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30.07.05 / Export "innerer Sicherheit" / Wertvoller Bild- und Textband informiert über die Geschichte der deutschen Schutztruppen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. Juli 2005

Export "innerer Sicherheit"
Wertvoller Bild- und Textband informiert über die Geschichte der deutschen Schutztruppen

Reinhard Schneider hat mit dem vorliegenden Buch einen für Heeres- und Uniformkundler sowie für Militaria-Sammler äußerst wertvollen Bild- und Textband geschaffen. Das übersichtlich gegliederte und reich bebilderte Buch stellt auf 127 Seiten Uniformen, Stellenbesetzungen, Landkarten, Ausrüstungen, Orden, Erinnerungsgaben und Grußkarten aus den ehemals deutschen Kolonien Süd-West-Afrika, Deutsch Ost-Afrika, Kamerun und Togo dar.

Die Schutztruppen und die Polizeikräfte in den deutschen Kolonien dienten, wie die heute im Ausland eingesetzten Schutztruppenkontingente der Bundeswehr und der Polizei, vor allem der inneren Befriedung der Ländern in denen sie stationiert waren. Es ging zu der Zeit meist darum, die gewaltsamen Auseinandersetzungen rivalisierender "eingeborener" Völker oder Stämme in den Kolonien zu beenden. Hinzu kam, daß die Schutztruppen und Polizisten in den meisten Kolonien auch den damals noch immer üblichen Sklavenhandel unterbinden sollten. Eine Verteidigung der Kolonien nach außen dagegen war nicht vorgesehen, da sich die Kolonialmächte 1885 in der sogenannten Kongoakte darauf geeinigt hatten, etwaige Kriege gegeneinander in Zukunft nicht auf die Kolonien auszudehnen. Auch sollten Kolonialtruppen nicht in Europa eingesetzt werden. So waren die Schutzkräfte in den deutschen Kolonien dementsprechend schwach gehalten, zwischen 550 Polizisten in Togo und 1.800 Soldaten in Süd-West-Afrika. Daß sich Großbritannien und Frankreich im Ersten Weltkrieg nicht an die Kongo-Akte halten würden, war zur deutschen Kolonialzeit noch nicht abzusehen.

Der Autor schildert manch Interessantes zur Entstehung der Schutztruppen und Polizei, die in Süd-West weitgehend aus Deutschen, in den anderen Kolonien aber bis auf wenige deutsche Offiziere und Unteroffiziere zumeist aus afrikanischen Offizieren, Unteroffizieren, Wacht-

meistern und Mannschaften bestanden. Es hätte das Buch noch abgerundet, wenn der Autor die Geschichte der Schutztruppen mit einer kurzen Darstellung der "deutschen Geschichte" in den Kolonien hinterlegt hätte. Das war in aller Regel zuerst eine "Zeit der deutschen Missionare", dann eine "Zeit der deutschen Kaufleute" und in deren Folge zirka 30 Jahre deutsche Kolonialzeit.

Die zahlreichen Bilder im Buch sind von sehr guter Qualität, die Beschreibung der Uniformen, der Ausrüstung und Bewaffnung umfassend und detailliert. Insgesamt holt das Buch ein Stück deutscher Militär- und Polizeigeschichte aus der Vergangenheit zurück. Es ruft in Erinnerung, daß auch schon vor 120 Jahren junge deutsche Soldaten und Polizeibeamte auszogen, um "innere Sicherheit" zu exportieren. Für Deutschland waren die 30 Jahre Kolonialzeit entgegen heutiger Legenden volkswirtschaftlich kein Geschäft. Dennoch taten die deutschen Soldaten und Polizisten, die in die Kolonien gingen, ihren Dienst dort mit der gleichen Überzeugung, Sinnvolles und Gutes in fremden Ländern zu tun, wie die Bundeswehrsoldaten und BGS-Beamten heute in Afghanistan und Bosnien. Gerd Schultze-Rhonhof

Reinhard Schneider: "Die Kaiserliche Schutz- und Polizeitruppe für Afrika", D. & V. Verlag, Großformat, 127 Seiten, 29,80 Euro


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