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03.09.05 / Pädagogisch wertvoll / München ist stolz auf seine "naturbewußte" Bundesgartenschau, die ganz auf Exotik verzichtet

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. September 2005

Pädagogisch wertvoll
München ist stolz auf seine "naturbewußte" Bundesgartenschau, die ganz auf Exotik verzichtet

In grellen Pink, Rot und Grün locken überall in Deutschland Plakate nach München zur "Buga 05", und obwohl auf diesen Plakaten nirgendwo vermerkt ist, was den Besucher erwartet, so macht so viel bunte Werbung neugierig. Wer sich im Internet näher erkundigt, erfährt, daß die vom 28. April bis 9. Oktober in München stattfindende Bundesgartenschau unter dem Motto "Perspektivenwechsel und Nachhaltigkeit" steht. Wirklich schlauer ist der Interessierte dann zwar immer noch nicht, neugierig bleibt er vielleicht dann dennoch.

Vor Ort klärt sich schließlich schnell, was die Veranstalter damit meinen. Ein "Perspektivenwechsel" wird dem Gartenfreund geboten, indem er durch einen pädagogisch wertvollen Themenpark gehen kann, der sich dadurch auszeichnet, daß Großes klein und Kleines groß ist. Dieser sogenannte Zellengarten, in dem jeder Bereich durch 2,30 Meter hohe Kieswälle getrennt ist, bietet beispielsweise ein Labyrinth aus Riesenschilf, in dem sich der Besucher klein wie eine Maus, oder einen Erdhügel, in dem er sich begraben wie ein Maulwurf fühlt.

Dem Motto "Nachhaltigkeit" tragen die Landeshauptstadt München und der Zentralverband Gartenbau als Veranstalter insoweit Rechnung, als sie die Attraktivität des neuen Stadtteiles Riem erhöht zu haben gedenken. Nach 52 Jahren Flugbetrieb gingen hier 1992 auf dem Flughafen Riem endgültig die Lichter aus. Während der Flughafen nach Erding verlegt wurde, wurde das nun freie, 560 Hektar große Gebiet im östlichen Stadtkern zu je einem Drittel für die Messe Riem mit Gewerbegebiet, ein Wohngebiet für 16.000 Einwohner und Grünflächen vorgesehen.

Da Bundesgartenschauen schon immer ein Motor für städtische Entwicklung waren, bewarb sich München als Ausrichter. 1997 erhielt es den Zuschlag für das Jahr 2005. Über 100 Millionen Euro hat die Schaffung des Landschaftsparks mit künstlichem See und die Durchführung gekostet, doch Bund, Land, Sponsoren und Besucher (14 Euro für eine Tageskarte) haben München den neuen Stadtteil mitfinanziert. Der ist genauso wie die "Buga", die darauf stolz ist, daß sie die Gartenschau "vom farbenprächtigen Schauspiel schönster Pflanzen" früherer Veranstaltungen "zu einem neuen Naturverständnis und -bewußtsein" gewandelt hat. "Wer exotische Pflanzen sehen will, der kann doch in den botanischen Garten gehen", reagiert ein Münchner Ehepaar mit Dauereintrittskarte ein wenig beleidigt auf die Kritik an der sterilen, gradlinigen, durch lange Wege gekennzeichneten Gartenschau.

Die Bundesgartenschau setzt auf "ökologisch vertretbare und gleichzeitig moderne Materialien", und so erinnerten die "Buga" und das durch dreigeschossige, weiße Flachdachbauten gekennzeichnete Neubaugebiet nebenan ziemlich an Ikea. Auch dort gibt es schließlich Pflanzen und Blumen, aber nur in dafür extra vorgesehenen Bereichen. Das sind in München Beete, Kübel oder drei Hallen (eine enthält eine sehr sehenswerte Bonsaisammlung). Und genau wie

Ikeamöbel kann man die "Buga" am Ende der Laufzeit ganz schnell "auseinanderschrauben", um Platz für die neuen einheitlich weißen Neubauten zu schaffen. Rebecca Bellano

 Enttäuschend: Statt zauberhafter Gärten erwarten den Besucher der Bundesgartenschau nur lange Wege. Fotos (2): Buga


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