20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.09.05 / Nur erleichtert / Hohmann nimmt Niederlage gelassen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. September 2005

Nur erleichtert
Hohmann nimmt Niederlage gelassen

Als erfahrender Abgeordneter mit dem Mut, die Meinungen unserer Bürger auszusprechen und dabei auch kontroverse Themen nicht zu scheuen, möchte ich die Wählerschaft des Wahlkreises Fulda weiter vertreten: Für Gott und Vaterland!"

Mit diesem Motto trat der 57jährige Martin Hohmann bei der Bundestagswahl als unabhängiger Einzelbewerber im Wahlkreis 176 (Kreis Fulda, Altkreis Lauterbach und Gemeinden des Main-Kinzig-Kreises) am 18. September 2005 an. Er erhielt 21,5 Prozent der Erststimmen in dem Wahlkreis, den er vor drei Jahren als CDU-Kandidat mit 54 Prozent direkt gewonnen hatte, dem damals besten CDU-Ergebnis in Hessen und viertbesten in Deutschland.

Für den ebenfalls im Wahlkreis beheimateten 31jährigen CDU-Bewerber Michael Brand, Pressesprecher der hessischen CDU-Landtagsfraktion, votierten diesmal 39,1 Prozent, für die SPD-Kandidatin Claudia Blum 29,7 Prozent der Wähler. In seiner Heimatgemeinde Neuhof, in der er vor seiner Wahl in den Bundestag Bürgermeister gewesen war, wählten Hohmann 47,5 Prozent seiner Mitbürger.

Hätte Hohmann das Direktmandat gewonnen, wären die Zweitstimmen dieses Wahlkreises gelöscht worden: eine Bestimmung des Wahlgesetzes, die das Ergebnis in diesem traditionellen CDU-Wahlkreis ganz entscheidend beeinflußt hat. "Der Hinweis auf die Zweitstimmen, die bei einem Sieg Hohmanns gestrichen würden, war wohl unser wichtigste Argument", stellte der CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Herr nach der Wahl fest.

Ebenfalls nach der Wahl erklärte die SPD-Landtagsabgeordnete und Kandidatin für die bevorstehende Landratswahl im Kreis Fulda am 30. Oktober 2005 Sabine Waschke: "Wenn Hohmann gewonnen hätte, wäre es eine Katastrophe für unsere Region gewesen. Osthessen wäre bundesweit in die braune Ecke gestellt worden." Und der Kandidat der Grünen Bernd Eckart fügt hinzu: "Ich bin froh, daß Martin Hohmann das Mandat nicht geholt hat. Aber daß er mehr als 20 Prozent bekam, das ist entsetzlich viel."

Anlaß für den Ausschluß Hohmanns aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im November 2004 war seine Rede zum Nationalfeiertag am 3. Oktober 2003 in Neuhof, die, wie es heute politisch korrekt heißt, "als antisemitisch interpretiert worden war". Später erfolgte dann auch der Ausschluß aus der CDU.

Mit Bestätigung durch die Generalstaatsanwaltschaft lehnte allerdings die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung und Beleidigung ab. Hohmanns Rede habe ihrer Auffassung nach keine Volksverhetzung im rechtlichen Sinne dargestellt, da weder das Tatbestandsmerkmal der "Aufstachelung zum Haß" noch des "Angriffs auf die Menschenwürde" gegeben sei.

Als parteiloser Abgeordneter gehörte Hohmann dem vorzeitig aufgelösten Bundestag an und entschloß sich, nicht zuletzt auf Drängen zahlreicher Anhänger, zur parteilosen Kandidatur bei der jetzigen vorgezogenen Bundestagswahl, bei der sich der Wahlkampf in Osthessen in der letzten Woche zugespitzt hatte. Auf den Vorwurf der "Wahltäuschung", der dabei gegen Hohmann erhoben wurde, antwortete dieser mit dem Verdikt "Rechtlich unhaltbar" in einem Gutachten des angesehenen Staatsrechtlers der Universität Erlangen, Karl Albrecht Schachtschneider. Auf gänzlich anderer Ebene lag die Zerstörung von Hohmann-Plakaten im nächtlichen Fulda durch zwei CDU-Wahlkampfhelfer, die auf der Flucht von der Polizei gestellt wurden und sich später bei Hohmann entschuldigen mußten, nachdem sich ihre Partei von ihnen distanziert hatte.

Nach der Wahl zeigte sich Hohmann nicht enttäuscht. Er fühle sich erleichtert. "Gescheitert" sei er nicht. "Man tritt an, man stellt sich, man kämpft - und ich habe fair gekämpft." Aber es sei ein wichtiger Kampf gewesen, "zumal mich viele Bürger dazu aufgefordert hatten". Große Parteien hätten nun einmal ein ganz anderes Potential. "Und es wäre ja auch ein absolutes Novum gewesen, hätte ein Unabhängiger gesiegt." Nun will sich der christlich konservative Patriot aus der Politik zurückziehen und sich endlich seiner Familie widmen. Er wolle "mit Begeisterung Großvater" sein. Aber es gibt so manchen Großvater, der gebraucht wird und es nicht lassen kann, sich einzumischen ... Friedrich Rühlemann

 Nicht wiedergewählt: Der aus der CDU ausgeschlossene Abgeordnete Hohmann


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren