© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. August 2005

Äußerst fade
Biographie über Angela Merkel

Selbst eingefleischten CDU-Wählern ist sie ein Dorn im Auge: Angela Merkel stößt in der deutschen Bevölkerung nicht gerade auf viel Gegenliebe. Trotz aller Pleiten, Pech und Pannen der rot-grünen Bundesregierung liegt Gerhard Schröder bei fast allen Umfragen immer noch vor der CDU-Chefin. Mit Bedauern wird an Stammtischen geraunt, daß "der Wulff" leider noch nicht so weit sei und man bei einem Regierungswechsel "die Merkel" nun mal als "notwendiges Übel" hinnehmen müsse. Doch warum ist die Frau dann in der Position, Deutschlands erste Kanzlerin zu werden?

Gerd Langguth, der die in Hamburg geborene, aber in der DDR aufgewachsene Politikerin seit der Wendezeit kennt, hat in seiner Biographie "Angela Merkel" versucht, der möglicherweise bald mächtigsten Frau in unseren deutschen Landen ein Gesicht zu geben. So ganz gelingt ihm dies jedoch nicht. Zwar hat er zahlreiche Zeitzeugen, Bekannte und Freunde der Kanzlerkandidatin befragt, Zeitungsartikel ausgewertet, sie selbst interviewt, doch am Ende ist die Person Angela Merkel dem Leser noch genauso fremd wie zuvor.

Ob das Kind, das Mädchen, die Schülerin, der Teenager, die Studentin, die Physikerin, die Tochter, die Ehefrau, die Politikerin - Langguth puzzelt aus einzelnen Informationen verschiedene Lebensabschnitte der Karrierefrau Merkel zusammen. Das mag zwar teilweise interessant sein, ist aber häufig nicht neu, und vor allem ergibt sich so kein Gesamtbild. Am Ende kennt der Leser zwar so manche privaten Höhen und Tiefen seiner möglicherweise zukünftigen Kanzlerin, mitgefiebert hat er mit ihr jedoch nicht. Das mag einerseits am zu sachlichen Ton des Autors liegen, der hauptsächlich dokumentiert und kaum interpretiert oder analysiert, andererseits aber auch in der Person Merkel begründet sein, die selbst über ihre Leidenschaften unterkühlt sachlich berichtet. R. Bellano

Gerd Langguth: "Angela Merkel", dtv premium, München 2005, broschiert, 399 Seiten, 14,50 Euro