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02.07.05 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. Juli 2005

Hotzenplotz / Die Sozialdemokraten machen Urlaub im Laufstall ihrer schönsten Kinderphantasien
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Wie öde und fad wäre unser Europa ohne Darsteller wie Silvio Berlusconi. Vergangenes Jahr sorgte er für Stimmung, als er dem deutschen EU-Sozialisten Schulz eine Rolle als KZ-Kapo in einem gerade im Dreh befindlichen italienischen Nazi-Schinken anbot. Es war richtig anstrengend, danach ein empörtes Gesicht aufzusetzen, so haben wir gelacht. Um Schinken ging es auch dieses Jahr. Die Finnen hätten keine Ahnung von Schinken und folterten ihre Mittagsgäste mit geräuchertem Rentier, feixt der Römer. Die finnische Ministerpräsidentin sei überdies auf sein schmieriges Gigolo-Gebalze reingefallen, weshalb sich irgendeine EU-Behörde, die sich mit Lebensmitteln oder so herumschlägt, jetzt in Parma niedergelassen habe, da wo der Schinken wächst, und nicht bei den verrauchten Rentieren. Solche Brüller läßt der Italiener nicht wie andere Politiker abends beim Bier los, damit er sie nachher mit bestürzter Miene und bräsigen Bekenntnissen zur finnisch-italienischen Freundschaft seit Romulus und Remus dementieren kann. Nein, Signore Berlusconi gluckst das alles vor der versammelten europäischen Festcorona heraus! Das hat Klasse.

Dabei ist ja auch die italienische Küche nicht unumstritten. Den einen mag sie Offenbarung sein, Kritiker sehen in dem, was die Römerherde verläßt, nur mehr eine ölige Knofel-Orgie. Einig ist sich die Welt in Sachen Küche indes bei den Amerikanern. Abgesehen von Steaks in der Größe deutscher Bundesländer identifiziert die Menschheit Amerikas Eßkultur vor allem mit dem sogenannten "Burger", in Wattebrot gepreßter Fleischpaste also. Die Dinger sind ungesund, weiß jeder. Man muß sie ja nicht essen, wird entgegnet. Ja sicher, doch damit ist das Problem ja nicht aus der Welt! Schließlich müssen auch jene Zeitgenossen unter den sichtbaren Folgen des US-Kalorienmülls leiden, die ihn gar nicht anrühren. Beispielsweise beim Hemdenkauf: Da wühlt man sich schwitzend durch Hügel von gigantischen XL- und XXL-Größen für Burger-Vertilger, bis man endlich ein Hemd gefunden hat, in das der klassische Mitteleuropäer mit Körperumfang aus der Pellkartoffel-Epoche nicht zweimal reinpaßt.

Der US-Kongreß hat das Problem erkannt und will gegensteuern, bevor die immer gewichtiger werdenden Amerikaner Dellen in die Gehwege treten. Gegen-"steuern" ist wörtlich zu nehmen, denn eine Fettsteuer soll den US-Bürgern das Burgeressen vermiesen.

Es ist wirklich tragisch, daß die Grünen jetzt so gut wie weg sind von der Macht. Die hätten das Washingtoner Beispiel nicht bloß freudig übernommen, sondern es - ganz bundesrepublikanisch - schrittweise ausgebaut zu einem großartigen Mosaik aus zahllosen ineinander verschachtelten und sich neckisch widersprechenden Bundesspeisevorschriften. Und zweifellos wäre bald jede Gemeinde ab 10.000 Einwohnern dazu verdonnert worden, die Stelle einer hauptamtlichen Ernährungsbeauftragten zu schaffen. Die hätte dafür gesorgt, daß wir eines Tages guten Gewissens nichts mehr zu uns nehmen könnten außer Gemüsesaft und Vogelfutter. Die SPD hätte den sozialen Ausgleich geschaffen per Fettsteuerbefreiung bei Frustfraß für sozial Benachteiligte. Schade, das wird nun alles nichts mehr, wenn die Meinungsforscher nicht völlig danebenliegen. Das rot-grüne Projekt wird abgeblasen, ohne die fabelhafte Welt der "Ernährungsreform" überhaupt betreten zu haben. Nicht mal der Eichel hat bemerkt, welche wunderbaren Besteuerungsmöglichkeiten hier ungenutzt schlummern. Amerika ist eben das Land der Innovationen, während der deutsche Fiskus immer bloß auf die üblichen Verdächtigen kommt beim Abzocken, weshalb die größten Tankstellen der Deutschen heute nicht mehr Shell oder BP heißen sondern Polen oder Tschechien.

Die Sozialdemokraten haben sowieso keine Lust mehr, sich noch den Kopf zu zerbrechen und ziehen sich lieber zurück in den Laufstall ihrer Kinderphantasien. Jeder echte Sozi hat als Kleiner mal davon geträumt, Robin Hood zu sein, der den Reichen das Gold abknöpft, um es den dankbaren Armen zu schenken. Da müssen wir wieder hin, haben sich die SPD-Größen beim Ritt in den Sonnenuntergang verabredet. Auf dem Weg aus der englischen Sage in die deutsche Wirklichkeit hat sich der edle Robin nur leider in einen brutal-vertrottelten Hotzenplotz verwandelt, der mehr kaputtmacht als er raubt und dem die Armen reichlich schnuppe sind. Beeindrucken tun arme Schlucker dieses Kalibers nur durch eines: Ihre erstaunliche Dreistigkeit. Jetzt also die "Reichensteuer", nachdem Münte und Schröder jahrelang damit angegeben haben, daß "wir die Steuern gesenkt und damit Impulse für mehr Konsum, mehr Wachstum gegeben haben".

Nein, nein, dieses Hin und Her schmeckt uns nicht, da bleiben wir lieber gleich ganz im Reich der Fabeln und der Finten, sprich: Bei Gysi und Lafontaine. Dort weiß man wenigstens, daß alles Quatsch ist und sieht sich nicht dieser chaotischen Mischung aus Clementschem Verantwortungsgefühl, Münteferings Vulgärmarximus und Schröderscher Schauspieltechnik ausgesetzt. Die hat er nämlich nicht verlernt. Während er in Deutschland auf "Reiche abziehen" macht, hat er bei seinem USA-Besuch noch mal den Genossen der Bosse herausgekehrt. Gut, daß zwischen diesen beiden, grundverschiedenen Schrödervariationen ein ganzer Ozean liegt. Wenn sie sich hier auf der Straße begegneten, flösse wahrscheinlich Blut.

Der Kanzler würde, auf diese gewissen Widersprüche hingewiesen, vermutlich antworten, es sei halt "alles ein Frage der richtigen Kommunikation". Auf deutsch: Widersprich dir ruhig und rede Unsinn, aber gib ihm schöne Namen! Dann applaudieren die Deppen schon. So macht es auch Ausländerbeauftragte Marieluise Beck. Rot-Grün hat großzügig deutsche Pässe an Ausländer verteilt, weshalb die jetzt nicht mehr Ausländer heißen sondern "Migranten", lateinisch für "Wanderer". Gewandert sind sie indes allein aus der Statistik, was Frau Beck von den Grünen stolz als "Erfolg der Integration" feiert. Das haben schon die alten Römer so gemacht, bis bald jeder in der damals bekannten Welt römischer Bürger war. Am Ende brauchte es dann gar keine Abstammungsrömer mehr: Der gesellschaftlich voll integrierte Germane Odoaker, der es zum General in Roms Armee gebracht hatte, schickte den letzten weströmischen Kaiser einfach weg aufs Land und übernahm den Laden selber.

 

"Hoffentlich kratzt sie sich nicht blutig!" Zeichnung: Götz Wiedenroth


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