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18.06.05 / Letzte Ruhestätte mißgönnt / Von der US-Besatzungsmacht hingerichteten angeblichen NS-Verbrechern droht zusätzliche Strafe

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. Juni 2005

Letzte Ruhestätte mißgönnt
Von der US-Besatzungsmacht hingerichteten angeblichen NS-Verbrechern droht zusätzliche Strafe

Bücher über die Ereignisse in Deutschland in den ersten Jahren nach der Kapitulation sind - etwa verglichen mit der Literatur über die Zeit des Nationalsozialismus - überaus rar. So weiß vor allem die jüngere Generation nahezu nichts von den Maßnahmen etwa der US-Amerikaner, die damals unter dem Begriff "Siegerjustiz" einen schlechten Ruf hatten. Dazu gehören an prominenter Stelle die Verfahren gegen Deutsche wegen wirklicher oder angeblicher Kriegsverbrechen. Sie endeten vor amerikanischen Kriegsgerichten meistens mit der Todesstrafe.

Ein Symbol für diese höchst zweifelhafte Justiz war das Landsberger Gefängnis mit dem im Stadtteil Spröttingen unterhaltenen Friedhof für die Gehenkten. Zwischen Herbst 1945 und 1957 gab es in Spröttingen etwa 185 Gräber, die seit 2002 in der Diskussion sind. Damals nämlich überraschte der bayerische Justizminister Weiß die Öffentlichkeit mit der Bekanntmachung, der Friedhof mit den Kriegsgräbern solle "entwidmet" werden, das heißt, er solle nicht mehr als Friedhof gelten. Die Grabmale mit den Namen der Beerdigten sollten beseitigt, die Gräber eingeebnet werden. Begründung: Dort würden die Gräber von Kriegsverbrechern gepflegt und damit die Toten geehrt. Außerdem sollten angeblich Rechtsradikale dort in größerem Umfang demonstriert haben, wovon allerdings der örtlichen Polizei nichts bekannt ist. Und die Ehrung besteht offenbar darin, daß die Gräberfläche gepflegt wird und daß Angehörige gelegentlich Blumen niederlegen.

Gegen die Entscheidung der Landesregierung erhob sich heftiger Protest in Landsberg wie außerhalb Bayerns. Man blieb aber dabei: Die Grabmale sollen zerstört werden.

Den angesehenen Landsberger Bürger Heinrich Pflanz hat die schändliche Entwicklung nicht ruhen lassen. Er hat ein umfangreiches Buch geschrieben, in dem er dokumentiert, wer dort begraben ist und wessen man die Soldaten, zumeist niedere Dienstgrade, beschuldigte. Dazu verhalfen ihm Dokumente aus deutschen und US-amerikanischen Archiven sowie private Unterlagen aus den betroffenen Familien und von ehemaligen Kameraden. Herausgekommen sind Schilderungen des Lebens der damals von den Amerikanern Getöteten, soweit möglich mit Bildern, sowie Abrisse der Verfahren, die dann mit dem Todesurteil endeten.

Aus den Dokumenten geht nur allzu oft hervor, daß Belastungszeugen gelogen haben und daß belastende Aussagen mit Folter erpreßt worden waren. Viele Angeklagte trugen Spuren von Mißhandlungen, die man auch noch an den Fotos zahlreicher Hingerichteter erkennt.

Aus politischen Gründen verurteilte Deutsche wurden gehenkt, weil das als schimpflich galt, während Kriminelle, die etwa wegen Mordes von amerikanischen Gerichten zum Tode verurteilt worden waren, erschossen wurden.

Die Hinrichtungen gingen auch nach Gründung der Bundesrepublik weiter, als in Deutschland die Todesstrafe abgeschafft worden war. Immer heftiger wurden die öffentlichen Proteste, etwa von den beiden Kirchen, aber durch die Initiative des US-Verteidigers Everett auch in den USA. Der sozialdemokratische Politiker Carlo Schmid setzte sich für die Verurteilten ebenso ein wie Bundespräsident Heuß, Bundeskanzler Konrad Adenauer und Pastor Martin Niemöller. 1951 fand in Landsberg eine Massendemonstration gegen die Hinrichtungen statt. Es half alles nichts. Die amerikanischen Henker taten weiter ihre Arbeit.

Jetzt will die bayerische Landesregierung durch die Beseitigung der Kreuze und des Friedhofs offenbar den Mantel des Schweigens darüber decken.

Es ist gut, daß Heinrich Pflanz diese Dokumentation geschaffen hat. Hans-Joachim v. Leesen

Heinrich Pflanz: "Der Spröttinger Friedhof in Landsberg am Lech", zahlreiche Abb., geb., 424 Seiten, 34,90 Euro


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