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18.06.05 / Keine Wende in Sicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. Juni 2005

Hans-Jürgen Mahlitz:
Keine Wende in Sicht

Zum großen Festakt "50 Jahre Bundeswehr" (s. auch Seite 2) hatte Verteidigungsminister Peter Struck 750 Gäste geladen. Einer von ihnen blieb der Feier demonstrativ - wenngleich von der veröffentlichten Meinung demonstrativ "unbemerkt" - fern: General a. D. Heinz Trettner, ehemaliger Generalinspekteur (1964 bis 1966). Der hochbetagte General protestierte damit gegen die Entscheidung des Ministers, den Jagdflieger Werner Mölders als nicht mehr traditionswürdig zu diskriminieren.

Der Vorgang entbehrt nicht pikanter Noten. Minister Struck hatte der Mölders-Kaserne und dem Jagdgeschwader 74 "Mölders" den Ehrennamen entzogen, weil der legendäre Flieger einst der "Legion Condor" angehört hatte. In der Tat war der junge Mölders im Jahre 1938 für knapp acht Monate nach Spanien abkommandiert, wo er durch außerordentliche Tapferkeit und Erfolge auf sich aufmerksam machte; verdienter Lohn war die vorzeitige Beförderung zum Hauptmann. Bis heute wird in aller Welt gewürdigt, daß Mölders nicht nur ein tapferer Soldat war, sondern es auch geschafft hatte, in schwierigsten Zeiten charakterliche und moralische Integrität zu bewahren - auf der Bais eines starken christlichen Glaubens.

Für Struck aber zählt das alles nichts: einmal "Legion Condor" - für immer ein Verbrecher, so einfach kann man sich seine ideologische Welt zurechtzimmern! Freilich hätte der Minister seine strengen moralischen Maßstäbe dann auch konsequent anwenden müssen. Und das heißt: Auf gar keinen Fall hätte er Trettner zum Festakt einladen dürfen. Der hatte nämlich ebenfalls in der "Legion Condor" gekämpft - länger und ranghöher als Mölders. Nach heutiger linker Lesart also ein "Kriegsverbrecher".

Wie merkwürdig, daß die einstigen Kriegsgegner Deutschlands jahrzehntelang nicht gemerkt haben, mit wem sie es da zu tun hatten! Mehr noch: Die Vereinigten Staaten von Amerika verliehen ihm 1965 das Kommandeur-Kreuz der "Legion of Honor", Großbritannien ehrte ihn 1965 mit dem Royal-Victoria-Orden, die Franzosen ernannten ihn 1969 zum Großoffizier der Ehrenlegion. Zu seinen weiteren hohen Auszeichnungen zählen das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie griechische und italienische Orden.

Es ehrt Heinz Trettner, daß er sich durch die regierungsamtliche Entehrung Werner Mölders' persönlich diskriminiert fühlte und es konsequent ablehnte, sich von einem geschichtsvergessenen Minister instrumentalisieren zu lassen. Er hat ein Zeichen gesetzt, auch wenn dies das derzeitige Traditionsverständnis der politischen Klasse vermutlich nicht wesentlich ändern wird.

Zwar nähert sich die Ära des Verteidigungsaministers Struck ihrem Ende; mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Regierung, der er angehört, im September abgewählt. Aber bedeutet das dann auch das Ende einer Politik, die sich nur dem politisch korrekten Zeitgeist verpflichtet fühlt?

Große Hoffnungen sollten wir uns da nicht machen. Denn die Gesinnung, aus der heraus jetzt der mustergültige Soldat Mölders herabgewürdigt wird, ist ja keine Erfindung des Sozialdemokraten Peter Struck. Sie begegnete uns auch schon bei seinen Vorgängern, darunter Volker Rühe CDU). In dessen Amtszeit fiel zum Beispiel die vorzeitige Entlassung des konservativen, also "unkorrekten" Generals Gerd Schultze-Rhonhof. Und der bekennende Patriot und Major d. Res. Martin Hohmann ist schließlich auch nicht von ultralinken "Antifaschisten", sondern von der Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel aus Fraktion und Partei entfernt worden. Ob in Zivil oder in Uniform: Auf eine wirkliche Wende werden wir wohl noch lange - vielleicht vergebens? - warten müssen.


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