20.04.2024

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16.07.05 / Leserbriefe

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. Juli 2005

Leserbriefe

Schlechter als in so manchem Arbeitslager
Betr.: "Gleichheit im Pech haben" (Folge 27)

Eine Enteignung ist immer ein Verbrechen! Und das weiß auch jeder. "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut", so hat man mich als Kind gelehrt! Das Unrecht, welches ex kathedra in Straßburg wider die armen Neubauern der SBZ gesprochen wurde, spricht Hohn! Die Leute haben doch nichts geklaut, sondern sich unter den erbärmlichen Arbeitsbedingungen in der SBZ-Landwirtschaft ihre Gesundheit ruiniert. Hätten sie einfach "rüber gemacht" in den Westen und hätten noch ein paar Zurückgebliebene denunziert, hätte es möglicherweise noch eine finanzielle Entschädigung bei Adenauer gegeben. Dabei waren die Arbeitsbedingungen gerade in den deutschen landwirtschaftlichen Kleinbetrieben schlechter als in manchem Arbeitslager der 40er Jahre!

Gerald Franz, Bonn

 

Was ist Politik in deutschem Interesse?
Betr.: "68 - und tschüs" (Folge 25)

Politik in deutschem Interesse?! Was ist das? Was sind für die Regierenden deutsche Interessen? Haben sie überhaupt davon Vorstellungen, die sich mit dem Denken eines deutschen Bürgers in Einklang bringen lassen? Es kann doch niemals in deutschem Interesse sein, den Zahlmeister der EU abzugeben, wenn doch die eigene Wirtschaft danieder liegt und der Sozialstaat in die Knie geht. Natürlich wollen wir ein Europa der Freunde, für das wir auch Opfer zu bringen bereit sind. Aber sie müssen im Rahmen des Vertretbaren bleiben.

Es kann auch niemals in deutschem Interesse sein, wenn sich der Islam in unserem Lande ausbreitet, seine Moscheen unser Land überziehen, die Unterdrückung der Frau und selbst die Scharia langfristig vor unseren Toren steht. Wie kann ein deutscher Politiker die Türkei in die EU holen wollen?

Kann es in deutschem Interesse gewesen sein, mit den Siegern des Zweiten Weltkrieges die deutsche Niederlage zu feiern? Keiner dieser Sieger wollte etwas anderes, als unser Land zu besiegen und auszuschalten, wollte es vollends und wehrlos am Boden sehen. Und das hat Millionen Deutschen das Leben gekostet.

Michael Kaspar, Halle

 

Tamms Lebenstraum unterstützen
Betr.: "Peter Tamms Marinesammlung im Visier der Linken" (Folge 24)

Als langjähriger Leser des Ostpreußenblattes möchte ich, als 1933 Geborener, ganz energisch mich dagegen verwahren, alles was deutsch ist, in den Dreck zu treten.

Zu Werner Mölders: Ein untadeliger Soldat und Mensch, selbst bei unseren ehemaligen Gegner geschätzt. Nun hat Herr Struck nur nichts Besseres zu tun, als solche Leute über das Grab hinaus zu beschmutzen. Ein ganz dickes Dankeschön für General a. D. Trettner, für seine Haltung, wie es sich für einen Offizier und Soldaten gehört. Es gibt ein altes Sprichwort: "Kein Vogel beschmutzt sein eigenes Nest." Was für Kreaturen sind dann unsere Politiker?

Zu Herrn Tamms Lebenstraum: Wenn ein deutscher Landsmann sich in seinem Leben bemüht hat, eine lückenlose Sammlung aller Schiffe, Gerätschaften, Zubehör und Uniformen für unsere Nachwelt zu erhalten, sollte man dieses unterstützen, anstatt noch Knüppel zwischen die Beine zu werden. Auch wenn dabei Hoheitszeichen vorkommen, auf die man nicht verzichten kann. Diese Zeit gehört auch zur deutschen Geschichte. Ich war nur ein Pimpf im deutschen Jungvolk und kann vor unseren deutschen Soldaten und Offizieren nur die allerhöchste Hochachtung haben.

Ein Volk kann man daran erkennen, wie es mit seinen Soldaten nach einem verlorenen Krieg umgeht. Hier haben sich viele von uns nicht mit Ruhm bekleckert.

Ich persönlich bin für jeden Bericht über einen guten Deutschen im Ostpreußenblatt sehr dankbar.

H. J. Reupert, Porta Westfalica

 

Dieser "Ruhm" gebührt England
Betr.: 60 Jahre Kriegsende

2005 - Jahr des Erinnerns! Heuer jähren sich, nunmehr 60 Jahre zurückliegend, schmerzliche Geschehen. Dazu gehören auch die gnadenlose Bombardierung unserer Zivilbevölkerung, die damit verbundene Zerstörung von Wohngebieten sowie die Vernichtung von unersetzlichen Kulturgütern. Vielerorts gedachte man der Menschen, die durch den anglo-amerikanischen Luftterror Leben und Gesundheit verloren haben. Doch aus Ehrfurcht vor allen Opfern sollte ein Polemisieren unterbleiben, zumal sich die Gegner von einst inzwischen die Hände zur Versöhnung gereicht haben.

Was mich dennoch zum Schreiben dieser Zeilen veranlaßt, ist das von den Medien geschaffene und heute herrschende Geschichtsbild über das Thema Luftkrieg. Unkundige leiten daraus ab, daß der barbarische Bombenkrieg gegen die nichtkämpfende Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkrieges von Deutschland ausgegangen sei.

Die leider weitverbreitete Meinung bedarf einer Richtigstellung, weil sonst der deutschen Seite leichtfertig eine Schuld aufgebürdet würde, die nicht einmal das Internationale Militärtribunal 1945/46 im sogenannten Kriegsverbrecherprozeß in Nürnberg den dort Angeklagten anzulasten gewagt hatte.

Denn schon damals war bekannt, daß, nachdem am 10. Mai 1940 der neuernannte Premierminister Winston Churchill den Vorsitz im Kriegskabinett übernommen hatte, er sofort der Forderung der "Bombardeure", endlich "die Handschuhe auszuziehen", bereitwillig nachkam.

Ernstzunehmende Männer Großbritanniens haben öffentlich zugegeben: "Wir begannen Ziele in Deutschland zu bombardieren, ehe die Deutschen das in England taten. Wir wählten den besseren, aber den härteren Weg. Wir verzichteten, indem wir die deutschen Städte zerschlugen, auf das Privileg, unsere Städte intakt zu erhalten!"

In seinem Buch "Bombing Vindicated" gibt Spaight sich nicht mit dem Eingeständnis zufrieden, daß England für den Beginn der Bombenabwürfe auf die Zivilbevölkerung verantwortlich ist, sondern er besteht darauf, daß England der ganze Ruhm gebühre, diese Methode ersonnen und in die Praxis umgesetzt zu haben.

Hermann Langer, Bieswang-Pappenheim

 

So ergreifend
Betr.: "Kaliningrad? - Königsberg!" (Folge 27)

Ich war vom 1. Juli bis zum 6. Juli in Königsberg zu den Feierlichkeiten. Es war super! Die ganze Stadt war ein einziger Festplatz die Menschen gut drauf, überhaupt kein Haß oder Abneigung uns gegenüber - im Gegenteil es war einfach schön. Niemals werde ich in meinem Leben diese Tage vergessen.

Leider ist es ja nun Kaliningrad - aber die Menschen, mit denen ich sprach, haben eine Haltung zum Problem Königsberg und Deutschland, die mir sehr gefallen hat. So sagte eine Frau zu mir: "Unsere Hauptstadt ist nicht Moskau - unsere Hauptstadt ist Berlin, aber leider nur in unseren Herzen", das war für mich so ergreifend, mir standen im Tränen in den Augen. Die Frau, die das sagte, ist zirka 43 Jahre alt und Unternehmerin.

Wir waren bei der Eröffnung des Spielplatzes, an der auch der Konsul Dr. Sommer teilnahm. Es war für uns so ergreifend. Einfach toll! Die Beziehungen zum Kaliningrader Gebiet und der Stadt müssen einfach normaler werden. So normal wie in Europa überhaupt. Auch die Menschen dort sehen es so.

Siegfried Ehrentraut, Salzwedel

 

750 Jahre ostpreußische Hautpstadt am Pregel: Ob "Kaliningrad", "unsere Stadt" oder "Königsberg"; selbst wenn die Darstellung der deutschen Stadtgeschichte bei den russischen Jubiläumsfeierlichkeiten ziemlich zu wünschen übrig ließ, so ist doch davon auszugehen, daß die meisten Bewohner der Stadt jetzt zumindestens eine Ahnung von dem haben, was in den Jahrhunderten vor 1945 in ihrer Heimatstadt gewesen ist. Foto: pa

 

Von der Union erwarte ich kein Geschichtsbild nach Sowjetmuster
Betr.: "Kaliningrad? - Königsberg!" (Folge 27)

Mit großem Interesse habe ich das sehr rudimentär ausgeprägte Geschichtsverständnis Gerhard Schröders und der deutschen Politschickeria im Zusammenhang mit den 750-Jahrfeiern der Stadt Königsberg in Ostpreußen gelesen.

Während sich eben jener Herr Schröder - noch als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland - in standesgemäßer, aber keinesfalls erhellender Weise per gepanzerter Limousine mit abgedunkelten Scheiben durch die Königsberger Villenviertel Maraunenhof, Tragheimer Palve und Amalienau chauffieren ließ und hierbei das "russische Kaliningrad" in wenig ehrlich motivierten Augenschein nahm, spazierte ich mit einem Schulkameraden zu gleicher Zeit wenige Straßen weiter durch die deutsche Stadt Königsberg und hörte den Bäumen und Steinen beim Erzählen ihrer traurigen Geschichten zu.

Wolfgang Schäuble fragt in seinem Beitrag in der Welt vom 4. Juli, wozu Geschichte dienen soll und stellt sodann fest, daß erst ein historisch geschärftes Bewußtsein zukunftsweisende Politik ermöglicht. Und soweit stimme ich mit ihm vollkommen überein. Doch gerade dann, als ich auf Geradlinigkeit in seinem Beitrag wartete und deutliche Worte erhoffte, also erwartete, daß er seinen eigenen Erwartungen entspräche, verpuffte meine Hoffnung ebenso wie die vermessene Annahme, daß er sich wenigstens in Bezug auf Königsberg von seiner bestens bekannten, impertinenten und vasallenhaften Europaphraseologie lösen würde: Königsberg ist eben keine "europäische" Stadt, so wie bei Schäuble alles "europäisch" zu sein hat, auch wenn es eigentlich urdeutschen Ursprungs ist. Er fordert Glaubwürdigkeit deutscher Politik für umfassende historische Verantwortung. Nun, dazu gehört eben auch die Wahrheit, daß Ostpreußen und seine Metropole Königsberg eine Wiege deutscher Kultur sind, und die Tatsache, daß Deutschland ebenso wenig an der Oder endet, wie das Ostseebad Rauschen Svetlogorsk heißt oder eben Königsberg eigentlich Kalinigrad heißt und eine russische Stadt ist.

Von einem postproletarisch und boulevardwissenschaftlich gebildeten Gerhard Schröder deutliche, eindeutige und zutreffende Worte zu verlangen ist sicher ebenso vermessen wie naiv. Doch von der "Union" erwarte ich, wozu Straßenproleten in Maßanzügen unfähig sind: Klare und zutreffende Worte, kein zerklittertes Geschichtsbild, keine Geschichtsinterpretation nach sowjetischem Vorbild. Aber nicht einmal jetzt, als der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland mit den Überbleibseln der Roten Armee devot und unerträglich die größte deutsche Niederlage feierte oder "Kalinigrad" besuchte, zeigte die Union ein eigenes Format. So ist sie keinen Pfifferling wert, schon gar nicht eine Wählerstimme des deutschen Volkes.

Daniel Clemens Jung, Berlin

 

Eine Reise wert
Betr.: Urlaubsgrüße

Der PAZ sende ich viele Grüße vom ehemaligen letzten Zipfel des Deutschen Reiches (Memel). Auch heute ist Ostpreußen mit Königsberg immer eine Reise wert.

J. F. Hörnicke, Eschborn/ Ts.

 

Das Deutsche Reich versuchte durchaus, die Türken am Armeniermord zu hindern
Betr.: "Unnötige offizielle Einmischung" (Folge 26)

Der Bundestagsbeschluß zum Armeniermord ist voller Beschuldigungen des Deutschen Reiches: Es habe "nicht einmal versucht ... die Gräuel zu stoppen", sei "involviert" gewesen, "unterließ es ... wirksamen Druck auszuüben", habe sich der Rettung der Armenier widersetzt, "Deutschland (hat) mit zur Verdrängung der Verbrechen ... beigetragen" durch "Verdrängungspolitik des Deutschen Reiches". Nichts davon ist wahr. Der unerbittlichste Kämpfer für die Armenier, Dr. Johannes Lepsius, im Beschluß ehrend erwähnt, bezeugt es. Er durfte, nachdem im Krieg die von ihm gewollte öffentliche Diskussion über die Greuel des strategisch unverzichtbaren Verbündeten unterbunden worden war, direkt nach dem Waffenstillstand alle Akten des Auswärtigen Amtes (AA) einsehen und 1919 ohne Einschränkung als das Buch "Deutschland und Armenien 1914-1918" selbst herausgeben. In der Neuausgabe von 1986 nennt es das "Informations- und Dokumentationszentrum Armenien" "eines der wichtigsten ... wenn nicht gar das wichtigste Buch über den Völkermord". Das Deutsche Reich hat von deutschen Zivilangestellten und Institutionen in der Türkei über die Diplomaten bis zum Reichskanzler, vom Kriegsfreiwilligen in der Türkei bis zur Obersten Heeresleitung unermüdlich durch Wort und Tat alles ihm Mögliche für die Rettung der Armenier getan. Der Generaldirektor der Bagdad-Bahn Günther Feldmarschall v. der Goltz und General Liman v. Sanders nutzten dazu ihre Machtbefugnisse brachial und mit Erfolg. Im Gegensatz zu dem im Artikel Gesagten hat das AA dabei noch nicht einmal anfänglich zur Vorsicht geraten. Warum dann nur diese Verleumdung des Deutschen Reiches durch unsere "Volksvertreter"?

Manfred Backerra, Hamburg

 

Noch einmal ein Treffen!
Betr.: "Im Dialog der Heimat dienen" (Folge 25)

Seit 1997 in Düsseldorf besuche ich regelmäßig unsere Deutschlandtreffen. So kam es dazu, daß ich mich wieder meiner Vergangenheit zuwandte. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen mein Schicksal seit der "Flucht" schildern: Am 1. Dezember 1945 wurden wir aus unserem Dörfchen Goldbach/Ostpreußen bei Eis und hohem Schnee vertrieben.

Heute werden die Geschehnisse von 1945 als "Befreiung beziehungsweise Umsiedlung" dargestellt. Es ist nicht möglich, jene, die wie ich es als Kind von sechs Jahren erlebt habe, darüber zu befragen, da der größte Teil bereits verstorben ist. Ich habe eine Zeit von Tod, Hunger, Krankheit und Dreck erlebt. Als wir dann auf der westlichen Seite waren, war es Erlösung und Hoffnung zugleich, weil wir allen unseren Peinigern nicht mehr derart ausgeliefert waren. Meine Mutter bezahlte diese Drangsal mit ihrem Leben. Als ich in der russischen Zone meine vermeintliche Heimat hatte, war es nicht erwünscht - wie dieses auch heute zunehmend der Fall ist -, von Herkunft und Schicksal zu sprechen.

Bis 1958 lebte ich in Poritz/Altmark, möchte aber betonen, daß ich lieber bei den Russen in der Zone gelebt habe als in der Heimat, wo wir nicht einmal offen Deutsch sprechen durften. Unsere politischen Führer, die sich gerne so leutselig geben und als gute Leute ausgeben, kann ich nicht akzeptieren. Ich bin erfreut darüber, daß wir einen Herrn v. Gottberg haben, der die Wahrheiten anspricht. Die Ostpreußen und deren Freunde hoffen, daß es noch einmal ein Treffen geben wird.

Gustav Adam, Monheim

 

Das silbrig glänzende Haff - "ein Wunderland"
Betr.: Leserbrief "Das Wiedersehen mit der Heimatstadt tat mir in der Seele weh" (Folge 24)

Ich bin kein Heimatvertriebener, darf vielmehr mein Leben in der süddeutschen Stadt, in der ich geboren bin, auch zu Ende bringen. Und in Ostpreußen war ich nie, abgesehen von einigen höchst unfreiwilligen Durchfahrten mit dem Fronturlauberzug im letzten Weltkrieg. Meine Verbindung zu diesem Land stammt aus Büchern. Wäre es möglich gewesen, dann hätte ich in den letzten Jahrzehnten sicher manche Ferien an der Samlandküste oder auf der Kurischen Nehrung verbracht.

Daß das wieder Wirklichkeit werden könnte, ließ ich mir nie träumen. Ungläubig studiere ich den Reiseprospekt "Kurische Nehrung", der mir zufällig in die Hand kam. Tatsächlich lassen sich für meine Frau und mich in Nidden zwei Wochen Ferien buchen. Da sind wir also. "Zwischen Rossitten und Pillkoppen erheben sich die Dünen zu immer größerer Höhe und Mächtigkeit. Der Wanderer nimmt hier tiefe und unauslöschliche Eindrücke in sich auf und erlebt die ‚Wüste am Meer' in ihrer ganzen Einsamkeit". So heißt es im Reiseführer von 1932.

Dort wollen wir heute hin. Es ist der 20. August 1991, ein Tag nach dem Putsch in der Sowjetunion. Nur spärliche Nachrichten hierüber sind uns zugekommen. Gegen 8 Uhr früh besteigen wir in Nidden den voll besetzten Linienbus nach Königsberg. Knapp eine Stunde später, nach einer eher symbolischen Zollkontrolle an der früheren deutsch-litauischen und jetzt litauisch-russischen Grenze, vier Kilometer nach Nidden, verlassen wir als einzige das Fahrzeug an der Abzweigung nach Rossitten. "Rybatschij" heißt das jetzt. Ich hatte es mir zuvor sagen lassen, denn die russische Schaffnerin, die träge und gleichgültig neben dem Fahrer sitzt, hätte den deutschen Namen nicht verstanden.

Und wie sieht es hier aus? Die Kirche, bisher zum Trockenen der Fischernetze benützt, wird jetzt im Innern renoviert und soll künftig wieder dem Gottesdienst dienen. Keine Strandpromenade mehr, statt dessen der abgezäunte Bezirk der Fischerkolchose mit Blick auf rostige Kähne. Eine verblaßte Aufschrift "Dünenblick" an einem der vernachlässigten Strandhäuser erinnert noch an frühere Zeiten. Den Weiterweg am Haff entlang versperrt ein sowjetisches Militärlager. Wir versuchen es, an der Landseite zu umgehen. Ein bewaffneter Wachtposten will uns gestikulierend zurückschicken. Aber wir geben nicht auf und gehen nach lautstarkem Protest einfach weiter. So schnell wird heute wohl nicht mehr geschossen, schon gar nicht auf harmlose ältere Touristen. Auch der Mann scheint so zu denken, denn er läßt uns ziehen und trollt sich davon. Von jetzt an begegnen wir auf der nun folgenden knapp vierstündigen Wanderung keinem Menschen mehr. Noch einmal muß ein Bogen zur Landseite hin geschlagen werden, denn auf einer befestigten Düne, vermutlich dem Schwarzen Berg, dreht sich geräuschvoll eine Radaranlage. Aber dann geht es, immer der Himmelsrichtung nach, zielstrebig durch den Wald zum Haff. Dort ein Bild des Friedens und der unberührten Natur. Zwischen Sandstrand, Wald und Heide finden wir leicht einen Pfad nach Norden zur Düne, die sich mühelos besteigen läßt.

Es herrscht gute Fernsicht. Imposant das rasch wechselnde Wolkenpanorama mit der immer wieder durchbrechenden Sonne. Ein kräftiger Wind läßt den Sand "rauchen". Zur Linken hinter dem dunklen Nehrungwald die blaue Ostsee mit weißen Schaumkronen. Zur Rechten unter dem Steilabfall das silbrig glänzende Haff. Fast unwirklich, diese Landbrücke zwischen den beiden Meeren, auf der wir nun in völliger Einsamkeit über zwei Stunden wandern. Mir fallen die Verse ein aus dem Gästebuch im Wirtshaus "Matzkies" in Pillkoppen:

Wer blöden Aug's vorüberzieht,

Der sieht hier nichts als Sand;

Doch in wess' Herz die Schönheit glüht,

Den dünkt's ein Wunderland.

Und wieder haben wir Glück. Ein russischer Arzt aus Königsberg, der von seiner Datscha im Dorf kommt, fährt uns die sechs Kilometer bis zur litauischen Grenze. Dort wartet schon das Badebähnchen von Nidden und bringt uns am sonnigen Nachmittag wieder zum Hafen. Ein unvergleichliches Abenteuer!

Günther Keßler, Weingarten

 

Unberührt: Die Natur Ostpreußens hat sich trotz der wenig umweltbewußten Behandlung durch die heutigen Bewohner in vielen Ecken ihre Schönheit bewahrt. Auf der Kurischen Nehrung können sich die heimatvertriebenen Ostpreußen am ungestörtesten in ihre Jugendjahre zurück-versetzen. Ganz anders in den Städten: Hier haben Verwahrlosung und Neubebauung das vertraute Gesicht der Orte häufig bis zur unkenntlichkeit zerstört. Foto: Archiv

 

Wir waren nur sehr kurz "das" Volk
Betr.: "Wir sind das Volk" (Folge 23)

Zugegeben, das klang damals wirklich gut. Ich identifizierte mich, fühlte mich vorübergehend als das Volk, das damals zusammenstrebte und das Herz des ganzen Deutschlands war. Deutschland, das schien das Volk, der Staat, die Deutschen. Das Volk war glücklich, freute sich, zumindest für einige Augenblicke.

Doch dann hatte dieses Volk ja eine politische Führung, auch Parteien, die es alle nicht so mit dem Volke hatten. Sie wollten doch den Ton angeben, wußten doch alles besser, und vor allem, was dem Volke nützt, und nur sie waren ja in der Lage zu verhindern, daß man jenseits der deutschen Grenzen vor zuviel Volk die Stirnen krauste. Und daß viele Politiker die Wiedervereinigung so nie gewollt hatten, wissen wir heute. Der damalige Berliner Bürgermeister Momper, heute Parlamentspräsident in Berlin, brachte nicht einmal das Wort Wiedervereinigung über seine roten Lippen.

Die Begeisterung, der Schwung und die Freude wurden schnell erstickt. Dem Volk wurde wieder bewußt, daß es nichts zu melden hat. Bei Wahlen ungeliebte Parteien ankreuzen! Und das war's.

Wir waren für eine sehr kurze Zeit "das" Volk. Waren!

Nikolaus Rösecke, Berlin

 

Kaum Worte des Bedauerns aus Polen
Betr.: "Mit Würde bekennen" (Folge 23)

Es ist eine Freude, von Sabina Wylengwoski ein so klares Bekenntnis zu Ostpreußen und zur deutschen Minderheit zu lesen. So lange Zeit hatten Deutsche ob ihrer Nationalität im polnischen Machtbereich zu schweigen und waren den Drangsalierungen der Polen ausgesetzt. Den Heimatverbliebenen sollte nicht nur materielle, sondern auch ideelle Unterstützung zukommen. Den Menschen in der Heimat sollte auch das geistig-historische Rüstzeug vermittelt werden, um sich der immer wieder aufflammenden Deutschenhetze erwehren zu können. Daß Polen sich allzu gern ihr Geschichtsbild ohne geschichtswissenschaftliche Substanz zurechtlügen ist sattsam bekannt. Wir haben daran zu erinnern, daß unser Anrecht auf unser Zuhause, unser Privateigentum und die Heimat völkerrechtlich nicht verjährt ist, auch wenn so manche ostdeutsche Großeltern und Zeitzeugen nicht mehr am Leben sind. Wir haben die Polen an ihre tierisch-barbarischen Massenverbrechen an Deutschen zu erinnern.

Details über das historische Geschehen lassen einem heute noch das Blut in den Adern gefrieren und schnüren einem das Herz zusammen. Bis jetzt gibt es nur ganz selten polnische Worte des Bedauerns, kein Wort der Entschuldigung und kein Bereuen der Mord- und Gewalttaten an die Adresse Deutschlands. - Ein Dialog, wie Sabina ihn erwähnt, kann immer nur von der Position der Stärke, mit dem historischen Wissen im Hindergrund geführt werden. Wer allerdings im Zuge der polnischen Raubsicherungs-

politik Versöhnung erwartet, ist ein Narr. Wer über Jahrzehnte Hilfe von deutschen Politikern, die vom Volke für eine Interessenvertretung bezahlt wurden und werden, Hilfe erwartete, sieht sich getäuscht. Das schreibe ich, ähnlich wie in Sabinas Lage, als Sohn ostpreußischer Eltern aus dem Kreis Ortelsburg/Regierungsbezirk Allenstein.

Edgar Lössmann, Kiel

 

Deutsche Königsberger nicht vermißt
Betr.: 750-Jahrfeier Königsberg

In einer Ausgabe der Welt ist ein Artikel über die 750-Jahrfeier von Königsberg erschienen. Der außenpolitische Sprecher der CDU, Pflüger, hatte sich beschwert, daß die Präsidenten der Nachbarstaaten Litauen und Polen nicht eingeladen waren. Er hatte aber nichts von den deutschen Königsbergern erwähnt. Es ist traurig, daß solche Leute politischen Einfluß in Deutschland haben.

Auch in meiner schlesischen Heimatstadt Löwenberg wurde die 750-Jahrfeier gehalten, natürlich ohne deutsche Beteiligung, die Stadt war "immer polnisch" gewesen.

Hans Schaedel, Madsen, Ontario, Kanada


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