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06.08.05 / "Die Uno wird es schon richten" / Viele afrikanische Staaten weigern sich, mit den Vereinten Nationen zu kooperieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / 06. August 2005

"Die Uno wird es schon richten"
Viele afrikanische Staaten weigern sich, mit den Vereinten Nationen zu kooperieren

Die Afrikanische Union will mehr Macht in den Vereinten Nationen, und ist dafür bereit, die durchaus für sie auch gewinnbringenden Reformpläne für den UN-Sicherheitsrat der G-4-Staaten Deutschland, Japan, Brasilien und Indien zu durchkreuzen. Daß man in Afrika mehr Einfluß im UN-Sicherheitsrat will, ist angesichts der Tatsache, daß der Kontinent das Hauptaufgabenfeld der Vereinten Nationen darstellt, durchaus nachvollziehbar. Blickt man nämlich auf die Bilanz dieser Einsätze im militärischen und humanitären Bereich, so kann in den meisten Fällen allenfalls von Schadensbegrenzung und nicht von Friedenssicherung die Rede sein. Ein trauriges Ergebnis, das allerdings daherrührt, daß viele afrikanische Staaten die UN alles machen lassen, ohne ihnen durch eine entsprechende Innenpolitik zuzuarbeiten.

Der derzeit wohl am medienwirksamsten begleitete Krisenherd liegt in Niger. Aus dem westafrikanischen Land erreichten uns in den letzten Wochen grauenhafte Bilder hungernder Kinder. Jedes fünfte Kind, das die Notversorgungslager der verschiedenen internationalen Hilfsorganisationen erreicht, ist aufgrund zu spät kommender Hilfe nicht mehr zu retten. Allein 800.000 Kinder sind unterernährt, 1.000 erleiden pro Tag den Hungertod. Doch die Katastrophe kommt nicht überraschend. Schon 2004 ließ die UN verlauten, daß in Niger eine Hungerkatastrophe drohe, denn erst hatten Heuschrecken die Ernte verwüstet, dann vernichtete eine Dürre den Rest der Ernte. Die nach frühzeitlichen Methoden arbeitenden Bauern standen der Situation hilflos gegenüber, zumal sie selbst in guten Jahren auf dem kargen Boden ohne irgendeine Art von Düngemittel und fast ohne Wasser sowieso nicht mal annähernd den Jahresbedarf der sich in nur einer Generation verdoppelnden Bevölkerung decken können. Laut Schätzungen der Uno sind zwischen drei und vier Millionen der insgesamt elf Millionen Einwohner auf Nahrungsmittel aus dem Ausland angewiesen, doch anstatt die Lebensmittelspenden an die Bedürftigen zu verteilen, verkaufte die Regierung diese für teures Geld. Auch wurden die Gelder der Entwicklungshilfe nicht wie von westlicher Seite vorgeschlagenen in die Landwirtschaft für besseres Saatgut und Düngemittel investiert. Viele der Gelder landen statt dessen auf den Konten der Herrschenden, die in den Städten fernab des größten Elends - 80 Prozent der Bevölkerung Nigers leben auf dem Land - ihr luxuriöses Leben führen.

Daß der Anblick von Armut auch die Regierenden in Afrika nicht gefällt, zeigte sich in den letzten Monaten in Simbabwe. 1991 waren die rund 3.000 Obdachlosen von Harare, der Hauptstadt des südafrikanischen Staates, anläßlich eines Besuches der britischen Queen in der 40 Kilometer von der Stadt entfernt errichteten Siedlung Porta Farm untergebracht worden. Diese Siedlung war in den letzten 14 Jahren jedoch auf 30.000 Einwohner angewachsen. Da diese Armensiedlung der Regierung ein Dorn im Auge war, wurde sie Ende Juli kurzerhand unter dem Motto "Operation Murambatsvina" (Weg mit dem Müll) in Brand gesetzt und die Bewohner wurden gewaltsam vertrieben. Auf die scharfe Kritik der Vereinten Nationen wurde erwidert, daß man die Betroffenen zuvor aufgefordert habe, in ländliche Gebiete umzuziehen. Insgesamt sind in den letzten Monaten zahlreiche Armenviertel in Hauptstadtnähe und Stände von Straßenhändlern zerstört worden. Die UN spricht von rund 2,4 Millionen Betroffenen, von denen viele ihr Obdach und ihre Arbeit verloren haben.

In der Republik Kongo reagierte die Regierung nicht auf Drängen der Vereinten Nationen mit ihrer Hilfe ruandische Rebellen zurückzuschlagen, die in den letzten Wochen zahlreiche Dörfer überfallen und deren Einwohner erschossen, verbrannt oder erstochen haben. Der örtliche Übergangsgouverneur verwies vor allem darauf, daß die ruandischen Hutu-Rebellen erst aufgrund von Einsätzen der Uno aus ihrer Region Kabare vertrieben worden seien. Dort versucht ein Großteil der in dem Land stationierten 17.000 UN-Soldaten, Rebellen zu entwaffnen. Doch statt der Rebellen kommen häufig nur Zivilisten, die irgendwelche eigenen oder gefundenen Waffen für US-Dollar abgeben. Die UN zahlt nämlich zwischen 50 US-Dollar (Kongo) und 600 US-Dollar (Elfenbeinküste) für die Waffenabgabe. Zwar sind inzwischen 16.000 Bewaffnete in das Lager der Vereinten Nation im Osten des Kongos gekommen - ein Viertel davon Kindersoldaten - doch die echten Rebellen halten sich im Dschungel versteckt.

"Wir können dort nicht einmal die Kämpfer von den Zivilisten unterscheiden", benennt Martha Cordoba, Offizierin der Uno-Friedensmission vor Ort, eines der Probleme. Ein anderes ist die Finanzierung. Zwar standen dem Programm zur Entwaffnung im Kongo allein in den letzten zwölf Monaten 709 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Da aber kein Geld für Beschäftigungsprogramme vorhanden ist, werden viele Ex-Rebellen wieder rückfällig. In Liberia sind beispielsweise 42.000 Ex-Rebellen ohne Arbeit gemeldet.

Zwar zeigen sich bei weitem nicht alle afrikanische Länder dermaßen unkooperativ, aber zumeist sind es die Querulanten, die auf mehr Einfluß drängen. Sollten sie den bekommen, ist keineswegs von einer Besserung der Lage auszugehen. Afrika bleibe trotzdem Krisenherd! R. Bellano

Tropfen auf den heißen Stein: Unter hohem finanziellen und personellen Einsatz versuchen die Vereinten Nationen, die verschiedenen Rebellengruppen auf dem afrikanischen Kontinent zu entwaffnen, doch ihre Mühe ist nicht von Erfolg gekrönt. Foto: pa


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