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28.05.05 / "Nazi"-Skandal, die Dritte / Kampagne gegen Berliner CDU-Kreisverband geht weiter

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. Mai 2005

"Nazi"-Skandal, die Dritte
Kampagne gegen Berliner CDU-Kreisverband geht weiter
von Markus Schleusener

Auf den ersten Blick wirkt Gerárd Bökenkamp wie jemand, der in der Schule mit dem Etikett "Milchgesicht" herumlaufen mußte. Tatsache ist, daß ihn der ganze Vorgang dermaßen eingeschüchtert hat, daß er nun gar nicht mehr mit "der Presse" reden mag.

Alles fing an, als CDU-Mitglied Bökenkamp im Februar ein Seminar des "Instituts für Staatspolitik" in Eisenach besuchte. Diese Akademie-Einrichtung veranstaltet Tagungen mit politischem Inhalt. Als Referenten treten Leute auf wie der FDP-nahe Historiker Arnulf Baring, oder auch Erich Vad, sicherheitspolitischer Berater der CDU/CSU-Fraktion.

Gerárd Bökenkamp trifft auf dem Seminar leider auf einen Journalisten, der verzweifelt eine Story sucht und es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt: Martin Knobbe. Wenn Stern-Mitarbeiter Knobbe keine Geschichte findet, dann bauscht er gerne mal Sachen auf, die - bei Lichte betrachtet - gar nichts hergeben. Diesmal sitzt er auf dem Seminar neben Bökenkamp und recherchiert für eine Geschichte über Neonazis.

Also zitiert er den Studenten Bökenkamp mit folgenden Worten: Er, Bökenkamp, wolle zehn bis fünfzehn Personen "seiner Gesinnung" in seinen CDU-Ortsverband Schloßstraße "einschleusen". Das klingt schon fast nach Visa-Untersuchungsausschuß und reichte dem Reporter: Schwupps war ein dritter Nazi-Skandal der CDU Steglitz/Zehlendorf geboren (nach den "Fällen" Weber und Hippe, über welche die PAZ bereits berichtete).

So findet sich Bökenkamp im Mai wieder in einem Artikel, der über intellektuelle Aktivitäten von der NPD bis zur FDP berichtet. Fazit: Alles Nazis. Die größte Zeitung Berlins, die BZ, greift das Thema dankbar auf: "Ja, ich war auf dem Nazi-Seminar" prangt es wenige Tage später von den Kiosken. Spätestens jetzt beschließt Gerárd Bökenkamp, nie wieder mit Medien zu reden, weil er nur falsch und widersprüchlich zitiert wird.

Jetzt aber werden seine Parteifreunde in der CDU tätig. Der Kreisvorsitzende Michael Braun verkündet, er erwarte eine Erklärung von Bökenkamp: "Seine Erklärung und die Anhörung werden wir abwarten, dann wird entschieden." Bei Redaktionsschluß stand der Ausgang der CDU-Sitzung mit dem "Delinquenten" noch nicht fest.

Allerdings spricht viel dafür, daß auch dieser Skandal, der keiner ist, im Sande verlaufen wird. Bemerkenswert ist nur, wie eingeschüchtert sich die CDU in Zehlendorf-Steglitz inzwischen zeigt. Beim Anruf in der Kreisgeschäftsstelle antwortet ein gewisser Herr Stolp, er sei weder befugt noch kompetent, auch nur die einfachsten Antworten zu geben. Der hörbar Verunsicherte verweist an seinen Vorsitzenden Braun.

Der CDU-Kreischef dagegen reagiert im Telefongespräch nicht ganz so amateurhaft. Warum sich ein Parteimitglied bei ihm rechtfertigen müsse, wenn es ein Seminar besuche? "Ich will das mit der betroffenen Person nur besprechen", sagt er.

Rechtsanwalt Braun räumt ein, er kenne weder das "betroffene Mitglied" noch das Institut. Wie auch bei 2.300 CDUlern allein in seinem Sprengel? Aber wenn ein Mitglied "Schlagzeilen dieser Art" produziere, dann müsse man mal mit ihm reden. Rückfrage der PAZ: Aber die Schlagzeile hat doch nicht das Mitglied produziert, sondern ein Journalist? Das sei in der Mediengesellschaft egal, behauptet Braun. Er gilt als einer der neuen mächtigen Männer in der Berliner CDU.

Ob er sich denn nicht als Opfer einer linken Kampagne fühle - nach Hippe und Weber, jetzt Bökenkamp? "Die Vorwürfe gegenüber Herrn Hippe und Herrn Weber fand ich unbegründet", antwortet Braun blitzartig. Dies dürfte auch die Sprachregelung im "Fall Bökenkamp" werden.


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