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30.07.05 / Vorpommern wollen eigenen Kreis / Gebietsreform: Interessenvertretung in historischen Grenzen leichter

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. Juli 2005

Vorpommern wollen eigenen Kreis
Gebietsreform: Interessenvertretung in historischen Grenzen leichter
von Peter Ströming

Ab 2008 soll Mecklenburg-Vorpommern nur noch aus vier oder fünf statt wie bisher aus zwölf Kreisen bestehen. So hat es der Schweriner Landtag 2003 beschlossen. Erst 1994 war ihre Anzahl von 31 auf zwölf reduziert worden. Bewährt hat sich diese Einteilung offenbar nicht. Doch auch die Neuplanung ist umstritten.

Die Diskussion dreht sich um die Zahl: vier oder fünf. Denn genau davon hängt es ab, ob Vorpommern, dieses Überbleibsel der preußischen Provinz Pommern, als politische Einheit wiederentsteht. Der Streit geht mitten durch die Parteien und durch die rot-rote Regierungskoalition in Schwerin. Ganz verständlich wird er erst vor dem historischen Hintergrund.

Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist ein Ergebnis des Zweiten Weltkriegs. Mecklenburg setzt sich aus den beiden ehemaligen Großherzogtümern Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz zusammen, die bereits 1934 vereint worden waren. 1945 wurden sie mit Vorpommern zusammengelegt. Im Zuge der rechtlich umstrittenen Auflösung des Landes Preußen 1947 strich die sowjetische Besatzungsmacht Vorpommern aus dem Landesnamen - "Pommern" sollte es nicht mehr geben. 1952 tilgte die SED die fünf Länder Mitteldeutschlands ganz und teilte sie in 14 Bezirke plus Ost-Berlin ein.

Gleich 1989 jedoch regte sich das Regionalbewußtsein von Neuem, blauweiße Pommernfahnen wurden geschwenkt und sogar Pläne für ein Bundesland Vorpommern geschmiedet. Realistisch waren sie nie. Was blieb, war der Artikel 75 in der Landesverfassung von Mecklenburg-Vorpommern, der die Möglichkeit vorsieht, für die beiden Landesteile sogenannte "Landschaftsverbände" einzurichten, die bestimmte Kompetenzen im Kulturbereich übernehmen könnten. Praktische Konsequenzen aber hatte auch das nicht. Als es 1994 bei der Kreisreform zum Schwur kam, blieb es bei der Vermischung vorpommerscher und mecklenburgischer Territorien.

Warum überhaupt die aktuelle Kreisreform? Hauptgrund sind die deutlich abgesunkenen Einwohnerzahlen. 1990 war Mecklenburg-Vorpommern nach der Altersstruktur seiner Bewohner noch das jüngste Bundesland. Inzwischen verwandelt es sich in ein Altersheim. Die Bevölkerung ist von knapp zwei auf jetzt 1,7 Millionen geschrumpft, für 2020 werden 1,5 Millionen prognostiziert. Zwar wird die Zukunftsdis-kussion hier nicht so offensiv wie in Brandenburg geführt, aber daß es zu einer Konzentration staatlicher Mittel und Aufgaben kommen muß, ist der Regierung in Schwerin klar.

Warum soll dazu ausgerechnet ein Großkreis Vorpommern nötig sein? Nun, die Arbeitsmarktsituation, die Wirtschafts- und Einkommensdaten in Vorpommern sind insgesamt spürbar schlechter als im Durchschnitt Mecklenburgs. Vorpommern will sich daher mehr als Interessen-einheit verstehen, seine wenigen Kräfte bündeln und in der Landeshauptstadt zur Sprache bringen.

Als neue Kreisstädte stehen Rostock, Schwerin, Neubrandenburg sowie das vorpommersche Greifswald schon fest. Der Streit geht nun darum, ob außerdem noch Stralsund zur Kreisstadt wird und Vorpommern damit erneut geteilt und geschwächt wird, wie viele befürchten. Der zweite Streitpunkt ist die geplante Zuordnung der Umgebung von Demmin (Vorpommern) zum Großkreis Mecklenburgische Seenplatte. Die Gegner des Ein-Vorpommern-Modells sitzen überwiegend in der CDU und der PDS, weil sie die meisten Pfründen zu verlieren hätten. Immerhin ist der öffentliche Dienst hier der größte Arbeitgeber. Ob aber eine aufgeblähte Verwaltung als Selbstzweck auf Dauer die Probleme lösen wird, bezweifeln nicht wenige ebenso im Land der Seen wie im Land der Bodden.


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