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01.10.05 / Wie sich Nationen feiern / Wo ist Deutschland? Ein Blick auf die Feiertagstraditionen anderer Länder wirft ein fahles Licht auf den 3. Oktober

© Preußische Allgemeine Zeitung / 01. Oktober 2005

Wie sich Nationen feiern
Wo ist Deutschland? Ein Blick auf die Feiertagstraditionen anderer Länder wirft ein fahles Licht auf den 3. Oktober

Der 3. Oktober ist ein seltsam blasser "Nationalfeiertag" geblieben. Von Freude, gar Euphorie ist kaum etwas zu spüren. Nur beim allerersten Mal, als am 3. Oktober 1990 das Volk zusammenströmte, lag über dem Tag der Deutschen Einheit das Gefühl des großen historischen Moments. Doch dann machte sich die Politik an die künftige Ausgestaltung des Tages - der Nationalfeiertag verlor seine Aura.

Ort der offiziellen Feiern ist seitdem jedes Jahr ein anderer, nämlich die Haupstadt des Bundeslandes, das gerade den Vorsitz im Bundesrat innehat.

So wurde 2002 in Berlin gefeiert, 2003 in Sachsen-Anhalts Metropole Magdeburg und 2004 im thüringischen Erfurt. Dieses Jahr ist Potsdam an der Reihe. Mit der verordneten Wanderschaft sollte einem "Berliner Zentralismus" vorgebeugt werden.

Die Deutschen ließen sich das Feiern ihrer Einheit von dieser ideologischen Verrenkung nicht vermiesen. Mit einer Fülle an Ideen gestalten sie alljährlich das große Fest. Die Länder werben für sich als Reiseziel, Musik und Trachten aus dem In- und Ausland werden vorgeführt, Wirtschaft und Wissenschaft aus allen Teilen der Republik stellen sich vor.

Doch wo ist das Verbindende, wo ist Deutschland als Ganzes zu erleben? Sogar als der Tag 2002 in der Hauptstadt Berlin standfand, mußte sich der Besucher das offiziell gefeierte "Deutschland" sozusagen dazudenken: Er begegnete Bayerns Lokalkolorit und den Weinstuben des Saarlands, thüringischer Küche und Informationen aus Brandenburg auf der einen sowie allerlei internationalen Darbietungen von "Afrobrasilianischer Vielfalt" bis zu "Chinesischem Löwentanz" auf der anderen Seite.

Deutschland? Das präsentierte sich als leerer Raum zwischen dem Kleinklein seiner Regionen, der internationalen Folklore und dem Einerlei der globalen Spaßkultur.

Wie aber begehen andere europäische Staaten ihren Nationalfeiertag? Die Botschafter unserer Nachbarn stellen in der Preußischen Allgemeine Zeitung ihre Feiertagstradition vor.

Die historischen Anlässe, derer dabei gedacht wird, sind durchaus unterschiedlich: Oftmals sind es Staatsgründungen oder Wiedergründungen, an die sich die Menschen erinnern. Monarchien feiern den Geburtstag ihres Staatsoberhaupts, andernorts stehen bedeutende Heilige im Mittelpunkt.

Eines jedoch ist allen Nationalfeiertagen gemein: Nicht Besonderheiten von Teilregionen stehen im Mittelpunkt, sondern das, was die Nation als Gesamtheit zusammenführt, was allen gleich viel gilt, egal, aus welcher Ecke des Vaterlandes sie stammen.

 

Estland
von Dr. Clyde Kull, Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der Republik Estland

Im Jahr 2006 feiert Estland den 88. Jahrestag der Gründung der Republik Estland. Nach der Ausrufung der Eigenstaatlichkeit (1918) kämpfte Estland im darauffolgenden Freiheitskrieg gegen Sowjetrußland im Osten und die baltisch-deutsche Landeswehr im Süden. Der estnische Freiheitskrieg wurde durch den am 2. Februar 1920 zwischen Estland und Sowjetrußland abgeschlossenen Friedensvertrag von Tartu beendet.

Der Tag der staatlichen Unabhängigkeit Estlands wird jedes Jahr am 24. Februar sehr feierlich begangen. Der Festtag beginnt mit dem Aufziehen der Staatsfahne im frühen Morgengrauen am Festungsturm Pikk Hermann (der Lange Hermann) in Estlands Hauptstadt Tallinn. Später empfängt der Staatspräsident die Parade der estnischen Streitkräfte. Am Abend gibt es einen staatlichen Empfang für die politische, wirtschaftliche und kulturelle Elite des Landes. Auch das Diplomatische Corps wird eingeladen.

Die Leute zu Hause genießen den freien Tag im Familienkreis, das ganze Estland prangt im Fahnenschmuck.

Estland ist zwar ein kleines Land, aber es hat ausländischen Investoren und Geschäftsleuten viel zu bieten. Im Herzen der Ostseeregion mit ihren 90 Millionen Einwohnern liegend, besitzt Estland eine Wirtschaft, die zu den am schnellsten wachsenden dieser Region zählt.

 

Großbritannien
von Peter Torry, Botschafter des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland

Wenn ich nach dem britischen Nationalfeiertag gefragt werde, fällt die Antwort für viele überraschend komplex aus. Sie gewährt zugleich Einblicke in die britische Kultur- und Landeskunde. Das Vereinigte Königreich setzt sich aus den vier Landesteilen England, Schottland, Wales und Nordirland zusammen, und das ist der Grund dafür, daß wir gleich mit vier Nationalfeiertagen aufwarten können. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hat bei uns jeder Landesteil seinen eigenen, benannt nach dem jeweiligen Schutzheiligen des Landes.

So wird in England beispielsweise am 23. April alljährlich "St. George's Day" gefeiert. Nach einer Legende aus dem 6. Jahrhundert rettete St. Georg eine Jungfrau aus den Klauen eines schrecklichen Feuer speienden Drachens und erschlug diesen. Der Name des Heiligen war Schlachtruf englischer Ritter, die im Hundertjährigen Krieg unter dem Banner des roten Sankt-Georgs-Kreuzes kämpften. Shakespeare verewigte dies in seinem Drama "Heinrich V.". Auch heute noch weht am Tag des Heiligen die Fahne mit dem roten Georgskreuz über jeder englischen Gemeindekirche.

In Schottland feiert man dagegen später im Jahr. Der 30. November ist "St. Andrew's Day". Der Apostel Andreas ist der Schutzpatron Schottlands, und seine Gebeine sollen im 4. Jahrhundert in das jetzige St. Andrews in Fife gebracht worden sein. Seit dem Mittelalter ist das Kreuz mit schrägen Balken, an das Andreas geschlagen worden sein soll, das Nationalsymbol Schottlands.

Im südlichen Wales wird am 1. März "St. David's Day" gefeiert. Der heilige David war Gründer und erster Abtbischof von Menevia, dem jetzigen St. David im südwalisischen Dyfed. Waliser schmücken sich an diesem Tag mit gelben Narzissen oder Lauchstangen. Beide Pflanzen gelten traditionell als Nationalembleme von Wales.

Nordirland feiert "St. Patrick's Day" am 17. März jedes Jahr. Das Wirken des heiligen Patrick war wichtig für die Verbreitung des Christentums in Irland. Der aus Großbritannien stammende Heilige wurde verschleppt und verbrachte sechs Jahre in der Sklaverei, bevor er fliehen konnte und sich anschließend zum Missionar ausbilden ließ. An diesem Tag schmücken sich die Nordiren mit Kleeblättern, dem Nationalemblem sowohl Nordirlands wie auch der Republik Irland.

Traditionell wird im Juni darüber hinaus der Geburtstag Ihrer Majestät Königin Elizabeth II. gefeiert. In London mit einer großen Parade und in Berlin wie der übrigen Welt in der Regel mit Gartenpartys. Auch wenn wir im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland also keinen nationalen Feiertag haben, Anlässe zu Feiern gibt es genug.

 

Italien
von Antonio Puri Purini, Botschafter der Italienischen Republik

Die Italienische Republik entstand am 2. Juni 1946 nach dem ersten institutionellen Referendum mit allgemeiner direkter Wahl, bei der das italienische Volk aufgerufen war, sich zwischen Monarchie und Republik zu entscheiden. An diesem Tag sprach sich die Mehrheit der Italiener für die Republik aus.

Seitdem wird nun jedes Jahr am 2. Juni die Entstehung der republikanischen Demokratie gefeiert. Die Festveranstaltungen zum Nationalfeiertag beginnen am 1. Juni, wenn sich der Präsident der Republik in einer Fernsehansprache an das italienische Volk wendet. Am Abend werden dann die Vertreter des Diplomatischen Corps, der Institutionen und der zivilen Gesellschaft in den Quirinalspalast, den Sitz des Präsidialamtes der Italienischen Republik, eingeladen. Am folgenden Tag legt das Staatsoberhaupt am Denkmal des unbekannten Soldaten beim Altar des Vaterlandes in Rom einen Lorbeerkranz nieder. Danach folgt eine Militärparade in Anwesenheit des Präsidenten der Republik und der höchsten Vertreter des Staates. Der Festakt wird am Nachmittag fortgesetzt, wenn die Gärten des Quirinals für die Allgemeinheit geöffnet werden, und findet mit dem traditionellen Konzert der Militärkapellen der italienischen Streitkräfte im Hof des Quirinals seinen Abschluß.

 

Litauen
von Evaldas Ignatavicius, Botschafter der Republik Litauen

Dieses Land, das wir von unseren Vorfahren geerbt haben, gehört uns. Wir nennen es Litauen und wollen, daß dieses Wort in den Sprachen der Welt ein Begriff bleibt und von ihrer Landkarte niemals verschwindet. Wir schreiben und nennen es zusammen mit anderen, nicht weniger achtenswerten Namen von Völkern und Staaten. Wir möchten, daß auch die anderen von uns mit Achtung sprechen" (Justinas Marcinkevicius, Nationaldichter).

Nach der zweiten nationalen Wiedergeburt Litauens im Jahr 1990 beginnt für das Land eine neue Ära. Im Referendum von 2003 sprach sich die Mehrheit der Bevölkerung Litauens (90 Prozent) für den Beitritt des Landes zur Europäischen Union aus. Im Jahre 2004 wurde Litauen Mitglied der EU und der Nato. Es ist aktives Mitglied in über 60 internationalen Organisationen.

Mit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Litauens im Jahr 1990 veränderte sich der Feiertagskalender erheblich. Drei Feiertage sind in der Feiertagsliste hervorzuheben: 16. Februar, Unabhängigkeitstag, der Tag der Verkündung der Unabhängigkeitserklärung Litauens im Jahr 1918 ist heute der Nationalfeiertag Litauens. 11. März, Tag der Wiedererlangung der Staatlichkeit Litauens. Am 11. März 1990 hatte das neue Parlament Litauens die Kontinuität der litauischen Republik von 1918 und den Beschluß über die Wiederherstellung der staatlichen Unabhängigkeit des Landes verkündet. 6. Juli, Staatsgründung (6. Juli 1253), Krönung des Mindaugas (einziger König Litauens). An diesen Tagen wird die Nationalflagge durch Geschäfte, Büros und private Haushalte gehißt. Der 16. Februar wird durch Abhaltung eines Festaktes und Verleihung von Auszeichnungen an die Bürger Litauens und des Auslands für deren Verdienste um Litauen sowie zahlreiche Konzertveranstaltungen für die Öffentlichkeit begangen.

 

Luxemburg
von Jean Auguste Joseph Welter, Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter des Großherzogtums Luxemburg

Wie in den meisten Monarchien wird in Luxemburg am Nationalfeiertag der offizielle Geburtstag des Monarchen gefeiert. Im Jahre 1961 wurde wegen der klimatisch ungünstigen Jahreszeit beschlossen, die öffentlichen Feierlichkeiten auf den 23. Juni zu verlegen: Großherzogin Charlotte (1896-1985), die im Jahre 1919 den Thron bestieg, war am 23. Januar geboren worden.

Diese Regelung wurde beibehalten, als ihr Sohn Großherzog Jean, geboren am 5. Januar 1921, am 12. November 1964 den Thron bestieg und ebenfalls als Großherzog Henri, geboren am 16. April 1955, ihm im Jahre 2000 nachfolgte.

Die Feierlichkeiten beginnen jeweils am Vorabend, wo sich das großherzogliche Paar beziehungsweise der Erbgroßherzog in verschiedene Gemeinden des Landes begeben.

An demselben Abend findet in der Hauptstadt ein von den Lokal-Vereinen organisierter Fackelzug statt, an dem die Großherzogliche Familie teilnimmt, sowie anschließend ein großes Feuerwerk über dem Petruss-Tal.

Am Vorabend des Feiertages hält auch der Premierminister eine Ansprache, die im öffentlichen Fernsehen gesendet wird; der Bürgermeister der Stadt Luxemburg seinerseits gibt einen Empfang für das Diplomatische Corps.

Am Morgen des 23. Juni erfolgt die Militärparade in Luxemburg-Stadt gefolgt von einem "Te Deum" in der Kathedrale von Luxemburg, an dem die Großherzogliche Familie, die höchsten Autoritäten des Landes und das Diplomatische Corps teilnehmen. Ein offizielles Mittagessen der Regierung und festliche Empfänge im Palais schließen diese Feierlichkeiten ab.

 

Niederlande
von Peter P. van Wulfften Palthe, Botschafter des Königreichs der Niederlande

Am niederländischen National-feiertag, dem ‚Koninginnedag', wird der offizielle Geburtstag unserer Königin gefeiert. Der 30. April war der Geburtstag der verstorbenen Königin Juliana. Zwar feiert Königin Beatrix ihren Geburtstag am 31. Januar, doch seit ihrer Thronbesteigung hat sie ihrer Mutter zu Ehren an dem 30. April als ‚Koninginnedag' festgehalten. Das meist angenehme Frühlingsklima ermöglicht dann ein landesweites Volksfest unter freiem Himmel. Die Königin besucht jedes Jahr eine Stadt und ein Dorf, wo sie den Tag gemeinsam mit den Bürgern begeht. Zahlreiche Freiluftaktivitäten wie Paraden, Theater und Musik werden von allen Bevölkerungsschichten organisiert. Sport und altholländische Spiele finden im ganzen Land statt. Vor allem aber der "Vrijmarkt", eine Art nationaler Flohmarkt, bei dem sich meist Kinder als Händler betätigen und sich durch den Verkauf von Spielzeug, Kleidung und Hausrat zusätzliches Taschengeld verdie-nen, zeichnet diesen Tag aus. Eine Miniaturversion des famosen niederländischen Handelsgeistes also.

Die Verbindung zwischen dem Haus Oranien-Nassau und dem Gebiet der heutigen Niederlande reicht über 600 Jahre zurück. Erst seit 1815 ist unser Land eine konstitutionelle Monarchie mit dem Haus Oranien-Nassau als Königshaus. Aus "Oranien" ergibt sich die Nationalfarbe der Niederlande: Orange, eine Farbe die am Festtag der Niederlande allgegenwärtig ist.

 

Polen
von Dr. Andrzej Byrt, Botschafter der Republik Polen

Am 3. Mai 1791 wurde vom polnischen Sejm die in der Welt nach der amerikanischen zweite und in Europa erste niedergeschriebene Verfassung verabschiedet, die - um es mit den heute geläufigen Begriffen auszudrücken - das Prinzip des Rechtsstaates und der Gewaltenteilung anerkannte. Zwei Tage später wurde der 3. Mai zum Feiertag erklärt. Infolge der drei Teilungen Polens durch Preußen, Rußland und Österreich verschwand Polen 1795 endgültig von der Karte Europas und erlangte seine Souveränität erst mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 wieder. Der Tag der Verabschiedung der Verfassung vom 3. Mai wurde zum Nationalfeiertag. Nach dem Zweiten Weltkrieg durch das kommunistische Regime verboten, darf der 3. Mai erst seit 1990, seit der demokratischen Wende, wieder feierlich begangen werden. Zum Gedenken an die fortschrittliche Verfassung vom 3. Mai legen die höchsten Staatsrepräsentanten Polens wie Präsident und Sejmmarschall am Grab des Unbekannten Soldaten in Warschau Kränze nieder.

Der Nationalfeiertag ist Anlaß zu kulturellen und wissenschaftlichen Veranstaltungen mit historischem Bezug auf die Epoche der Verabschiedung der Verfassung, Anlaß zur Verleihung hoher Verdienstorden u.nd ähnlicher Initiativen.

In Deutschland gedenken wir der Verfassung vom 3. Mai zusammen mit unseren zu feierlichen Konzerten polnischer Musik eingeladenen Gästen, namhaften Repräsentanten des deutschen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, in Deutschland akkreditierten Diplomaten, Vertretern der hier lebenden Polen und mit Polens Freunden.

 

Schweiz
von Dr. Werner Baumann, Schweizerischer Botschafter

Im Jahr 1291 haben sich die drei Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden auf der Rütliwiese am Vierwaldstättersee mit dem sogenannten "Rütli-Schwur" verbündet. Ziel dieser Verbindung war, sich von der Herrschaft der Habsburger zu befreien. Aus dieser "Eidgenossenschaft" heraus entstand in den folgenden Jahrhunderten die Schweiz. Zur Erinnerung an den Bund der Urkantone wurde 600 Jahre später, im Jahr 1891, der 1. August als Schweizer Nationalfeiertag eingeführt. Erst seit 1994 ist der 1. August in der ganzen Schweiz ein arbeitsfreier Tag, nachdem eine entsprechende Volksinitiative angenommen wurde.

Der Schweizer Nationalfeiertag ist ein großes Volksfest, das hauptsächlich in den Gemeinden gefeiert wird. Daneben findet auf der Rütliwiese auch eine offizielle Veranstaltung mit einer Festrede des Bundespräsidenten oder der Bundespräsidentin statt. Häuser werden mit Papierlampions, Kantons- und Schweizerfahnen geschmückt. Die Kinder freuen sich auf das alljährliche Feuerwerksspektakel und das 1.August-Feuer.

Die Festlichkeiten werden von kulturellen Darbietungen und Festreden von regional oder national bekannten Persönlichkeiten begleitet. Beim Einbruch der Dunkelheit sind auf Bergkuppen und Hügeln meter-hohe Höhenfeuer zu sehen. Die aus der Distanz sichtbaren Flammen erinnern an die brennenden Burgen nach der Befreiung aus der Knechtschaft und symbolisieren Zusammengehörigkeit.

 

Tschechien
von Dr. Boris Lazar, Botschafter der Tschechischen Republik

Am 1. Januar wird Neujahr gefeiert und gleichzeitig der Tag der Erneuerung des selbständigen tschechischen Staates im Jahre 1993. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Der 8. Mai - Tag der Befreiung von der deutschen Besatzung - erinnert an das Ende des Zweiten Weltkrieges in der Tschechoslowakei.

Der 5. Juli ist zu dem Tag der slawischen Glaubensapostel Cyril (Konstantin) und Method geworden - die um das Jahr 863 in Mähren eintrafen und hier begannen, Liturgie in slawischer Sprache durchzusetzen, die allen Schichten der Bevölkerung verständlich war.

Es folgt der 6. Juli - Tag des Flammentodes des Meisters Jan Hus - er wurde am 6. Juli 1415 als vermeintlicher Ketzer verbrannt. Der 28. September - Tag der tschechischen Staatlichkeit - erinnert an die Ermordung des Fürsten Wenzel am 28. September 929 oder 935. Er wurde heiliggesprochen und wurde später zum Symbol der Staatlichkeit und ihrer Kontinuität und zum himmlischen Patron des Landes.

Am 28. Oktober wird der Tag der Entstehung des unabhängigen tschechoslowakischen Staates - am 28. Oktober 1918 - mit Tomas Garrague Masaryk als dem ersten Präsidenten gefeiert.

Der 17. November ist der Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie - Anfang der samtenen Revolution. Am 17. November 1989 (zum 50. Jahrestag der Hinrichtung von neun tschechischen Repräsentanten der Studentenbewegung und der Schließung der Universitäten durch das nationalsozialistische Deutschland) fand eine große Demonstration von Studenten statt, die die Polizei brutal auseinandertrieb. Die Parallelen zwischen dem Vorgehen der nationalsozialistischen und kommunistischen Repressivkräfte riefen eine gewaltige Empörung der Öffentlichkeit hervor. Die Bevölkerung begann zu protestieren. Der Streik der Studenten und der Theater, der am Montag, dem 19. November, begann, leitete die sogenannte sanfte Revolution ein.

 

Ungarn
von Dr Sándor Peisch, Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der Republik Ungarn

In unserem Lande, in der Republik Ungarn, gedenkt man - seit der Wende 1989/90 - dreier Nationalfeiertage. Der 15. März ist der Gedenktag des Beginns der Revolution und des Freiheitskampfes 1848 bis 1849, der Geburtstag des modernen parlamentarischen Ungarns. Der 20. August ist zu Ehren des Staatsgründers, Stephan des Heiligen, der offizielle Staatsfeiertag. Der 23. Oktober ist der Beginn der Revolution und des Freiheitskampfes 1956, sowie der Tag der Proklamation der Republik Ungarn im Jahr 1989.

Beim feierlichen Begehen dieser Feiertage gibt es Rituale, die für alle drei Nationalfeiertage charakteristisch sind. In den Morgenstunden wird die Staatsflagge vor dem Parlament feierlich gehißt, es werden überall im Lande Kundgebungen veranstaltet, wo Politiker ihre Gedanken zum Nationalfeiertag, zur Lage der Nation, des Landes formulieren. Aus dem Anlaß des Feiertages werden staatliche Auszeichnungen überreicht und zentrale Feiern organisiert.

Dabei hat der 20. August einen besonderen Stellenwert. Dieser Feiertag wird, und nicht erst seit der Wende, besonders in Ehren gehalten. Überall im Lande finden Volksfeste statt, und als feierlicher Ausklang wird am Abend in Budapest ein großes Feuerwerk veranstaltet, das durch die zeitgleiche Fernseh-übertragung für alle Magyaren ein bleibendes Erlebnis wird.

 

Buntes Einerlei und regionale Folklore: Rockgruppe "Die Prinzen" (links), Trachtengruppe 2003 in Magdeburg

3. Oktober 1990: Tausende jubelnder Menschen vor dem Reichstag Fotos: (3) pa

Spaßkultur zum Tag der Einheit: Blumenfeen in Magdeburg, Würstchenbuden in Berlin Fotos: (1) ddp, (1) vario-press


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