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10.09.05 / Gegen die Schickeria / Berliner Galerie würdigt Märkischen Künstlerbund

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. September 2005

Gegen die Schickeria
Berliner Galerie würdigt Märkischen Künstlerbund

Im Jahr 1898 war mit der Gründung der Berliner Secession der Bann gebrochen: Die "Kampfjahre der Moderne", wie der Kunsthistoriker Max Osborn das sich seinem Ende zuneigende Jahrhundert nannte, hatten endgültig begonnen. Erstmals hatte sich ein Widerstand formiert, der sich gegen einen "von oben herab" bestimmten Kunstbegriff wandte und sich für die generelle Freiheit der Kunst einsetzte. Daß nicht ausnahmslos alle Künstler, die sich mehr oder weniger der modernen Malerei zugewandt hatten, der Secession beitraten, hatte verschiedene Gründe. Zum einen fürchteten einige der umworbenen Künstler den endgültigen Bruch mit der Akademie, was schließlich einer Absage an den offiziellen Kunstbetrieb gleich gekommen wäre, der noch immer den wichtigsten Absatzmarkt und somit letztendlich auch die Lebensgrundlage dieser Maler darstellte. Zum anderen erschien einer nicht geringen Anzahl von ihnen der vor allem von Max Liebermann und Bruno Cassirer formulierte Anspruch der Secession als zu elitär. So mochte sich Hans Hartig, der mehrfach mit der Secession ausgestellt hatte, nicht endgültig zu einem Beitritt entschließen, da er sich mit der "Liebermann'schen Kulturschickeria, die ihre Kundschaft vor allem in den feinen Berliner Salons findet", nicht recht anfreunden konnte.

Eugen Bracht, der auf seine Stellung als Hochschullehrer Rücksicht nehmen mußte und der bereits von Seiten des Kaisers deutlich verwarnt worden war, "er solle solch dummes Zeug doch unterlassen und bei seiner alten Malweise bleiben", verhielt sich nach außen hin zwar neutral, legte mit seinen Gemälden allerdings ein deutliches Zeugnis für seine Hinwendung zur modernen Malerei ab. Bracht, der 19 Jahre als Lehrer an der Berliner Akademie gewirkt hatte, bevor er 1902 nach Dresden wechselte, war treibende Kraft und Motor jenes "gemäßigten Impressionismus deutscher Prägung", der fortan die hiesige Kunstgeschichte prägen sollte.

Ein Jahr nach Gründung der Secession formierte sich in Berlin der "Märkische Künstlerbund", um im Oktober 1899 mit einer Ausstellung in der renommierten Galerie Keller & Reiner, die sich vor allem dem Jugendstil verschrieben hatte, erstmals an die Öffentlichkeit zu treten. Bereits im darauf folgenden Jahr hatte sich der "Club Moderner Landschaftsmaler" gegründet. Neue Künstlervereinigungen schossen bald wie Pilze aus dem Boden: Die "Gesellschaft deutscher Aquarellisten", der "Künstler-West-Club", die "Freie Kunst", der "Märkische Künstlerbund" und der "Club Berliner Landschafter" schlossen sich schließlich im Jahr 1901 zu den "Vereinigten Berliner Clubs" zusammen. Die Veranstalter der großen internationalen Ausstellungen hatten nämlich Künstlervereinigungen, die weniger als zehn Mitglieder hatten, eine Teilnahme als Gruppe verweigert, so daß man diese Bestimmung durch eine derartige Neugründung elegant umging.

Die Berliner Galerie Barthelmess & Wischnewski, Giesebrechtstraße 10, Ecke Kurfürstendamm zeigt noch bis zum 22. Oktober die Verkaufsausstellung "Von der Schönheit des Unscheinbaren - Eugen Bracht und der Märkische Künstlerbund". Zu sehen sind etwa 50 Arbeiten verschiedener Künstler (Montag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 14.30 Uhr bis 18.30 Uhr, Sonnabend von 11 bis 15 Uhr). gbw

Eugen Bracht: Wildbach (Öl, um 1905) Foto: gbw


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