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11.06.05 / Das Ende der "Glorious" / Das historische Kalenderblatt: 9. Juni 1940 - Die Kriegsmarine beendet ihre Operation "Juno" im Nordmeer

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. Juni 2005

Das historische Kalenderblatt: 9. Juni 1940 - Die Kriegsmarine beendet ihre Operation "Juno" im Nordmeer
Das Ende der "Glorious"

Vom Kieler Hafen aus begann am 4. Juni 1940 um 8 Uhr ein aus den beiden Schlachtschiffen beziehungsweise Schlachtkreuzern "Scharnhorst" und "Gneisenau", dem Schweren Kreuzer "Admiral Hipper" sowie den vier Zerstörern "Karl Galster", "Hans Lody", "Erich Steinbrinck" und "Hermann Schoemann" zusammengestellter Verband das Unternehmen "Juno". Das von der Seekriegsleitung vorgegebene Ziel dieses Unternehmens war es, die deutschen Truppen in ihrem Kampfe um Narwick gegen das aus Briten, Franzosen und Polen bestehende Expeditionskorps dadurch zu unterstützen, daß man den nördlich Narwiks liegenden Stützpunkt des Expeditionskorps, Harstad, über den der Nachschub lief, angreift.

Deutschlands Frankreichfeldzug führte jedoch zu einer Veränderung der Lage. Großbritannien zog die Truppen aus Norwegen ab, um sie für die Verteidigung der Heimat zu nutzen, und räumte Harstad. Unter anderem durch den aufgefangenen Funkspruch eines deutschen Aufklärungsflugzeuges kam der Leiter der Operation "Juno" vor Ort, Flottenchef Admiral Wilhelm Marschall, zu der zutreffenden Lageeinschätzung, daß sich in Harstad kaum noch lohnende Ziele befänden und diese vielmehr auf dem Wege nach Westeuropa seien. So entschied er eigenmächtig, statt Harstad anzugreifen im Nordmeer auf Geleitzugjagd zu gehen.

Im Zuge dieser Jagd stieß die Kampfgruppe am 8. Juni gegen 6 Uhr auf den britischen Marinetanker "Oil Pioneer" und den ihn begleitenden U-Jäger "Juniper". Beide hatten gegen die deutsche Gruppe keine Chance und wurden versenkt. Entsprechend erging es kurze Zeit später dem leeren zum Truppentransporter umgebauten britischen Passagierschiff "Orama". Um die Mittagszeit teilte Marschall seinen Flottenverband. Der Schwere Kreuzer und die Zerstörer wurden Richtung Drontheim zur Ergänzung des Brennstoffvorrates entlassen. Die verbliebenen beiden großen Einheiten "Scharnhorst" und "Gneisenau" setzten die Geleitzugjagd in nördlicher Richtung ohne Zerstörerschutz fort, was nicht ohne Folgen bleiben sollte.

Am Nachmittag gegen 17 Uhr stießen die beiden Schwesterschiffe auf einen aus dem Flugzeugträger "Glorious" sowie den Begleitzerstörern "Ardent" und "Acasta" bestehenden britischen Verband. Als fatal erwies sich für den Flugzeugträger, daß er zum Zeitpunkt des deutschen Angriffes weder Flugzeuge in der Luft noch an Deck hatte und bereits einer der ersten deutschen Treffer den Flugzeugaufzug zerstörte. Die Artillerie des Flugzeugträgers jedoch war jener der beiden deutschen Schlachtschiffe/Schlachtkreuzer nicht gewachsen. So wurde die "Glorious" zum einzigen Flugzeugträger, der ausschließlich durch feindliche Artillerie versenkt wurde. Gegen 19 Uhr war es soweit. Daran konnten auch die beiden schließlich ebenfalls versenkten Zerstörer nichts ändern, die ihren Schutzbefohlenen allerdings mit einer derartigen Verbissenheit verteidigten, daß die Royal Navy die beiden Zerstörerkommandanten posthum mit dem Victoria Cross ehrte. Immerhin gelang es der "Acasta" der "Scharnhorst" aus einer fast schon sinnlos erscheinenden Entfernung einen derart schweren Torpedotreffer beizubringen, daß die Deutschen mit ihrem Rückzug nach Drontheim ihre Operation "Juno" am 9. Juni beendeten. Manchem an der britischen Evakuierungsaktion beteiligten Schiff mag durch diesen Torpedotreffer das Schicksal der "Oil Pioneer", "Juniper", "Orama", "Ardent", "Acasta" und "Glorious" erspart worden sein. Manuel Ruoff


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