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20.08.05 / Erste Vorbereitungen für 200-Jahrfeier / Franzosen und Russen wollen 2007 in Tilsit das runde Jubiläum des gleichnamigen Friedens feiern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. August 2005

Erste Vorbereitungen für 200-Jahrfeier
Franzosen und Russen wollen 2007 in Tilsit das runde Jubiläum des gleichnamigen Friedens feiern

Es tut sich Erstaunliches in Tilsit. Frankreich richtet seinen Blick auf diese Stadt, in der im Sommer 1807 der französische Kaiser Napoleon Bonaparte den Triumph seines Lebens auskostete. Im Friedensschluß zu Tilsit war er zum Beherrscher Europas geworden und hatte den russischen Zaren ruhiggestellt.

Die 200. Wiederkehr dieses historischen Datums ist nicht mehr allzu fern und Frankreich scheint entschlossen, das Jubiläum auf historischem Boden, in der Stadt am Memelstrom gebührend zu feiern. Vieles deutet darauf hin. Unlängst stattete der in Moskau residierende französische Botschafter samt Gefolge und Journalistentroß Tilsit einen Besuch ab. Zweck der Visite war die Suche nach Spuren, die an den Friedensschluß erinnern. Kein leichtes Vorhaben, denn mit Zeugnissen historischer Vergangenheit hat man es in Tilsit nicht einfach. Das Napoleonhaus, in dem der Kaiser residierte, gibt es seit 1945 nicht mehr. Die Ordenskirche, deren Turm Napoleon mit nach Frankreich nehmen wollte, ist 1960 abgerissen worden. Auch das Luisenhaus und das Luisendenkmal verschwanden in den Nachkriegsjahren. Also begab sich der Pulk auf den Drangowskiberg, zu einem Baum, der dem Vernehmen nach vor 200 Jahren von Napoleon gepflanzt worden sein soll. Vor Ort gab der Direktor des stadtgeschichtlichen Museums Ignatow zu bedenken, daß es keinerlei historische Belege dafür gäbe, lediglich ein Stadtplan aus der Zeit vor der sowjetischen Besatzung verzeichne hier eine "Napoleonlinde". Darauf der Botschafter froh, daß es überhaupt eine Erinnerung gibt: "Dann sollten wir doch dem deutschen Stadtplan Glauben schenken!"

Zum Abschluß seines Besuchs erklärte der Botschafter, daß Frankreich dem Jubiläum im Jahre 2007 große Beachtung schenken werde, weil Tilsit ein Markstein seiner Geschichte sei.

Nur wenige Wochen nach diesem Besuch weilte der Militärattache der französischen Botschaft in Tilsit, um in Gesprächen mit der russischen Stadtverwaltung die Jubelfeier vorzubereiten. Der französische Gast unterbreitete erste Vorschläge, zu denen die Einweihung einer Stele auf dem früheren Schloßplatz, die Entsendung einer Formation französischer Offiziersschüler zu den Feierlichkeiten und eine Konferenz von Militärhistorikern zählen.

In Tilsit blieb man nicht untätig und legte nach. Auf einer Pressekonferenz gab Pressesprecher Firsikow bekannt, daß man die 200-Jahrfeier des Tilsiter Friedens als ein Ereignis von europäischer Dimension betrachte, welches hochrangige Politiker auf den Plan rufen werde, seien doch in Tilsit die Grundlagen moderner europäischer Politik gelegt worden. Er könne sich ein Treffen der Botschafter Frankreichs, Rußlands und Deutschlands auf einem Floß auf der Memel vorstellen. Ferner regte er aus diesem Anlaß ein internationales Theaterfestival an. An der Napoleonslinde werde eine Einfriedung mit einer Besucherplattform und einem Parkplatz entstehen.

Inzwischen gibt es auch in der Bundesrepublik Deutschland erste Anzeichen dafür, daß man dem Ereignis Beachtung schenken will. Die Dittchenbühne Elmshorn signalisierte Interesse an den Feierlichkeiten wie auch das Traditionskorps des Königlichen Preußischen Infanterieregiments Nr. 59 "Graf von Wartensleben". Der Kampfweg des Regiments führte über die Schlachten bei Auerstedt und Pr. Eylau bis nach Tilsit. Nun wird in Tilsit ein Biwak geplant mit historischen Uniformen und Böllerschüssen, um an jene Tage zu erinnern, in denen damals europäische Geschichte geschrieben wurde. Hans Dzieran


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