenen und zeigt dem Leser auf, wie unterschiedlich die Verhaftungsumstände der verschiedenen Frauen waren.

"Als ich hier ankam, war ich auf Schläge gefaßt, die hätte ich ertragen, so meinte ich, eher als diese dumpfen Schmerzen im ganzen Körper. Jeder Knochen tut mir inzwischen weh vom Liegen auf der harten Pritsche, die Kälte, die durch den Körper kriecht, dazu dieses ungeheure Schlafbedürfnis und der ständige Hunger. Ich bin total unterernährt, habe geschwollene Beine, einen aufgeblähten Bauch und ein bleiches, eingefallenes Gesicht." Ursula Rumin hat ihre letztendlich "nur" zwei Jahre andauernde Haftzeit überlebt, doch nicht alle ihrer Mitgefangenen hatten dieses Glück. R. Bellano

Ursula Rumin: "Im Frauen-GULag am Eismeer", Herbig, München 2005, geb., 312 Seiten, 22,90 Euro


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