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09.07.05 / Schönhausen wird gerettet / Beschlossen: Preußisches Architekturjuwel erhält seinen alten Glanz zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. Juli 2005

Schönhausen wird gerettet
Beschlossen: Preußisches Architekturjuwel erhält seinen alten Glanz zurück
von Thorsten Hinz

Das Schloß Schönhausen in Berlin-Pankow hat endlich einen verantwortungsbewußten Hausherrn gefunden: die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Ein 15 Jahre langer Zustand der Ungewißheit, der der Substanz des Hauses schwer zusetzte, ist zu Ende, seine Geschichte kann fortgeschrieben werden.

Das erste Schloß ließ 1664 eine Gräfin Dohna nach Plänen, die ihr Gemahl, ein General-Feldzeugsmeister, gezeichnet haben soll, als bescheidenes Herrenhaus in Hufeisenform nach holländischem Muster anlegen. 1691 erwarb es Kurfürst Friedrich III., der spätere erste Preußenkönig. In seinem Auftrag wurde es von den Baumeistern Nering und Eosander zu einer größeren Schloßanlage um- und neugestaltet.

Dabei erhielt das Schloß eine neue Gartenfassade, eine barocke Ausstattung und statt des ursprünglichen Mansardendaches ein Satteldach. 1740 schenkte es Friedrich der Große seiner Gemahlin, der unglücklichen Elisabeth Christine, für ihr vom Hof abgesondertes Leben.

Nach den Verwüstungen durch die Kosaken 1760 erfolgte der Auf- und Ausbau zur heutigen Gestalt. Dabei wurde an der Stelle des Ehrenhofes eine zweiarmig geschwungene Treppe in Formen des Rokoko errichtet. An der Südseite entstanden neue Galerien gleichen Stils. 1831 gestaltete Peter Johann Lenné den südöstlichen Bereich des Schloßparks zum Landschaftspark um. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert lag das Gebäude ungenutzt und verwahrloste. 1935/36 indes wurde es von der Preußischen Schloßbauverwaltung nach dem Zustand von 1764 rekonstruiert. Nutzer war die "Reichskammer der bildenden Künste".

1945 beseitigte eine Pankower Künstlerinitiative rasch die Kriegsschäden. Bereits im September konnte im Schloß eine Kunstausstellung eröffnet werden. Kurz darauf wurde es jedoch beschlagnahmt und ein russisches Offizierskasino, danach ein Internat und eine Schule für russische Schüler eingerichtet. Ab 1949 befand sich hier der Amtssitz des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck. Einen Steinwurf entfernt, im Majakowski-Ring, lag das Wohnviertel der Partei- und Regierungsspitze. Die übrigen Häuser hatten wohlhabenden Mittelständlern gehört, die zugunsten von Pieck, Ulbricht, Ministerpräsident Grotewohl und Kulturminister Johannes R. Becher enteignet worden waren. Nach dem Tode Wilhelm Piecks 1960 wurde das Präsidentenamt abgeschafft und ein Staatsrat als kollektives Staatsoberhaupt eingesetzt. Den Vorsitz übernahm Walter Ulbricht, der seinen Amtssitz in einen Neubau am Schloßplatz (damals Marx-Engels-Platz) verlegte. Schloß Schönhausen wurde das Gästehaus der DDR-Regierung, wo auch Staatsempfänge stattfanden.

Der denkwürdigste Empfang erfolgte am 6. Oktober 1989, als Michail Gorbatschow und Erich Honecker übereinkamen, daß man sich nichts mehr zu sagen hatte. Moskau entzog Ost-Berlin seine schützende Hand. In der Umbruchphase 1989/90 tagte hier der "Runde Tisch", über den schließlich die unerfahrenen DDR-Bürgerrechtler von den ausgebufften SED-Funktionären gezogen wurden. Anschließend fanden vertrauliche Gespräche zum Zwei-plus-vier-Vertrag auf Schönhausen statt.

Nach der Vereinigung wurde das denkmalgeschützte, aber marode Gebäude zwischen Bund, dem Land Berlin und dem Stadtbezirk hin- und hergeschoben. Zeitweise war es als Ausweichquartier für den Bundespräsidenten im Gespräch, doch dann wurden im Dachgebälk giftige Holzschutzmittel festgestellt.

Der Verfall schritt voran. Als im Frühjahr 2002 die Pergola einstürzte, kam es zu einer wirkungsvollen Protestaktion, bei der Pankower Bürger sich einer symbolischen Abrißbirne entgegenstellten. Die Politiker in Bund und Land fühlten sich seitdem unter Druck.

Bis 2009 wollen die Preußische Schlösserstiftung und das Land Berlin das Schloß auf seinen alten, glanzvollen Zustand zurückführen. Dann soll es die wertvolle Bildersammlung der ostpreußischen Adelsfamilie Dohna-Schlobitten, die zur Zeit im Schloß Charlottenburg gezeigt wird, aufnehmen.


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