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09.07.05 / Gequält, gefoltert, ermordet / Brandenburg: Bevölkerung steht fassungslos vor Gewaltorgien

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. Juli 2005

Gequält, gefoltert, ermordet
Brandenburg: Bevölkerung steht fassungslos vor Gewaltorgien
von Annegret Kühnel

Im Juni ist vor dem Landgericht Frankfurt/Oder ein Prozeß gegen drei junge Männer und zwei Frauen zu Ende gegangen. Sie hatten im Sommer 2004 einen 34jährigen arbeitslosen Baumaschinisten, der ihnen zufällig in die Quere gekommen war, als angeblichen "Kinderschänder" in eine Wohnung verschleppt, sexuell gedemütigt, verbrannt und ihm verschiedene Gegenstände in den After gestoßen.

Er mußte Spülmittel, Friteusenöl, Urin und Taubenkot schlucken. Das Martyrium dauerte zweieinhalb Stunden. Anschließend drohten sie, seinen Sohn zu töten, falls er zur Polizei ginge. Eine Notoperation rettete sein Leben, doch ihm mußte ein künstlicher Darm-ausgang gelegt werden, der Bauch ist halbseitig gelähmt, Brandwunden entstellen den Oberkörper. Die seelischen Verwundungen sind kaum heilbar.

Kurz zuvor waren im märkischen Buckow vier junge Männer in die Wohnung eines schwulen Paares eingedrungen, um den jüngeren der beiden ebenfalls als angeblichen "Kinderschänder" zu bestrafen. Ihm wurden zahlreiche Knochen gebrochen, man rammte ihm Messer und abgebrochene Flaschen in den Körper. Der noch Röchelnde wurde dann in einen Teppich gerollt und in ein Waldstück gefahren. Sein Partner wurde gezwungen, mit ins Auto zu steigen. Beide wurden mit Benzin übergossen und verbrannt. Die Täter wurden bald gefaßt. Ein anderer Fall hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht: Im Sommer 2002 war im 600-Seelen-Dorf Potzlow (Uckermark) ein 16jähriger geistig Behinderter von jungen Erwachsenen stundenlang gequält worden. Zum Schluß zerstrümmerte man ihm den Schädel und versenkte die Leiche in einer Jauchegrube. Erst nach Monaten wurde sein Schicksal geklärt.

Die Gewaltorgien haben auch nach Berlin übergegriffen. In Köpenick wurde gerade ein Bande junger Erwachsener ausgehoben, die sich die Enttarnung und Bestrafung von "Kinderschändern" zur Aufgabe gemacht hatte. Im Fall eines 40jährigen Bäckers spielte eine 17jährige den Lockvogel. Sie gab sich ihm gegenüber als 14jährige aus und versprach eine heiße Stunde. Der Bäcker, der keinerlei pädophile Neigungen hat, hielt sie, ihrem Aussehen entsprechend, für volljährig und lud sie in seine Wohnung ein. Unter dem Vorwand, sich frisch zu machen, ging sie zur Wohnungstür und ließ ihre Komplizen ein. Die schlugen den Mann nieder und quälten ihn mit einem heißen Bügeleisen. Als er ohnmächtig wurde, raubten sie Geld, EC-Karte, Rechner und Funktelefon. Sie zerstörten den Telefonanschluß, verriegelten die Wohnung von außen und entfernten sein Namensschild von Briefkasten und Klingel. Nach zwei Tagen kam der Mann wieder zu sich und schleppte sich zum Arzt. Seine großflächigen Verbrennungen machten einen dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt nötig.

Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Solche Taten sind zwar nicht die Regel, aber sie stehen auch nicht vereinzelt da. Es handelt sich um keine spontanen Gewaltausbrüche, sondern um geplante Grausamkeiten, die geradezu genußvoll zelebriert werden. Sie sind Ausdruck eines bedrückenden Klimas. Selbst Brandenburgs zupackender Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sieht angesichts zunehmender Jugendgewalt die Möglichkeiten der Polizeiarbeit an ihre Grenzen gekommen.

Die Presse bündelt solche Taten unter dem Begriff "rechte Gewalt" und druckt Schlagzeilen wie: "Neonazis foltern mit Bügeleisen". Inzwischen hat die Polizei bekanntgegeben, daß Verbindungen der Köpenicker Bande zur Neonazi-Szene nicht nachzuweisen sind. Die Zuschreibungen sind Ausdruck von Ratlosigkeit und Bequemlichkeit. Allerdings gibt es auch bereits Zusammenstöße zwischen bekennenden linken und rechten Jugendgruppen, wobei beide Seiten gleichermaßen Gewalt anwenden.

Das Problem ist eine geistige, moralische und soziale Verwahrlosung, in der es keine Maßstäbe mehr gibt. Das Land Brandenburg will jetzt verstärkt in die Vorbeugung investieren. Polizei, Lehrer und Sozialarbeiter sollen dabei Hand in Hand arbeiten. Zum Beispiel sollen Kurse für Meditation und soziales Verhalten eingeführt werden. Es geht um das Erlernen von selbstverständlichen Regeln des Zusammenlebens, die offenbar weitgehend abhanden gekommen sind.

 Selbstverständliche Regeln abhandengekommen: In der Verwahrlosung und Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher sehen Gewaltforscher die wesentliche Ursache einer neuen Stufe der Brutalität. Foto: pa


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