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18.06.05 / Pannonicus

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. Juni 2005

Über- Legungen

Überwiegt im Urlaub Regen, regt das an zum Überlegen, 

und wenn’s schüttet wie mit Kübeln, kommt man überhaupt ins Grübeln: 

Überwintern allenthalben kann man, selbst wo Gletscher kalben, 

will man aber übersommern, geht das nicht einmal in Pommern! 

Und da wäre zu ergänzen, Überherbsten, Überlenzen 

ist genauso auszuschließen, sei’s auch noch so zum Verdrießen. 

Weiters kann, wie’s manche machten, man mit Nichten übernachten, 

doch mitnichten übertagen – ist das nicht zu hinterfragen? 

Selbst mit andern Intervallen liefert „über-“ fiese Fallen: 

Überwochen – nicht zu machen, überstunden – echt zum Lachen! 

Spanner, die es überspannen, sind gewiß zu übermannen, 

nie jedoch zu überfrauen – läßt sich das noch überschauen? 

Überwinden kann man Schweden manchmal bloß durch Überreden, 

Überschweigen unterdessen ist als Taktik zu vergessen. 

Und ob Samen überschnappen, weil sich Namen überlappen, 

seit wir „Lappen“ für die „Samen“ von den Finnen übernahmen? 

Überraschend überschätzen kann man sich bei Gegensätzen, 

denn mit „über-“ zu erweitern läßt gar manche Paarung scheitern: 

Überholen – überbringen? Gegenteil will nicht gelingen. 

Überfallen – übersteigen? Ebenso, wie klar zu zeigen. 

Überfordern – überbieten? Detto, doch ich fand auch Nieten, 

welche das noch übertrafen: Überwachen – überschlafen! 

Übergeben – übernehmen? Scheint das Schema zu beschämen, 

trotzdem ist es leicht zu stützen, wenn wir „sich“ davor benützen. 

Mehr jedoch soll unterbleiben, und anstatt zu übertreiben, 

will ich Logik überschreiten, zum Grotesken überleiten: 

Plattheit kann man überspitzen, einen Kühlschrank überhitzen 

und beim Rennen – oft nach Stunden – auf Gerader überrunden. 

Grippe kann man übergehen oder liegend überstehen, 

eine Stellung überrennen, überspannt vor Freude flennen! 

Überdies kann so wie Lücken Überdruß man überbrücken – 

und schon ist in Glasveranden Urlaubsnässe überstanden. 

Pannonicus


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