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20.08.05 / Das alte Königsberg soll wiederauferstehen / Moderne Häuser im Stile der Vorkriegszeit sollen Sowjetbauten ersetzen, deren Sanierung nicht lohnt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. August 2005

Das alte Königsberg soll wiederauferstehen
Moderne Häuser im Stile der Vorkriegszeit sollen Sowjetbauten ersetzen, deren Sanierung nicht lohnt
von M. Rosenthal-Kappi

Wenn es nach den Vorstellungen des Königsberger Bürgermeisters Jurij Sawenko und einiger Stadtplaner geht, wird sich das Bild der Innenstadt in nicht allzu ferner Zukunft wesentlich verändern. Die häßlichen Hochhäuser aus sowjetischer Zeit sollen modernen Gebäuden weichen, die in Aussehen und Stil an das alte Königsberg erinnern. Die meisten der in der Sowjetzeit gebauten Wohnhäuser sind um die 50 Jahre alt. Ihre Sanierung würde Unsummen verschlingen; die Versorgungsleitungen sind hoffnungslos überaltert und marode, so daß sich Abriß und Neubau eher lohnen. Um von den Plänen aufgeschreckte Mieter zu beruhigen, sprach Sawenko von großen unbebauten Waldgebieten im sogenannten Rayon Kuibitschew, in denen moderne Wohnhäuser entstehen könnten.

Mit der baulichen Planung in den dann abgerissenen Vierteln wurden der Architekt Alexander Baschin und diverse Baufirmen beauftragt. Das Team legte große Pläne vor. Zunächst ist an den Wiederaufbau des Königsberger Schlosses gedacht. Über ein solches Vorhaben berichteten einige Zeitungen bereits vor der 750-Jahrfeier. Im wiedererrichteten Schloßgemäuer würden dann verschiedene Museen, ein Wachsfigurenkabinett, eine Filiale der St. Petersburger Eremitage, ein Hotel, Restaurants, Cafés, Souvenirläden und Büros untergebracht werden.

Des weiteren soll das Viertel zwischen dem modernisierten Haus der Räte und dem "Hochzeitspalast" zu einem Zentrum "Löbenicht" ausgebaut werden, wo Wolkenkratzer in den Himmel wachsen. Neben Büros ist hier ein russisch-europäisches Freundschaftshaus und eine Kongreßhalle für Messen und Festivals geplant. Das gegenüberliegende Ufer des Pregel wird, so die Planung, mit der sogenannten "Altstadt" bebaut, die ein Diplomatenzentrum werden soll.

Die Umgebung des Unterteichs würde ein gemischtes Gewerbe- und Wohngebiet bleiben. Für dieses Viertel hat man sich auch schon Namen ausgedacht. Das "Dreieck" (Treugolnik) zwischen den Straßen "Proletarskij" (Mitteltragheimer Cäcilienallee), "Sergejewa" und "Tchernjachowskowo" (Wrangelstraße) würde zum Viertel "Tragheim", und der Streifen zwischen den neuen Häusern entlang des Teichs, in dem sich unter anderem der heutige Palast der Jugend und das Gewerkschaftshaus befinden, würde zum mehrfach genutzten Wohnraum- und Bürokomplex "Drei Kronen". Die Häuser zwischen dem Unterteich und der Straße des 9. April sollen ebenfalls rekonstruiert werden.

Die Chefarchitektin der Stadt, Tatjana Kondakowa, betrachtet diese in der jetzigen Planungsphase an Wolkenschlösser erinnernden Bauvorhaben mit gebührender Skepsis. Noch sei gar nichts entschieden, sagt sie. Erst im kommenden Jahr werde es eine internationale Ausschreibung für das Projekt "Entwicklung des Stadtzentrums" geben. In der Stadtmitte müßten in erster Linie öffentliche Bauten vorhanden sein, wie zum Beispiel Bürogebäude für die Organe der Russischen Föderation, von deren nachgeordneten Behörden, Ämtern und sonstigen staatlichen Stellen es sehr viele in Königsberg gibt. Ihrer Auffassung nach gehören zu diesen öffentlichen Bauten ein Justizgebäude, Gerichtssäle und nicht zuletzt ein Operntheater. Natürlich könne man auch Hochhäuser im modernen Stil bauen mit größeren Wohnungen und einem Lift. Allerdings sei dies teuer, für private Investoren seien solche Bauobjekte oft unrentabel. Was die Wohnhäuser betrifft, müßten die Bedürfnisse aller berücksichtigt werden. Das verlange das Gesetz, so Kondakowa. Als denkbaren Ort für den Neubau von Wohnhäusern sieht sie das Ende des Moskowskij Prospekts (Franz-Seldte-Straße, Oberlaak). Die Verkehrsanbindung sei hier sehr gut. Man müsse außerdem eine gute Infrastruktur schaffen, was sich über Jahre hinziehen könnte.

Was von den ehrgeizigen Plänen umgesetzt werden kann, hängt letztendlich von ihrer Finanzierbarkeit und dem Durchsetzungsvermögen der Verantwortlichen ab.

Ergriffen aus Anlaß der Parkeröffnung das Wort: Der in Uniform erschienene Kosmonaut Leonow am einen Mikrophon und die in einem weißen Hosenanzug gekleidete stellvertretende Bürgermeisterin Königsbergs Gurowa am anderen. Rechts neben der Politikerin steht der niederländische Generalkonsul in St. Petersburg Hoeks


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