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27.08.05 / Willy B. Wowereit

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. August 2005

Willy B. Wowereit
von Harald Fourier

Still und heimlich läuft sich Klaus Wowereit warm. Die Spatzen pfeifen es ja inzwischen nicht nur von den Berliner Dächern: Der Regierende Bürgermeister sieht sich für höhere Weihen gewappnet, glaubt Bundeskanzler werden zu können. Und obwohl die Spekulationen um Wowereit als möglichen SPD-Spitzenkandidaten im Dutzend die Runde machen, gab es noch nicht einmal ein halbherziges Dementi nach dem Motto "Ich will Bürgermeister bleiben." Es spricht also einiges dafür, daß sich der 51jährige auf die Spuren Willy Brandts begibt.

Das liegt auch daran, daß ihm die Macht kaum zu entreißen ist. Die eigenen Leute stehen hinter Wowereit. Und die Opposition aus CDU und FDP kann strampeln soviel sie will: Selbst wenn SPD und PDS die Mehrheit verlören, stünden noch die oppositionellen Grünen als Reserve bereit. So wie Berlin strukturiert ist, kann Schwarz-Gelb nur in einer Ausnahmesituation a là Hamburg auf die Macht hoffen.

Trotzdem sind die Wähler in Berlin einer Umfrage zufolge mit den herrschenden Zuständen unzufrieden. Sie wollen kein rot-rotes Bündnis, sie wollen eine Große Koalition. Dies, obwohl die Bilanz jener zehn Jahre, in denen Berlin von 1991 bis 2001 schon einmal gemeinsam von CDU/SPD regiert wurde, ziemlich ernüchternd ausfällt. Die gescheiterte Olympia-Bewerbung 2000? Vergeben! Der Skandal um die Bankgesellschaft Berlin? Vergessen! Der Abstieg der Stadt zur "Roten Laterne"? Abgehakt. Mit 39 Prozent der Wahlberechtigten fordert eine relative Mehrheit eine Große Koalition zurück.

Und das hat seine Gründe: In erster Linie sind die Bürger unzufrieden mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Nur etwa zwei Prozent trauen der Linkspartei die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu. Die Grünen stehen keinen Deut besser da. Ein rot-rot-grünes Bündnis wäre also aus Sicht der Wähler das, was sich hinter dem Begriff "Verschlimmbesserung" verbirgt.

An zweiter Stelle in der Sympathie der Bürger rangieren ein CDU-FDP-Bündnis (28 Prozent) und Rot-Grün (17 Prozent). Für das Senats-Bündnis aus SPD und den SED-Nachfolgern konnten sich nur neun Prozent erwärmen. Das einzig positive, was Klaus Wowereit vorzuweisen hat, ist, daß ihn die Bürger weiterhin in der Stadt sehen wollen, seinen Wechsel in die Bundespolitik ablehnen. Einen solchen Karrieresprung befürworten selbst bei der SPD nur 40 Prozent ihrer Anhänger. Diese Umfrage kann natürlich auch anders gelesen werden: Die Befragten trauen ihm diese wichtigere Aufgabe schlicht nicht zu.


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