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09.07.05 / Zwei Männer im Bett / und Mutter müht sich, die beiden wieder auf die Beine zu bringen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. Juli 2005

Zwei Männer im Bett
und Mutter müht sich, die beiden wieder auf die Beine zu bringen

Der Vater hat Grippe, das Söhnchen auch. Zwei Männer im Bett - und Mutter rennt! Sie läuft nicht etwa vor der Krankheit davon, die bekommt sie ohnehin, wenn die anderen wieder munter sind. Sie hastet sich für die armen Lazarusse ab, und das von morgens bis abends, denn das Fieber muß runter, der Vater zur Arbeit und der Sohn zur Schule.

"Elli, bitte die Halstabletten!" - "Mama, ich hab sooo'nen Durst!"

Und der Hund will "Gassi" gehen und Mutter rennt! Zuerst nach der passenden Arznei. Sie reißt die Tür des im Schlafzimmer angebrachten Medizinschrankes auf. Schächtelchen, Fläschchen, Gläschen, Dös-chen, Binden fallen ihr entgegen und verteilen sich malerisch auf dem Boden. Ein schmales Röhrchen landet in ihrem Ausschnitt.

Oh Schreck, im Schrank müßte mal wieder aufgeräumt werden! Was Mutter jetzt für ihre Kranken braucht, ist natürlich im Augenblick nicht zu finden. Nun muß doch der Doktor her!

Der gute alte Hausarzt kommt auch sehr schnell. Jahrzehnte lang hat er die Familie von allen Wehwehs geheilt. Auch jetzt stellt er seine uralte abgewetzte Arzttasche auf den Boden, setzt sich auf die Bettkante des Sohnes und fragt aufmunternd: "Na, wo fehlt's denn?"

Ein verschmitzter Blick zum Vater. "Keine Lust zum Arbeiten heute?" Er fühlt, horcht, klopft ab und macht "hm, hm". Für jeden Schmerz hat er die richtige Pille, für jedes Zipperlein die passenden Tropfen.

Dann zeigt er dem kranken Jungen, wie man gurgelt, den Tee richtig im Rachen verteilt, und der erstickt fast vor Lachen unter seiner Bettdecke, weil ihm der Doktor das Rollen in der Kehle so ulkig vormacht.

Ist der Arzt gegangen, sind die Patienten schon halb gesund. Ein Königreich für einen guten Hausarzt! Da kann man einfach nicht vor der Zeit sterben, nicht ehe es der Doktor ausdrücklich erlaubt hat.

Mutter rennt in die Apotheke und holt die verschriebene Medizin. Auf dem Beipackzettel der einen Schachtel steht, das Mittel wirke nicht nur antihypertensiv, sondern auch kardioprotektiv, was ihr ein wenig undurchsichtig erscheint. Auch wenn ihr die Begriffe ,Hypromellose' oder ,Mikrokristalline Cellulose' wie böhmische Dörfer vorkommen, so pflegt sie doch auf jeden Fall ihre Kranken mit Hingabe gesund.

Vertrauensvoll schlucken ihre beiden Männer die verschriebene Arznei und fühlen sich gleich darauf viel besser, denn der Doktor muß schließlich wissen, was gut für sie ist.

Was wäre das Leben ohne Krankheiten? Da wüßte man doch gar nicht, wie schön es ist, gesund zu sein. Gabriele Lins


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