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04.06.05 / Befreiung, Niederlage oder was? / Die Gebietsverluste und ihre Folgen (Teil XII) 

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. Juni 2005

Befreiung, Niederlage oder was?
Die Gebietsverluste und ihre Folgen (Teil XII) 
von Gerd Schultze-Rhonhof

Deutschland verlor zwischen 1919 und 1921 Elsaß-Lothringen ohne Befragung der zu 88 Prozent deutschsprachigen Bevölkerung an Frankreich, des weiteren ohne Volksabstimmung das Memelland und Danzig an den Völkerbund, die Provinzen Posen und Westpreußen mit seiner zu 70 Prozent deutschen Bevölkerung und Ostbrandenburg an Polen, und nach drei Volksbefragungen auch Eupen-Malmedy an Belgien, Nordschleswig an Dänemark und Ostoberschlesien an Polen. In Nordschleswig und in Ostoberschlesien fielen damit eine Reihe überwiegend deutscher Grenzstädte an Dänemark und Polen. Deutschland verlor somit insgesamt zehn Prozent seiner deutschen Bevölkerung.

Die unmittelbarste Folge waren die Ausweisung oder Flucht von über einer Million Deutscher aus ihrer Heimat in das deutsche Kernland, das zu der Zeit weder Arbeitsplätze noch Wohnraum noch soziale Hilfe für die Vertriebenen im nötigen Maße bieten konnte. Dazu kamen über 20 Jahre lang für viele Millionen Deutsche, die sich entschlossen hatten, in ihrer angestammten Heimat zu verbleiben, eine Mischung von unfreundlicher Duldung, Diskriminierung, Entrechtung und Verfolgung in den Staaten, denen sie nun ungefragt und ungebeten angehören mußten. Die kurze Zeit bis 1939 ließ kein Vergessen der selbst erlebten Schicksalsschläge zu. Nachdem ab 1934 die wirtschaftliche Lage Deutschlands wieder deutlich besser wurde, und die Vertriebenen in ihrer Mehrzahl wieder Arbeit, Lohn und Wohnraum fanden, und als zwischen 1935 und 1938 erst das Saargebiet, dann die Sudetenlande und dann das Memelgebiet und damit über drei Millionen Deutsche "heim ins Reich" kehrten, wollten vor allem diese gerade von der Fremdherrschaft erlösten Menschen sicher nicht schon 1939 wieder eine nächste Niederlage gegen ihre Fremdherrschaft von gestern. Für sie - wie für die Mehrheit aller Deutschen - war der neue Kriegsanlaß von 1939 - Danzig, die Verkehrswege ins abgetrennte Ostpreußen und die Garantie der Menschenrechte der in Polen lebenden Volksdeutschen - nur die konsequente Fortsetzung einer Außenpolitik, die ihnen ja gerade selbst die Befreiung von einer Fremdherrschaft beschert hatte. So waren 1939 die Auffassungen der meisten Deutschen über Befreiung und über Niederlage.

Mit den abzutretenden Gebieten verlor Deutschland bei steigender Bevölkerung im Kernland außerdem einen Teil seiner Agrarflächen, Bodenschätze, Industrieanlagen, die ganze Hochseehandelsflotte, Patente und Auslandsvermögen, womit der Wirtschaftsniedergang und die Verelendung eines großen Teils der deutschen Bevölkerung für die nächsten Jahre vorgezeichnet war.


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