© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. Juli 2005

Symbolischer Akt der Anerkennung
Wien ehrt Trümmerfrauen

Österreichs Trümmerfrauen bekommen seit dem 1. Juli eine symbolische Anerkennung ihrer Arbeit beim Wiederaufbau des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg. Am 23. Juni beschloß der Familienausschuß des österreichischen Parlaments, daß Frauen, die vor dem 1. Januar 1931 geboren wurden und vor dem 1. Januar 1951 mindestens ein Kind bekommen haben sowie nur eine geringe Pension beziehen, einmalig 300 Euro aus dem "Härteausgleichsfonds" beantragen können. Es wird mit zirka 50.000 möglichen Empfängerinnen gerechnet. "Die Zahlung an diese Frauen ist ein verdienter Akt der Anerkennung ihrer unter schwierigsten Bedingungen erbrachten Leistungen", begründete die konservative Regierung das Gesetz.

Die rot-grüne Opposition griff die Auszeichnung in Anlehnung an die NS-Zeit als "fiskalisches Mutterkreuz" an. Analog zum österreichischen Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz sind laut Regierungs-

angaben "jene Personen von der Zuwendung ausgeschlossen, deren Verhalten in Wort oder Tat mit den Gedanken und Zielen eines freien demokratischen Österreich unvereinbar" waren. Trotzdem wirft die sozialdemokratische SPÖ dem Kabinett Schüssel vor, auch "Nationalsozialistinnen" zu ehren. Es handele sich bei den Ausgezeichneten um "Opfer, die eigentlich Täterinnen gewesen seien", argumentierte gar der grüne Sozialsprecher Öllinger. Sozialministerin Haubner verteidigte das Gesetz wie die umstrittenen Auswahlkriterien - die ersten fünf Jahre Wiederaufbau seien besonders schwierig gewesen.

In Deutschland ist Respekt von offizieller Seite für die Leistungen der Generation des Wiederaufbaus weniger zu erwarten. So weigerte sich Münchens Oberbürgermeister Ude, ein Denkmal für Trümmerfrauen errichten zu lassen. SV