28.03.2024

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11.06.05 / Leserbriefe

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. Juni 2005

Leserbriefe

Leben wir noch in einem Rechtsstaat?
Betr.: "Marxistisches Recht" (Folge 17)

Leben wir noch in einem "Rechtsstaat" oder ist dieser Staat schon zum "Absahnstaat" mutiert? Unter der oben genannten Überschrift lesen wir im drittletzten Absatz wie folgt: "Der EGMH verhilft mit dubioser Begründung der Bundesregierung zur Einbehaltung von rechtswidrig und brutal entzogenem Privateigentum."

Unter der kommunistischen Verwaltung wurde den Menschen ihr Eigentum entzogen. Das waren Kriegsfolgen, könnte man obenhin sagen. Doch dann kam die DDR zum "BRD-Rechtsstaat!" und alle durften darauf vertrauen, daß ihnen nun Recht geschehen würde. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Staat vergreift sich ungeniert und in betrügerischer Weise am Eigentum seiner Bürger. Und weil inzwischen darin geübt, geht es gleich weiter mit dem "Rentenklau". Nachdem die paritätische Beitragszahlung der Krankengeldversicherung aufgehoben wurde, holt sich der Staat das Geld eben von anderen, nämlich von den Rentnern. Von denen gibt es ohnehin zu viele. Ab dem 1. Juli 2005 müssen die Rentner den Arbeitgeberanteil zum Krankengeldversicherungsbeitrag von 0,5 Prozent bezahlen, obwohl sie kein Krankengeld bekommen, weil sonst der Beitrag für die Arbeitnehmer alleine zu hoch würde. Also erst die Enteigneten bestehlen und jetzt die Rentner. Ich gestehe, daß ich wirklich gespannt bin, was dem Gesetzgeber künftig noch einfallen wird, wie die leeren Kassen zu füllen sind.

Zum Rentenklau macht mich besonders nachdenklich, daß man darüber nirgends etwas in den Medien hört oder liest. Wo bleibt die öffentliche Berichtspflicht?

Ruth Bachmann, Bad Arolsen

 

Mit Rot-Grün ist Barbarei eingezogen
Betr.: "Wir müssen aller Opfer gedenken" (Folge 19)

Diese Selbstverständlichkeit für Christen und Abendländer, die sich der christlichen Kultur zugehörig fühlen, daß aller Opfer zu gedenken ist und jedes Opfer von Gewalt unsere Anteilnahme und Trauer beanspruchen kann, wird von Rot-Grün und auch von den politischen Spitzen der CDU ignoriert. Nur Bayerns Ministerpräsident ist zu einem Leuchtturm christlicher Moral und des uns angemessenen Anstandes geworden.

Selbst als Gerhard Schröder Edmund Stoiber in Prag mit seiner Häme überzog, blieb Stoiber allein. Hätte nicht die CDU geschlossen hinter ihm stehen müssen? Das Schicksal der Sudetendeutschen wie der Ostpreußen geht doch das ganze Deutschland und alle Deutschen an!

Mit Rot-Grün ist die Barbarei einer vorchristlichen, rechtsfreien Zeit in Deutschland eingezogen.

Für Christen unerträglich ist die von Schröder und anderen verbreitete Meinung, daß es für die Gewalt an Mitmenschen Entschuldigungen gäbe. Die Politik Hitlers berechtige zu Mord, Vergewaltigung und jedweder Grausamkeit. Wenn Mädchen von einer Vielzahl von Bestien bis zum Eintritt ihres Todes vergewaltigt wurden, Frauen gekreuzigt, Babys mit dem Kopf an die Wand geschlagen und so getötet wurden, dann sind wir Deutsche selber schuld, denn wir hätten ja den Zweiten Weltkrieg begonnen. Merkt denn niemand bei Rot-Grün, in der CDU und in vielen Medien, daß hier der Mensch und unsere Kultur in unglaublicher Weise herabgewürdigt werden?

Michael Zerr, Fulda

 

Bizarrer Zahnfund
Betr.: "Glückliche Idioten" (Folge 20)

Die Beweggründe von Frau Rosh sind einleuchtend. Sobald ein jüdischer Toter oder Teile seiner Gebeine auf dem Territorium des Mahnmals die letzte Ruhe finden würden, gälte nach hebräischem Brauch dieser Ort als Friedhof für alle Zeiten und dieses Mahnmal dürfte nicht wieder entfernt werden. Es würde so die bundesrepublikanische Büßerrepublik dauerhaft manifestieren.

Aber wer kann beweisen, daß der vor 17 Jahren im KZ Belzec aufgefundene menschliche Zahn tatsächlich einem jüdischen Opfer gehörte? Wie bei den erwiesenermaßen als Verbrechen bekannten Folterungen und Morden an den Wachmannschaften nach der Befreiung der einstigen Opfer könnte der Zahn doch wohl durchaus auch einem SS-Mann gehört haben. 

Peter Hild, Berlin

 

Sehr zutreffend
Betr.: "Nie wieder Deutschland" (Folge 22)

Auf dem Kirchentag erhielt ich die Preußische Allgemeine Zeitung. Der Beitrag über den Umgang der Deutschen mit dem Gedenken ist sehr zutreffend.

Da hieß es entsprechend: Die "Bewältigung der Vergangenheit" endet offenbar allmählich in einer Nichtmehrbewältigung der Zukunft.

Das sollte nachdenklich machen, muß nachdenklich und aufmerksam machen. 

Irmtraud Heukeshoven, Hameln

 

Auf ewig büßen
Betr.: "Friedhof im Herzen - Das Holocaust-Mahnmal wird seinen Anhängern unheimlich" (Folge 20)

Dieser Meinung bin ich nicht. Die unsägliche Rosh triumphiert, und schon wuchern Pläne, wie am besten und "erfolgreichsten" unsere Kinder durch dieses Mahnmal deutscher Schande getrieben werden können. Den jungen Deutschen soll eingehämmert werden, daß sie sich für alle Zeiten unter das Joch des Holocaust zu beugen haben, daß sie auf Ewigkeit dem "Tätervolk" angehören und dafür zu büßen haben.

Alexander Lindental, Hagen

 

"... mit Namen, die mir wohl vertraut sind"
Betr.: Deutschlandtreffen

Vor mehr als 35 Jahren war ich zum ersten Mal in dieser Halle. Anlaß: Ein Konzert der Rolling Stones. Die Gänge waren gefüllt mit Tränengas. Das Konzert toll.

Und am vergangenen Sonntag? Da war ich zu Hause. In einer mit vielen tausend Ostpreußen gefüllten Deutschlandhalle. Ich kannte niemanden von ihnen. Wie auch. 1943 bin ich im Krankenhaus zu Johannisburg geboren. Naturbedingt habe ich überhaupt keine Erinnerung, weder an die Heimat noch an irgendwelche Personen meines Heimatdorfes (Reinersdorf) außerhalb meiner Familie.

Ich habe immer aufmerksam zugehört, wenn mein Vater und meine Mutter von der Heimat erzählten. Ich habe nichts hinterfragt. Was sollte ich sie auch fragen? Ich hatte doch von nichts eine Ahnung. Und sie sprachen häufig von der Heimat. Sie leben beide nicht mehr. Ich höre sie immer noch.

Mein Bruder zeigte mir unsere Heimat. Er ist sechs Jahre älter. Er hat sein damaliges Aktionsfeld vollständig im Kopf und zeigte mir bei unserem ersten Besuch 1974 alles. Was er mir vor Ort erklärte und zeigte, blieb unauslöschlich auch in meinem Kopf.

Damals hatte ich das Gefühl, als wenn die nun dort lebenden Polen auf gepackten Koffern sitzen und warten, daß es wieder zurück in deren eigene Heimat geht.

Und nun das Heimattreffen. Zuerst in die Halle mit Tischen und Bänken und darüber hängenden Schildern. Mit Namen darauf, die mir wohl vertraut sind. Ich lese die Namen und höre, wie meine Mutter oder mein Vater sie sprechen. Welch einen Klang sie haben. Man kann ihn nicht aufschreiben. Man kann ihn nur leben, nur erleben. Wenn ein Fremder, der nicht Ostpreuße ist, versucht, diesen Klang zu sprechen, kommt es mir wie Frevel vor, wie das bewußte Verhöhnen meiner Heimat. Ich setze mich an den Johannisburger Tisch. Er ist nur schwach besetzt. Wir kommen schnell ins Gespräch. Ich nenne meinen Namen. "Ja", so mein Gegenüber, "ich kannte den August und den Max. Der August ist beim Kartoffelroden so schnell gefahren, daß die Kartoffeln 30 Meter weit flogen."

Und dann die Kundgebung in der Deutschlandhalle. Darüber berichten andere sicher besser als ich. Nur soviel: Als das Ostpreußenlied erklang, konnte ich ein paar Tränen nicht verhindern. Das wollte ich auch gar nicht.

Nach der Kundgebung noch mal in die Halle 4, an den Johannisburger Tisch. Diesmal saßen dort andere Landsleute, überwiegend geringfügig ältere Marjellens. Wieder setzte ich mich dazu. Wieder kamen wir schnell ins Gespräch. Ich höre bei ihnen eher westfälischen oder rheinländischen Sprachklang heraus, aber kaum Ostpreußisches. Es ist so traurig, daß der Klang ostpreußischen Dialektes langsam verklingt. Dabei höre ich ihn doch noch immer so deutlich. Und weil ich ihn so deutlich höre, glaube ich auch, ihn so wiedergeben zu können.

Dann machte ich mich auf den Heimweg. Heimweg stimmt nicht. Ich wohne dort nur, wo ich jetzt hinfahre. Heim, also zu Hause, bin ich dort nicht. Die Absicht, noch mal durch Berlin zu fahren, wo ich vor rund 35 Jahren mein Studium absolviert habe, ließ ich fallen. Denn das, was ich auf der Kundgebung hörte und anderen Tischen erlebte, hat mich sehr nachdenklich gemacht. Das will, das muß verarbeitet werden.

Am Sonntag war ich nicht in Berlin. Am Sonntag war ich zu Hause.

Horst Dauter, Braunschweig

 

Geschichten aus Ostpreußen: Sehr viele der Besucher des Deutschlandtreffens konnten noch aus eigener Erinnerung von dem Ostpreußen vor 1945 berichten. Auch die ostpreußische Autorin Hildegard Rauschenbach (Foto rechts mit Simkin) weiß viel über die Vergangenheit ihrer Heimat zu berichten, während der russische Kulturpreisträger Sem Simkin die Gegenwart seiner Heimatstadt am Pregel kennt. Fotos: Pawlik, Osman

 

"Sieger" können nicht mit ihrem Unrecht umgehen
Betr.: "Befreiung? Wovon? Wozu?" (Folge 18)

Ihren Bericht über die sogenannte "Befreiung" kann ich gut nachempfinden. Wahrscheinlich auch viele andere, wenn sie nur einmal "aufgeklärt" würden.

Verbrechen begehen keine Politiker, Soldaten, Zivilisten oder ganze Nationen, sondern Verbrecher, die Politiker, Soldaten, Zivilisten sind und bedingt einer Nation angehören.

Wer den Mut nicht hat, jedes Verbrechen anzuklagen, der hat auch nicht das Recht, ein Verbrechen anzuprangern. Wenn wir heute nach 60 Jahren so tun, als wären wir alle Freunde, aber die Verbrechen an Deutschen und Deutschland nicht verfolgen, ja sogar in ihrem Unrecht bestätigen, dann zeigt es doch nur, wie geistig verarmt unsere Würdenträger geworden sind. Dieses Europa der Völker ist jetzt schon zum Scheitern verurteilt, weil die "Sieger" nicht mit ihrem Unrecht umgehen können und die deutsche Führung sich ihre Freundschaft erkaufen muß. Wir können erst einen dauerhaften Frieden finden, wenn alle Verbrechen als Verbrechen befunden werden und, wo möglich, Unrecht und Verbrechen rückgängig gemacht werden. Dies bedeutet, daß Rußland, Polen und Tschechien geraubtes deutsches Land in Frieden zurückgeben müssen, damit ein freies und friedliches Europa entstehen kann. Ansonsten haben wir nur Waffenstillstand. Oder glaubt wirklich jemand, daß diese Grenzen für alle Zeiten halten? Es wäre für irgendeine Generation traurig, wenn dies durch Waffengewalt herbeigeführt wird. Warum kann man nicht vorher Vernunft walten lassen. Wenn sich Schröder und Putin so gut verstehen, dann könnte man doch mit dem von Rußland besetzten Ostpreußen anfangen. Dies könnte ein humanes und friedliches Signal für Polen und Tschechien bedeuten. Vielleicht zieht auch dort anschließend Vernunft und echte Demokratie ein. Ich glaube daran.

Alfredo Soukup, Wiesbaden

 

Das eigene Ich und vergilbte Ideologie
Betr.: "Befreiung? Wovon? Wozu?" (Folge 18)

Auch 60 Jahre nach Kriegsende ist Deutschland immer noch der größte Tummelplatz für machtbesessene "Schreihälse", die nur noch das eigene "Ich" und ihre längst vergilbte Ideologie dem leider immer noch schlafenden Volk anbieten können. Keine Partei verstand es so geschickt wie die Grünen, nur noch das Bußgewand bis in alle Ewigkeit zu tragen, um die Schützenhilfe der "Politischen Korrektheit" zu erlangen.

Statt den fleißigen Trümmerfrauen Dank zu erweisen, die ihren Aufstieg aus der Trümmerwüste erst ermöglichten, schämen sie sich ihrer!

Dem Volk gaukelten sie bei Machtantritt vor, Schaden von ihm zu wenden, doch inzwischen ist der von ihnen angerichtete Schaden überhaupt nicht mehr bezifferbar. Nunmehr sind Deutschlands Tore auch noch für alle Kriminellen weit geöffnet, die sichersten Atomkraftwerke der Welt vielfach abgeschaltet, und abermals muß das Volk die ständig steigenden Energiekosten tragen.

Bleibt nur zu hoffen, daß Herr Trittin statt seiner Höchstrente einen Ehrenplatz auf der Zugspitze erhält, um von dort alle seine subventionierten Windräder anzublasen, um wenigstens noch eine "Notbeleuchtung" zu garantieren.

Dr. Hanau, Berlin

 

Nur was fürs Panoptikum
Betr.: "Gegen das selektive Erinnern" (Folge 19)

Ein EKD-Ratsvorsitzender und Bischof der Evangelischen Kirche, der zum Jahrestag des Kriegsendes nicht aller Opfer gedenkt, ist undenkbar, denn er kann ja kein Christ sein. Sein Platz ist ob seiner Absurdität in einem Panoptikum.

Aber gehört nicht nahezu die ganze deutsche politische Klasse mit der großen Mehrheit der Journalisten in ein Panoptikum? Ist es vorstellbar, daß in einem anderen Staat die eigenen Opfer vergessen werden, ihre Leiden nur als Ausnahme Erwähnung finden? Würde ein anderer Staat seine totale Niederlage als Befreiung feiern? Undenkbar! Ein deutscher Kanzler, der die Parade zum Sieg über den Staat, den er vertritt, mit abnimmt und mit einer ehemaligen Partisanin plaudert (ob sie ihm verraten hat, wie viele unserer Soldaten sie aus dem Hinterhalt ermordet hat) kann doch nur in einem Panoptikum Platz finden.

Auch wenn Hitler und seine Vasallen schwerste Schuld auf sich geladen haben, gibt das niemandem das Recht oder die Begründung, den eigenen Toten und Opfern die Trauer, den Schmerz und die Erinnerung zu verweigern. 

Jörn Heinrichs, Dorsten

 

Der unverstandene Geist der Kameradschaft
Betr.: "Befreiung? Wovon? Wozu?" (Folge 18)

Nein, am 8. Mai 1945 bin ich nicht befreit worden. Allenfalls von der Angst, in sowjetische Gefangenschaft zu kommen, deren Befreiungskonditionen ich damals wie Millionen meiner Kameraden wohl kaum überlebt hätte. Daher werde ich Zeit meines Lebens dem aufrechten Mann Großadmiral Dönitz dankbar sein, dem es im letzten "gentleman agreement" des Krieges mit Montgomery gelungen war, mich, "Kanonier Wittmeier", mit anderen Kameraden eine Stunde vor Waffenstillstand mit dem letzten deutschen Zerstörer "Karl Galster" von Hela abzuholen. Alle Besatzungsmitglieder des Zerstörers haben freiwillig bei diesem letzten Einsatz mitgemacht, wohlwissend, daß eine Internierung in Dänemark risikoloser für sie gewesen wäre als der letzte Einsatz für ihre Kameraden. Zahlreiche Feldgendarme, die Ordnung bei der Verschiffung in Hela hielten und im letzten Augenblick bei uns hätten an Bord springen können, grüßten, blieben zurück und wurden "befreit". Hoffentlich haben sie die Befreiung überlebt! Das war damals der Geist, die Kameradschaft, nicht das, was heute publikumswirksam vermarktet wird. Aber das kann keiner verstehen, der nicht dabei war, und es will auch keiner verstehen. Vielleicht wird die Generation einmal kommen, die hinterfragt, "daß da doch einiges nicht zusammenpaßt, daß da doch einiges nicht stimmen kann." Aber dann ist es leider zu spät für ein Gespräch mit denen, die es noch wissen.

Wir sind zwar alt, aber noch nicht tot: Täuscht Euch nicht, was wir Alten mit Hilfe von Kamerad Computer alles hinterlassen, ausreichend Stoff für das Ende aller Umerziehungslegenden. "Ja, hätten wir das alles gewußt!" Ihr habt halt nicht zuhören dürfen! Bedankt Euch dann bei den Auserwählten!

Dr. Hans-Wilhelm Wittmeier, Rösrath

 

"... unserem Volke keinen guten Dienst erwiesen"
Betr.: "Welche Legitimation haben Sie?" (Folge 20)

In der PAZ veröffentlichten Sie den Text des von Herrn Friedrich Carl Albrecht an den Landesbischof von Berlin, Wolfgang Huber, gerichteten Briefes. Darin ging es unter anderem um die Entschuldigung, die der EKD-Ratsvorsitzende wegen der von der Türkei an den Armeniern begangenen Verbrechen glaubte im ZDF kundtun zu müssen. Der berechtigten Frage Albrechts, welche Legitimation der Landesbischof hierzu gehabt habe, schließe ich mich voll und ganz an!

Hubers Bußfertigkeit erinnert mich aber auch an das sogenannte Stuttgarter Schuldbekenntnis, abgegeben von Vertretern der Evangelischen Kirche Deutschlands am 19. Oktober 1945. Die seinerzeitigen Erklärungen leisteten einen nicht unerheblichen Beitrag zur einäugigen Geschichtsschau der alliierten Reeducation im Sinne des Morgenthau-Plans. Sie halfen außerdem den damaligen einseitigen Schuldzuweisern, den Weg zur Allein- und Kollektivschuldthese zu ebnen.

Als Folge davon entstand ein teilweise von der historischen Wahrheit abweichendes Geschichtsbild, das heute noch einer Richtigstellung bedarf. Auch mit dem Stuttgarter Schuldbekenntnis hatte die Evangelische Kirche Deutschlands unserem Volke keinen guten Dienst erwiesen.

Hermann Langer, Pappenheim

 

Reine Tatsachen und keine Wunschvorstellungen
Betr.: Leserbrief "Schuld unserer Nation nicht leugnen" (Folge 7)

Der Verfasser des Leserbriefes ist von der Alleinschuld unseres Volkes am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und den daraus resultierenden Schandtaten überzeugt. Eine Dis-kussion hierüber verbietet sich aus Platzgründen. Der Verfasser beruft sich auf Erlebnisse seiner Mutter in ihrem Kindesalter; er selbst ist also kein Zeitzeuge. Hierzu meine persönlichen Erlebnisse zu diesem Themenkreis.

Mein Onkel, verheiratet mit einer liebenswerten Polin, lebte ab 1918 in Graudenz/Polen. Im Sommer 1939 und auch schon vorher war das Ehepaar Schikanen und Drangsalierungen ausgesetzt. Mein Onkel floh im Juli 1939 nach Danzig. Meine Tante blieb in ihrer Zahnarztpraxis allein zurück. Ihre Polengebürtigkeit nutzte ihr wenig. Sie mußte den Leidenszug der Volksdeutschen nach Lowitsch über 300 Kilometer durch- und überstehen. Wer weiß heute noch davon? (Vgl.: Edwin Erich Dwinger: "Der Tod in Polen", Eugen Diederichs Verlag 1940) Nervlich völlig erschöpft von den erlebten Unmenschlichkeiten erholte sich meine Tante dann sechs Wochen bei meinen Eltern in Hannover.

Sommer 1942: Ich stand im 18. Lebensjahr und verbrachte meinen nunmehr anstehenden Kriegshilfsdienst auf einem Waldbauernhof Im Osterwald bei Hameln. Dies war eine lehrreiche und darum wunderbare Zeit für mich. Hier lernte ich einen jungen zivildienstverpflichteten Polen kennen. Ihm unterstand allein der Kuhstall (zehn Kühe). Der Bauer konnte sich auf ihn verlassen, da der Pole aus der Landwirtschaft stammte. Die Mahlzeiten nahmen wir alle gemeinsam an einem großen runden Tisch ein. Der Pole saß neben mir. Aufschlußreich waren meine Gespräche mit ihm. Er berichtete von der großen, kaum vorstellbaren Armut der polnischen Kleinbauern. Nach dem Krieg bestand noch lange ein Briefwechsel zwischen den Kindern des Bauern und dem polnischen Jungbauern. Nach meiner Arbeit auf diesem Hof standen mir noch 14 Tage Ferien zur Verfügung. In dieser Zeit unterstand ich der HJ-Standortführung und mußte vormittags die im Kriegshilfsdienst eingesetzten Jungen und Mädchen kontrollieren. Meine Arbeit bestand darin, mit dem Fahrrad die Großgärtnereien am Stadtrand Hannovers abzufahren. Hier traf ich auf viele "Ostarbeiterinnen". Es handelte sich um pausbackige, und oftmals fröhliche ukrainische Mädchen, die auch zu Scherzen aufgelegt waren. Von einer "unnachgiebigen und brutalen Ausbeutung" kann ich nicht berichten. Das wird auch sicherlich für die Ukrainerinnen gelten, die in der Keksfabrik Halsen Kekse zu sortieren hatten wie andere dienstverpflichtete BDM-Mädchen auch. In einem erbarmungslosen Krieg hatte jeder seine Pflicht zu tun. Daß es hin und wieder bei der Behandlung ausländischer Arbeitskräfte zu bösen Widerwärtigkeiten gekommen ist, soll nicht bestritten werden. Doch lag dies wohl mehr in der charakterlichen Struktur des Aufsichtspersonals. Die Zivildienstverpflichteten und Ostarbeiter hatten eine mit Lichtbild und Fingerabdruck versehene Arbeitskarte bei sich zu führen. Die Ausgehzeiten dieser Arbeitskräfte waren mittels eines Erlasses je nach Sommer- und Winterzeit genau geregelt. Ich habe hier von Tatsachen berichtet, nicht von Wunschvorstellungen. 

Dr. Hans-Joachim Meyer, Alfeld/Leine

 

Heimatlos
Betr.: Deutschlandtreffen

Auch ich war dabei beim diesjährigen Deutschlandtreffen der Ostpreußen in Berlin. Der 60. Jahrestag ist für mich ein sehr denkwürdiger Tag, nur ein Tag der Befreiung ist es für mich nicht. Der unselige Krieg nahm mir meine Jugend und die Heimat. Ich überlebte das Ende des Krieges 1944/45 und auch die Gefangenschaft. Ich wurde erst im Oktober 1949 aus sowjetrussischer Gefangenschaft entlassen. Nach 40 Jahren DDR-Zeit hoffte ich, in der Bundesrepublik mein deutsches Vaterland zu finden, doch vergebens. Was heute daraus geworden ist, das kann nicht das Land meiner Väter sein. Wir Ostpreußen sind heimatlos und werden es bis zu unserem Tode bleiben.

Deutschland, was ist aus dir geworden? 

Gerhard Neumann, Groß Laasch


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