© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. September 2005

"Deiwel ook"
Eine kleine Geste der Menschlichkeit kann den Alltag bunter machen

Er saß wie fast jeden Abend auf der Bank vor der Tür. Die letzten lauen Stunden dieses Spätsommertages mußte man doch ausnutzen. Überhaupt kam man viel zu wenig an die frische Luft. Nachdenklich blickte er vor sich hin, die Umgebung nahm er kaum wahr, beachtete nicht das lebhafte Treiben um ihn herum, das Kommen und Gehen. Seine Welt war das nicht mehr, seit er in diesem Haus gelandet war, in einer Wohnanlage für Senioren. Wie vornehm das klang! Dabei war es schlicht und ergreifend ein Alten- und Pflegeheim. Warum sagte man es nicht frei heraus?

Er schüttelte den Kopf, blickte kurz auf, als ein Krankenwagen vor dem Haus hielt. Schon wieder ein Neuzugang, wieder einer, der es nicht mehr schaffte, sich zu Hause selbst zu versorgen. Er blickte starr vor sich hin, wollte das Elend nicht mitansehen, wollte nicht sehen, wie wieder ein alter, hilfloser Mensch eingeliefert wurde.

Plötzlich zuckte er zusammen. Kühle Fingerspitzen strichen behutsam über sein schütteres Haar. Erstaunt blickte er auf und schmunzelte. "Deiwel ook", rief er hinter der Schwester her. Plötzlich fühlte er sich wieder jung. Schwester Simone war wirklich ein kleiner, liebenswerter Teufel. Die hatte das Herz auf dem richtigen Fleck und wußte mit einer kleinen Geste der Menschlichkeit den Alltag bunter zu gestalten, selbst in der Wohnanlage für Senioren. SiS