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03.09.05 / Pure Lebensfreude / Die Glasmacherfamilie Borowski zeigt in Hamburg eine Auswahl ihrer Kollektion

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. September 2005

Pure Lebensfreude
Die Glasmacherfamilie Borowski zeigt in Hamburg eine Auswahl ihrer Kollektion

Es war wieder einer der typisch grauen Tage mit Hamburger Schmuddelwetter. Die Wolken hingen tief und ebenso tief war die Stimmung. Was war das für ein Sommer in diesem Jahr? Diese Frage schien den Menschen auf die Stirn geschrieben. Sie blickten mißmutig in die Weltgeschichte und gingen widerwillig ihren Arbeiten nach. In einem Geschäft aber in der Hamburger Innenstadt schienen die Uhren anders zu gehen. Dort schien eine besondere Atmosphäre zu herrschen, eine Leichtigkeit des Seins zu regieren. Die Mitarbeiter ausgesucht freundlich und höflich, die Kunden zurückhaltend, aber dennoch beschwingt. Was gab's dort zu sehen (und zu kaufen)? Es schien eine ganz besondere "Droge" zu sein, die an diesem grauen Tag die sonst meist zurückhaltenden Hanseaten aus der Reserve lockte.

Ein Blick ins Schaufenster des Rosenthal Studio-Hauses am Neuen Wall, Ecke Poststraße, nicht weit von Alster und Jungfernstieg gelegen, gab die Antwort: Fabelwesen und Tiere aus buntem Glas hatten dort die Herrschaft übernommen. Ihre Schöpfer, die Glasmacherfamilie Borowski, war für gut zwei Monate bei Rosenthal eingezogen ...

"Augenzwinkern" heißt die Ausstellung, die noch bis zum 30. September in der Galerie des Rosenthal Studio-Hauses zu sehen ist (montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr, sonnabends von 10 bis 18 Uhr; Eintritt frei). Gezeigt werden Objekte und Gebrauchsgegenstände, die Stanislaw Borowski mit seinen Söhnen Pawel und Stanislaw Jan geschaffen hat. Borowski, der 1944 im französischen Moutiers geboren wurde, ging nach dem Krieg nach Polen und ließ sich nach dem Schulabschluß im schlesischen Krossen in der Glasmanufaktur ausbilden. Später spezialisierte er sich auf Glasherstellung, Design und Gravur und arbeitete eng mit der Kunsthochschule in Breslau zusammen. 1982 zog er mit seiner Familie ins Rheinland, wo er in Hennef eine Werkstatt errichtete. 1990 gründete er das Glasstudio Borowski, das seit 1993 erfolgreich von seinen Söhnen Pawel und Wiktor geleitet wird.

Alle drei Söhne haben die Kreativität und den Schaffensdrang vom Vater geerbt, und so sind auch ihre Arbeiten wie die des Vaters bereits auf großen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen.

In Hamburg ist nun eine Auswahl dieser Kollektion zu bewundern. Eigenwillige Accessoires wie Schalen, Vasen oder Kerzenleuchter in Tierform oder mit hauchzarten Gravuren, Objekte wie das "Stani Mobile", ein Auto in prallbunten Farben, begeistern durch ihre phantasievollen Formen und natürlich durch die intensive Farbigkeit des Glases. Objekte, die man auch draußen im Garten aufstellen kann, sind aus Glas und Eisen gefertigt, das durch einen Hauch von Rost eine ansprechende Patina bekommt.

Apropos, Glas. Man muß bei vielen Objekten ganz genau hinsehen, um die Zerbrechlichkeit des Materials überhaupt zu erkennen. Mit großer Meisterschaft haben die Künstler es verstanden, aus Glas Gegenstände zu formen, die Lebensfreude "par excellence" ausstrahlen. Qualität und sorgfältige Verarbeitung sprechen für diese Meisterschaft. Die Farbgebung entsteht nun keineswegs durch Farben, die im Nachhinein aufgetragen werden, sondern vielmehr durch eigens eingefärbtes Glas. "Bei der Herstellung werden sowohl die warmen als auch die kalten Glasbearbeitungstechniken angewandt", erläutern die Glasmacher ihre Kunst. "Bei der warmen Technik werden die einzelnen Objekte direkt am Glasofen frei geformt. Dabei wird das etwa 1.200 Grad Celsius heiße und zähflüssige Glas vom Glasmacher mit Scheren, Zangen oder anderen Werkzeugen bearbeitet oder in verschiedene Formen geblasen. Dann werden die Rohlinge in kaltem Zustand gesägt, geschliffen, gesandstrahlt oder graviert. Zuletzt werden die einzelnen Teile eines Stücks mit Hilfe eines speziellen UV-Klebers zu einem fertigen Objekt verklebt."

Bedenkt man, wieviel Arbeit (ganz abgesehen von der Idee, dem künstlerischen Impuls) hinter jedem der zauberhaften Objekte steckt, dann kann man auch verstehen, daß die Preise sich zwischen 130 und 27.000 Euro bewegen. Allein die Briefbeschwerer und kleinen Schalen kosten zwischen 48 und 89 Euro. Betrachtet man schließlich ein letztes Mal

die fröhlich-bunten Kerzenleuchter, Schalen und Objekte, dann wird das Augenzwinkern letztlich doch allein durch die pure Lebensfreude und gute Laune verursacht, die sie hervorrufen, und nicht durch Tränen der Wehmut, da man keines dieser phantastischen Glasgebilde sein eige nennen kann. SilkeOsman

 Fröhliche Tierwelt: Frosch, Ente und Chamäleon aus buntem Glas Fotos (5): Borowski

Kunstvolle Objekte: Farbenfrohes Automobil und Schale mit hauchzarten Gravuren


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