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24.09.05 / Wie leben die Alten? / Fotoausstellung gibt Antworten auf die Frage nach der dritten Lebensphase

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. September 2005

Wie leben die Alten?
Fotoausstellung gibt Antworten auf die Frage nach der dritten Lebensphase

Im Jahr 2050 wird jeder dritte Deutsche 60 Jahre und älter sein, hat das Statistische Bundesamt errechnet. Schon heute liegt die Lebenserwartung von Männern bei 75, von Frauen bei 81 Jahren. Die Geburtenrate ist beträchtlich gesunken, so daß unsere Gesellschaft überaltert. Altersforscher sprechen bildhaft von seismografischen Erschütterungen eines "Age-Quakes", eines Altersbebens. Alt ist aber noch lange nicht gleich alt. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein 50jähriger bereits zum alten Eisen gehörte, haben heute die "jungen Alten" - oder neudeutsch ausgedrückt, die "Best-Ager" - die jungen Menschen längst von ihrem Konsumententhron verdrängt.

Was aber ist alt? Wie leben die Alten? Und wie sehen junge Menschen die Senioren von heute? Diese Fragen wollte die Hamburger Körber-Stiftung von jungen Fotografen beantwortet wissen und schick-te zwölf von ihnen auf die Suche. Entstanden ist ein facettenreiches und buntes Bild vom Alter im beginnenden 21. Jahrhundert, ein Bild, das dem eindeutigen Altersklischee eine Absage erteilt und das zum Nachdenken anregt. Reportagen, Foto-Essays und Porträtstudien beleuchten das Thema Alter von den unterschiedlichsten Seiten, zu betrachten noch bis zum 16. Oktober auf Schloß Agathenburg bei Stade (dienstags bis sonnabends von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr, Katalog 12 Euro).

Es sind beeindruckende Studien, die dem Betrachter der Fotoausstellung begegnen, Studien von Menschen mit ausdrucksvollen Gesichtern, die von einem erfüllten und aktiven Leben erzählen, aber auch von Menschen, die an der Peripherie unserer Gesellschaft leben, die sich zurückgezogen haben. Kurze Texte erläutern die ausdrucksstarken Fotografien, geben dem Betrachter Hilfestellung, auch wenn sie gar nicht immer notwendig ist. Die

Fotografen erzählen Geschichten von Menschen, die viel erlebt haben, sie erzählen von Träumen und Leidenschaften, von Sehnsüchten. "Junge Menschen sehnen sich vermutlich stärker nach zukünftigen Zielen, während

Ältere öfter sehnsüchtig auf Vergangenes zurückblicken", sagt Michael Tewes, Jahrgang 1973 und Preisträger des Körber-Foto-Awards 2005. "Vielleicht", zitiert Tewes eine ältere Dame, "verhält es sich ja so, daß Sehnsucht im Alter immer weniger Sucht und immer mehr sehnen wird." Gabriel Schauf, Jahrgang 1981, hat die Sehnsüchte seiner Protagonisten mit der Kamera eingefangen, indem er neben das Porträt die Leidenschaft und den Lebenstraum des Porträtierten stellte. In Gesprächen habe er erfahren, so Schauf, "daß man sich in der ,dritten Phase' jünger fühlen kann als mit Mitte 30. Im Alter noch zu träumen und den Kontakt zu jüngeren Menschen nicht zu verlieren - das scheint mir für ein glückliches Altern wichtig zu sein."

Dagmar Weiß, Jahrgang 1976, bekennt, daß für ihre Generation der Kontakt zu alten Menschen keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Sensibel und vorsichtig sei sie geworden, habe während der Arbeit immer das Gefühl gehabt zu stören, etwas Verbotenes zu tun. Eine Antwort auf die Frage ,Wie leben die Alten?' habe sie nicht gefunden, vielmehr die Erkenntnis, weitere Fragen stellen zu müssen. Roman Raacke, Jahrgang 1975, sieht hinter jedem Menschen eine Geschichte, die man nur erfährt, wenn man sich näher mit ihm auseinandersetzt. - Eine Frage weckt neue Fragen, weckt Gefühle und Ängste. Wie leben die Alten? Und wie werden wir leben, wenn wir alt sind? Diese Frage wird den einen oder anderen unter den Fotografen durchaus bewegt haben und zweifellos auch manchen Besucher der Ausstellung. Silke Osman

 

Die Neugierde des Betrachters wecken: In den Porträts sollen die Individuen mit eigener Biographie entdeckt werden Foto: Roman Raacke

Frau im Bad: Sensibel vorgegangen, und doch gestört Foto: Dagmar Weiß

Glückliches Leben: Träume und Leidenschaften der alten Menschen dargestellt Foto: Gabriel Schauf


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