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09.07.05 / Die ostpreußische Familie II / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. Juli 2005

Die ostpreußische Familie II
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

noch immer wehen die Berliner Tage in den Briefen nach, die ich erhalte. Den meisten Fragestellern konnte ich ja nur einen Tip geben und raten: "Schreiben Sie alles auf und schicken Sie es mir zu!" Was nun auch getan wird. So von Werner Skoppek, der auf mein Anraten auch ein Foto beilegte, das wir hier sehen. Er schreibt dazu:

"Der Bruder meiner Urgroßmutter Wilhelmine Auguste Pfeifer geborene Strzelski - Carl Eduard Strzelski, * 1870 in Kallnischken, Kreis Goldap - hat um 1895 eine mir namentlich nicht bekannte, auf dem beiliegenden Bild zu sehende Frau (1) geheiratet. Aus der Ehe gingen wohl zwei Töchter und ein Sohn hervor. Meine Großmutter Martha Skoppek, geborene Pfeifer, hat die Postkarte aus den 1940er Jahren hinterlassen, auf der auch ihre Cousine Anna (4) abgebildet ist, die 1918 einen Paul aus Insterburg geheiratet hat, Nachname unbekannt. Ihre gemeinsame Tochter Edith (3), um 1920 geboren, hat während des Krieges in Insterburg einen Hilfsprediger Meißner geheiratet, aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. von denen einer auf dem Foto zu sehen ist (2). 1943 zog meine in Essen ausgebombte Großmutter vorübergehend nach Weimar, wo die andere Cousine wohnte, eine Frau Tomke, die später mit ihrem Mann nach Bielefeld ging. Die Insterburger lebten nach dem Krieg ebenfalls in Weimar, Edith Meißner hat meine Großmutter in Essen noch einmal besucht. Wer kann mir nähere Auskünfte über die Genannten und ihre Familien machen? Jeder kleine Hinweis ist wertvoll."

So Herr Skoppek, dem ich ein bißchen Hoffnung machen kann, weil ja noch nach dem Krieg Kontakte zustande kamen. (Werner Skoppek, Paderborner Straße 7 B in 10709 Berlin, Telefon 0 30 / 8 91 32 33, E-Mail: wesko@snafu.de .)

"Immer, wenn ich darüber schreibe, bin ich sehr aufgeregt," bekennt Frau Barbara Klawonn, deren Suchwünsche ich in der Folge 11 veröffentlicht habe. Unter "darüber" meint sie ihre Familiengeschichte, und die führt nach Stettin, aber auch nach Ostpreußen. Ihr Vater Waldemar Otto Klawonn, * 1909 in Niedergruppe, Kreis Schwetz, ging nach seiner Eheschließung mit Klara Luise Helene Glaser nach Masuren, wo er in Weissberg, Ortsteil Seewalde, bei Mühlen einen Neubauernhof übernahm. Dort wurden vier Kinder geboren, von denen zwei nach der Flucht im Flüchtlingslager bei Bernburg verstarben. Barbara Klawonn und ihre Zwillingsschwester überlebten. Natürlich kommen beim Aufarbeiten der Vergangenheit auch Emotionen hoch, und so kam es auch hier zu kleinen Unstimmigkeiten, die vor allem den von ihr gesuchten Bruder ihres Vaters betreffen: Dieser in Niedergruppe geborene Onkel Klawonn (Vorname unbekannt) wanderte als junger Mann nach dem Ersten Weltkrieg nach Amerika aus - wohin? Vorrangig sucht Frau Klawonn ehemalige Stettiner, die ihre Vorfahren mütterlicherseits, die Familie Glaser aus der Burscherstraße 20, kannten. (Barbara Klawonn, Spielhagenstraße 45 in 39110 Magdeburg, Telefon 03 91/ 7 32 60 02.)

Eine besondere Bitte hat Herr Heinz Schulz an unsere Familie, und er wendet sich vor allem an unsere Landsleute aus Pillau. Denn dort wurde er am 22. März 1935 geboren. Vor seinem Geburtshaus, Kurfürstenbollwerk 5, stand das Denkmal des Großen Kurfürsten. Bis zur Vertreibung Ende Januar 1945 wohnte seine Familie in Gr. Holstein. Seine Großeltern Gustav Schulz, * 13. Januar 1875, und Marie Schulz, geborene Held, * 7. Juli 1879, sind nicht geflüchtet, weil die Großmutter gelähmt war. Sie kamen während der Kampfhandlungen am 10. Februar 1945 ums Leben. Dies ist mit vielen anderen Namen auf einem schlichten Gedenkstein dokumentiert, der in Pillau steht. Ein Bekannter von Herrn Schulz hat auf einem Heimatbesuch eine Aufnahme von dem Stein mit den Namen der Großeltern gemacht und ihn damit überrascht. Nun bittet Heinz Schulz um nähere Informationen über den Gedenkstein für die Kriegstoten, denn er hatte bisher keine Ahnung, daß es ihn gibt. Vor allem möchte er wissen, wer den Stein gesetzt hat und wer ihn pflegt, denn es berührt ihn sehr, daß auch seiner Großeltern gedacht wird. (Heinz Schulz, Hebbelweg 16 in 24539 Neumünster, Telefon 0 43 21 / 7 45 92.)

Manche Suchwünsche sind wirklich nicht leicht zu formulieren, da genaue Angaben und Daten fehlen oder nur unvollständig angegeben sind. Ganz schwierig wird es beim nächsten Suchwunsch. Frau Charlotte Bayerl sucht Auskunft über die Cousine ihres Vaters Albert Dzalakowski, einer Ärztin, von der eigentlich nur der Name bekannt ist, aber auch noch mit Fragezeichen versehen: Dr. Ida Dzalakowski (Dzallakowski, Dzialakowski, Dziallakowski?) Sie soll im Oberland, vielleicht im Kreis Osterode, tätig gewesen und auf der Flucht umgekommen sein. Wer ist mit ihr geflohen und kann Näheres über ihren Tod sagen? Das sind alle Angaben! Nun, liebe Familie, mach' was draus! Aber bei uns ist ja nichts unmöglich! (Charlotte Bayerl, Katharinenfriedhofstraße 25 in 92224 Amberg / Opf. E-Mail: Charlotte.Bayerl@asamnet.de .)

Wiederfinden und neue Suche! Diese Kombination beinhalten viele Briefe, und auf zwei will ich hier und heute eingehen - die meisten Antworten spare ich mir wieder für eine runde "Erfolgsfamilie", weil es so viele sind! Zwei Königsbergerinnen, Elisabeth Fechter und Renate von Holdt, haben sich nach 60 Jahren wiedergefunden. Nun suchen sie eine dritte Schulkameradin von der Agnes-Miegel-Schule. Die drei Mädchen - damals hießen sie Elisabeth Schacht, Renate Pribbenow und Marietta Morr - wohnten in Charlottenburg und hatten den gleichen Schulweg. Elisabeth und Renate haben, unabhängig voneinander, Marietta im Sommer 1945 im zerstörten Königsberg getroffen. Hat sie die folgenden drei schweren Jahre überlebt - wenn ja, wo und wie? Die größte Freude für die Freundinnen wäre, wenn sich Marietta Morr bei ihnen melden würde. (Anschriften: Elisabeth Fechter. Imenkampstraße 18 in 45770 Marl, Telefon 0 23 65 / 3 34 62, Renate von Holdt, Kurt-Schumacher-Straße 17 in 30823 Garbsen, Telefon 0 51 37 / 7 02 55.)

Manfred Schalk, der unentwegt auf Suche nach Informationen über Bieberstein, Kreis Gerdauen ist, konnte sich wieder bedanken, denn auch sein neuer, in Folge 16 veröffentlichter Suchwunsch hatte Erfolg. Er schreibt: "Auch dieses Mal konnte mir die ‚Ostpreußische Familie' weiterhelfen, und dafür möchte ich Ihnen und allen, die mich mit anschaulichem Material versorgt haben, herzlich danken. Als Franke bin ich gerührt vom Engagement so vieler ‚lewer Landslied'. Meine Frau aus Schillen meint, ich sei auf dem besten Wege, ein Ostpreuße zu werden!" Noch keine Erkenntnisse konnte Herr Schalk über das heutige Bieberstein gewinnen, wo die Großeltern seiner Frau bis Anfang der 20er Jahre den "Jägerkrug" führten. Bei seinen Recherchen stieß Herr Schalk auf den Ort Szemlauken. "Unsere Oma - 101 Jahre jung! - sagt immer, sie sei von Bieberstein aus zu Fuß dorthin zur Schule gegangen." Nun gab es in Ostpreußen verschiedene Orte dieses Namens, aber sie lagen, soweit ich feststellen konnte, nicht im Kreis Gerdauen. Wer kennt sich da genauer aus? Und dann hat Herr Schalk noch einen Wunsch: Wer besitzt irgendwelche Informationen über die "Villa Roland" und die Siedlungshäuser in Schillen an der Straße nach Ragnit, wo die Familie seiner Frau, Hans und Charlotte Wohlgemuth, lebten? Besonders freuen würde sich das Ehepaar Schalk über Fotos oder andere Abbildungen. (Manfred Schalk, Albert-Schweizer-Straße 27 in 97204 Höchberg, Telefon 09 31 / 40 00 68.)

Ach ja, unsere alten Ortsnamen! Da kann selbst eine altgediente Ostpreußin wie ich, die noch mit den ursprünglichen - und manchmal unaussprechlichen - Namen aufgewachsen ist, ganz schön ins Schwimmen geraten. Wo, bitte sehr, liegt Ischdaggen? Im Kreis Angerapp - früher Darkehmen? Im Kreis Insterburg? Vielleicht im Kreis Tilsit-Ragnit? Oder doch im Kreis Labiau? Halt, Gumbinnen könnte es auch sein! Die Verwirrung ist komplett, denn überall gibt es da ein Ischdaggen. Aber zum Glück enthält der Brief aus den USA, der die Frage nach Ischdaggen enthält, auch den 1938 veränderten Ortsnamen: Branden! Aha, es handelt sich also um das alte Ischdaggen aus dem Kreis Gumbinnen. Da gab es in seligen Friedenszeiten den "Ischdagger Volkstanzkreis". Und 1928 wurde dort ein neuer Tanz geboren: der Ischdagger. Nach diesem sucht die North American Federation of German Folk Dance Groups und zwar aus folgendem Anlaß: Das deutsche Ehepaar Paul und Gretel Dunsing waren in den USA angesehene Volkstanzleiter. 1936 veröffentlichten sie eine deutsche Volkstanzsammlung. Bevor Frau Dunsing vor kurzem verstarb, übergab sie der Leiterin der Tanzgruppe, Karin P. Gottier, das Manuskript für einen zweiten Band. In diesem wird nun der "Ischdagger" erwähnt als "neuer Tanz, der im Frühling 1928 anläßlich eines Volkstanzlehrgangs in Ischdaggen (Ostpreußen) geschaffen wurde. Hermann Huffziger, der Leiter der Gruppe, schrieb die Musik dazu." Huffziger veröffentlichte zwei Sammlungen mit alten und neuen Tänzen, aber keine enthält den "Ischdagger". Nun fragt also Frau Gottier: Gibt es noch Bewohner von Ischdaggen, die sich an diesen Tanz erinnern oder gar dem Volkstanzkreis angehörten? Wer kann eine Sammlung nennen, die diesen Tanz enthält oder besitzt selber noch die Noten? - Frau Gottier dankt im voraus für jede Antwort, die weiterhelfen würde, dieses Rätsel zu lösen. Sie fand übrigens unsere Anschrift in der New Yorker Staatszeitung! (Karin P. Gottier, 48 Hilltop Rd. Tolland, CT 06084, USA, Fax 8 60 / 8 75 / 05 95.)

Ein dickes Päckchen kam von Katharina Schroeter. Es entpuppte sich als ein 256-Seiten-Manuskript, das eine Chronik des Kirchspiels Inse in der Elchniederung enthält und noch mehr als das: Es spiegelt das Leben in den Haffdörfern Inse, Loye und Tawe wieder, so ausführlich und akribisch, daß man nur staunen kann. Zusammengestellt von einer Frau, die nicht dort geboren wurde - nicht mehr, muß man sagen, denn Katharina Schroeter ist ein Nachkriegskind, Ende der 50er Jahre in Hannover geboren -, aber ihre Großmutter Ella Mertins geborene Hancke stammte aus Inse. Und die hat so liebevoll ihr Wissen und ihre Erinnerungen an die Enkelin weitergegeben, daß diese sich geradezu verpflichtet fühlte, sie zu dokumentieren. Ich kann hier leider nicht auf diese großartige Arbeit eingehen, werde es dann tun, wenn die Autorin sie als Buch im Eigenverlag herausgebracht hat. Es geht hier und heute um etwas Anderes: Frau Schroeter plant, ein Ortsfamilienbuch für das Kirchspiel Inse aufzubauen, für das sie die als Mikroverfilmung vorhandenen Kirchenbücher auswertet. Nun sind im 19. und 20. Jahrhundert aus diesen Haffdörfern viele junge Leute nach Königsberg, Berlin, ins Ruhrgebiet und auch nach Amerika gegangen. Gesucht werden jetzt Nachkommen dieser "ausgewanderten" Elchniederunger, aber auch ehemalige Einwohner von Inse, Tawe und Loye, die Frau Schroeter noch nicht angeschrieben hat. Ich kann nur sagen: Respekt, liebe Katharina Schroeter! Ich hoffe, daß unsere Ostpreußische Familie Sie gut und gerne unterstützt. (Katharina Schroeter, Holtenauer Straße 223 in 24106 Kiel, Telefon 04 31 / 2 60 15 70, E-Mail: ks-katharina@yahoo.de .)

Eure Ruth Geede

 

Carl Eduard Strzelskis 1895 geheiratete Ehefrau (1) sowie Martha Skoppeks Cousine Anna (4) samt deren Tochter Edith (3) und Enkel (2) auf einer Postkarte aus den 1940er Jahren: Wer zu den Abgebildeten oder deren Familien Auskünfte machen kann, wende sich an Werner Skoppek, Paderborner Straße 7 B in 10709 Berlin, Telefon (0 30) 8 91 32 33, E-Mail: wesko@snafu.de . Foto: privat


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