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13.08.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. August 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

um Familienforschung geht es Ronny Quaß aus Esslingen. Sein Ururgroßvater Richard Julius Otto Quaß, * 1874 in Klein Lensk bei Soldau, Kreis Neidenburg war der Sohn von Inspektor August Quaß und seiner Frau Pauline, geborene Jelinski. 1873 wurde August Quaß zum Schulzen und Steuerreceptor gewählt. Er muß früh verstorben sein, denn als sein Sohn Richard 1894 in Aken / Elbe heiratete, lebte er nicht mehr, seine Frau wohnte damals noch in Klein Lensk. Nach 1900 ist aber kein Quaß mehr in diesem Ort zu finden, über den der Schreiber sich Informationen erbittet. Wer besitzt noch alte Fotos oder Dokumente? Richard Quaß wurde Bergmann, ging also nach "oberwärts" wie damals so viele Masuren. Ob eine Verwandtschaft zu dem Gutsbesitzer Julius Quaß aus Groß Koschlau, dem Wirt Johann Quaß aus Klein Lensk und Dorothea Quaß geborene Will besteht, konnte bisher nicht geklärt werden. Wer hat diese Namen in seiner Familie? Ronny Quaß hofft sehr auf Hinweise. (Ronny Quaß, Im Gehren 24 in 73732 Esslingen.)

Ich freue mich immer, wenn ich positive Antworten auf veröffentlichte Fragen und Wünsche erhalte - ganz besonders erfreut bin ich über einen sehr ausführlichen Bericht von August Eversmeier, der auf der Spurensuche nach den Vorfahren seiner Frau war. Was für ihn, den nicht von Flucht und Vertreibung betroffenen Ostwestfalen, eine Selbstverständlichkeit ist - eine erfolgreiche Familienforschung betreiben zu können -, gilt nicht für seine ostpreußische Frau. Herr Eversmeier nahm sich der Sache an und betrieb die Spurensuche so systematisch und intensiv, daß sie zu einem vollen Erfolg führte. Jetzt legt er einen ausführlichen Erfahrungsbericht vor, der die einzelnen Stufen akribisch auflistet. Dieser kleine "Wegweiser" kann sogar mir bei meiner weiteren Arbeit behilflich sein, weil er auf persönlichen Erfahrungen mit konkreten Ergebnissen beruht, von denen ich sonst leider trotz positiver Ergebnisse viel zu wenig mitgeteilt bekomme - wenn überhaupt! Dafür danke ich Herrn Eversmeier besonders, aber auch dafür, daß er unsere Zeitung mit der "Ostpreußischen Familie" als Informationsquelle an die vorderste Stelle setzt. Leider kann ich hier nur einige Passagen aus dem ausgezeichneten Bericht bringen, aber sie werden helfen, anderen Landsleuten Mut zu machen.

Nach zwei Besuchsreisen in die Heimat seiner Frau beschloß Herr Eversmeier, im Sommer 2003 auf Spurensuche nach den Großeltern seiner Frau zu gehen, spät, aber noch nicht zu spät. Heute ist er am Ziel seiner Suche angelangt und hat mehr als erwartet gefunden: so alle Geburts-, Heirats- und Sterbedaten, den kirchlichen Heiratseintrag aus dem Jahre 1915, den Taufeintrag zum zweiten Kind, eine amtliche Mitteilung über die wegen Erkrankung notwendige Vertretungsregelung als Gendarm 1936 und weitere dokumentarische Belege. Drei Vorfahren der ostpreußischen Linie sind aus dem Dunkel des Vergangenen getreten. Das Familiengeschehen in den Kreisen Gumbinnen, Angerapp und Treuburg ist bis zur Großelterngeneration aufgeklärt. Die Wege dahin waren manchmal verschlungen, führten auch in Sackgassen. Wichtig wurden für ihn die noch lebenden Zeitzeugen, wie er schreibt:

"Da als Kriegsfolge viele Dokumente verlorengegangen sind, ist die Kontaktaufnahme zu möglichen Zeitzeugen eine große Hoffnung für die Spurensuche. Bei meiner war sie ein sehr belebendes Element. Ich habe erlebt, daß alle Ostpreußen / Heimatvertriebenen sehr hilfsbereit sind und Hinweise zu anderen möglichen Zeitzeugen gaben. Außer den Eindrücken aus ihren Erzählungen mit Zeitkolorit verdanke ich ihnen durch Fotos wichtige Erkenntnisse. Bei mir führte die Spurensuche auch zwangsläufig zu einer vertieften Beschäftigung mit deutscher, speziell ostdeutscher Geschichte. Ein Dank geht an die vielen Gumbinner, Angerapper und Treuburger, welche mir zu helfen versuchten und insgesamt auch weiterhalfen."

Und ich danke Herrn Eversmeier für seine so ausführlich und sachlich beschriebene Vorgehensweise, die für mich auch wichtige Erkenntnisse enthält.

Nachdem ich des öfteren in unserer Kolumne das Ostpreußische Güterverzeichnis erwähnt hatte, bat mich nun Gertrud Reich aus München, ihr aus diesem Buch einige Angaben über Neu-Posmahlen und Seeben, Kreis Pr. Eylau zu kopieren. Das hat aber wenig Sinn, denn Neu-Posmahlen war ein großes Vorwerk von Wogau und wird nicht gesondert aufgeführt. Vielleicht können aber ehemalige Bewohner von Posmahlen und dem größeren Seeben, das immerhin über 500 Einwohner hatte, etwas über die Heimat ihrer Eltern sagen. Denn Frau Reich ist eine geborene Seddig, ihr Großvater Karl Ludwig Seddig war Kämmerer auf Neu-Posmahlen, das der Familie von Kalkstein gehörte, ihr gleichnamiger Vater wurde dort 1893 geboren. Ihre Mutter Berta Maria Seddig geborene Nagorr, * 1894, stammte aus Seeben. Beide Orte gehörten zum Kirchspiel Dollstädt. (Gertrud Reich, Bauernfeindstraße 7, C 706, in 80939 München, Telefon 0 89 / 33 73 01.)

Ein Foto kann manchmal so viele Erinnerungen auslösen und die Vergangenheit lebendig werden lassen. So erging es Charlotte Fiebig aus Freden, als sie das Bild von der Königsberger Lutherkirche auf unserer "Familienseite" sah: "Ich war hocherfreut, denn mein Großvater Gustav Sprengel war dort Küster und verbrachte viele Stunden in der Kirche, da diese täglich für Besucher geöffnet war", schreibt Frau Fiebig. Als sie noch eine kleine Margell war und Charlotte Sprengel hieß, hat sie ihre Großeltern in der Großen Sandgasse oft besucht, und wenn der Opa nicht da war, hieß es: "Na, wo soll er denn schon sein?" Natürlich in der Kirche! Und da saß er auf einem Stuhl vor der Kirchentüre und wartete auf Besucher oder führte sie durch das Gotteshaus. "Da sind Erinnerungen wach geworden, an die ich mit Freuden denke!" Die weiteren Erinnerungen an den Großvater sind dann nicht mehr so unbeschwert, denn nach dem Tod der Großmutter nahm sein ältester Sohn ihn zu sich in sein Juditter Haus. Der Großvater kam nicht mehr rechtzeitig aus dem Königsberger Kessel heraus, er wurde vor der Haustüre von den Russen erschossen. Seine Schwiegertochter begrub ihn im eigenen Garten. Sie wurde 1948 ausgewiesen und fand ihren Mann im Westen wieder. So kann ein Foto fast vergessene Schicksalsfäden wieder aufrollen lassen.

Auch Frau Stahl aus Meppen hat sich über das große Bild von der Lutherkirche gefreut und sofort in der Redaktion angerufen. Sie wurde in der Kirche am Viehmarkt getauft und sollte 1945 auch dort eingesegnet werden. Im Advent 1944 baten die Konfirmanden ihren Pfarrer, wegen der kritischen Lage schon Weihnachten konfirmiert zu werden, aber er lehnte diese Bitte ab. Und dann kam das bittere Ende und damit gab es keine Konfirmation in der Taufkirche. Die schöne, alte Postkarte von der Lutherkirche übersandte uns übrigens Margarete Schulze aus Ueldingen-Mühlh. Sie hat das Original wieder zurückbekommen zusammen mit der Erfüllung ihres an mich gestellten Wunsches: der leihweisen Überlassung von Johanna Wolffs "Hanneken", das ich einmal als Kopie aus dem Leserkreis zugesandt bekam und sorgfältig hüte.

Im vergangenen November brachte ich sehr ausführlich die Familiengeschichte von Frank Marquardt, und nun übersandte er mir diese erfreulich erweitert und eingehend aufgelistet zu - mit weiteren Fragen, die sich aus den neuen Erkenntnissen ergeben. Aber das ist auch wieder ein ganzer Pungel voll. Kommen wir auf die Kernpunkte! Die Marquardts stammen aus Königsberg, Ururgroßmutter Amalie war eine geborene Rosenbaum. Diese Familie besaß eine Gastwirtschaft mit Kolonialwarenhandlung auf dem Sackheim. (Wilhelm Matull erwähnt sie in seinem Buch "Liebes, altes Königsberg") Urgroßvater Adolf Rudolf Marquardt hatte mit seiner Frau Betti geborene Gritto aus Florentinenhof vier Töchter, die jüngste Betti Luzie ist die Großmutter von Frank Marquardt. Die ältesten Töchter wurden noch auf dem Haberberg geboren, Betti in der Kaplanstraße 6, wohin die Familie Marquardt spätestens 1916 zog. Die Mädchen sollen in der Gastwirtschaft Rosenbaum beim Bedienen geholfen haben. Der Vater war Gleisschlosser, später Vorschlosser, er könnte beim Bau der Samlandbahn mitgewirkt haben. Diese so kurz wie möglich gehaltenen Angaben waren nötig, um die vielen Fragen von Frank Marquardt verständlich zu machen:

1) Kann sich noch jemand an die Familie Marquardt aus der Kaplanstraße 6a beziehungsweise 3/4 erinnern? Gibt es Fotos von der Kaplanstraße? Zu welcher Kirche gehörte sie?

2) Wer erinnert sich noch an die Gastwirtschaft Rosenbaum auf dem Sackheim? Auch hier sind Fotos erwünscht.

3) Gesucht werden Unterlagen über den Bau der Samlandbahn und anderer Strecken aus der Zeit um 1900.

4) Wer kann etwas über das neun Kilometer westlich von Königsberg an der Pregelmündung gelegene Vorwerk Florentinenhof berichten?

5. Gesucht werden folgende Königsberger Bewohner oder deren Nachkommen: E. Rosenbaum, Amalie Rosenbaum, (Samitter Allee 237), Marie Rosenbaum (Sackheim 16/17), Martha (Freystraße 27) und Amalie Marquardt (Nachtigallenstieg 10).

So, lieber Herr Marquardt, das wäre es. Ihre anderen Fragen muß ich direkt beantworten. Für diese hoffe ich auf Zuschriften aus unserm Leserkreis. (Frank Marquardt, Grüntal 4 in 24398 Dörphof, Telefon 0 46 44 / 97 32 00.)

Eure Ruth Geede


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