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20.08.05 / Gefährdung der Demokratie / Wie die Medien ihre Pressefreiheit nicht immer nach bestem Gewissen nutzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. August 2005

Gefährdung der Demokratie
Wie die Medien ihre Pressefreiheit nicht immer nach bestem Gewissen nutzen

Der Autor Peter Forster, Chefredakteur einer Schweizer Tageszeitung und Chef der dortigen Armee-Informationsoperationen, präsentiert in seinem neuesten Buch "Die verkaufte Wahrheit - Wie uns Medien und Mächtige in die Irre führen" ein spannendes, andererseits nachdenkliches Kapitel aus der heutigen Medienwelt.

Haben Presse, Radio und Fernsehen eigentlich eine Wahrheits- und Informationspflicht sowie eine Wächterfunktion, so dienen sie allzu oft als Waffe zur Beeinflussung der Öffentlichkeit. Gezielte Desinformationen, zweckdienlich verbogene Wahrheiten und lügenhafte Erfindungen sind dabei keine Seltenheit, wie das Buch anhand teils bekannter, teilweise spektakulärer Beispiele dokumentiert.

Ein markantes Beispiel war die US-Versorgungssoldatin Jessica Lynch: Im Irakkrieg, März 2003, wurde sie beim Aufprall ihres Fahrzeuges schwer verletzt und von irakischen Soldaten ins Lazarett gebracht. Ein Einheimischer informierte die Ranger, welche die Kranke schließlich befreiten.

Tageland beherrschte das Geschehen selbst führende amerikanische Zeitungen. Die 19jährige wurde zur Heldin der Nation. Die Wahrheit aber ist, daß sie absolut nicht "bis zur letzten Patrone kämpfte" - der Wüstensand hatte ihr Gewehr verstopft. Sie erlitt auch keine Stichwunden im Krankenhaus, sondern wurde dort gut behandelt. Bei der Befreiungsaktion konnte es ebenso keine "Nahkämpfe" geben, denn die irakischen Soldaten waren längst abgezogen!

Daß die DDR-Stasi damals in etlichen Fällen bundesdeutsche Politiker mit gefälschten Unterlagen verleumdete und dies gewisse westdeutsche Publikationsorgane ohne die wohl erforderliche Sorgfaltspflicht gern aufgriffen, weiß der Autor ebenfalls zu beweisen. Es bewahrheitet sich immer wieder, daß das Medienrecht einem Angeschuldigten keine echte Chance bietet, sich rechtzeitig gegen die Verfemung zu wehren. Ist das Stadium einer breiten Empörung erst erreicht, hilft auch kein Gericht. In der Regel kommt eine wirksame Gegenwehr zu spät.

Als vor Jahren das russische Atom-Unterseeboot "Kursk" sank, soll Präsident Putin die erste Nachricht über die Katastrophe rund 20 Stunden später und die volle Wahrheit erst nach vier Tagen erhalten haben! Hätte man ihn rasch und richtig informiert, hätte zumindest ein Teil der Besatzung gerettet werden können.

Mangelhafte Kommunikation und Halbwahrheiten in der Darstellung des Geschehens waren 1986 ebenfalls ein Grund für das ganze

Ausmaß des Atomunfalls in Tschernobyl ...

Der Autor verschont aber auch sein eigenes Land nicht: Vor Jahren wurde Peter Regli, weltweit respektierter Leiter des Schweizer Nachrichtendienstes, von der Linkspresse mit schweren Anschuldigungen attackiert. Wohl konnten sie im Laufe der Zeit sämtlichst widerlegt werden, doch kehrte er nie in sein Amt zurück: Der verantwortliche Bundesrat in Bern wagte nicht, sich dem Druck einer offensichtlichen Desinformation entgegenzustellen!

In einem solchen Fall ist das wahre Problem nicht die Skandalisierung Unschuldiger, sondern die schwankende, unentschlossene Haltung einer politischen Führung, die sich das Handeln von Medien aufzwingen läßt. Medienfreiheit gehört zu den Grundpfeilern einer Demokratie, in ihren - sehr oft unbewußt - begangenen Fehlern liegt indes auch eine Gefährdung eben der Demokratie. F.-W. Schlomann

Peter Forster: "Die verkaufte Wahrheit - Wie uns Medien und Mächtige in die Irre führen", Frauenfeld 2004, 318 Seiten, 31,90 Euro


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