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01.10.05 / Hindenburgs letzter Gang nach Tannenberg / Vor 70 Jahren wurde der Reichspräsident mit militärischen Ehren im Schlacht-Denkmal beigesetzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 01. Oktober 2005

Hindenburgs letzter Gang nach Tannenberg
Vor 70 Jahren wurde der Reichspräsident mit militärischen Ehren im Schlacht-Denkmal beigesetzt
von Manuel Ruoff

Vor 70 Jahren fand, kaum daß im Deutschen Reich die Beschränkung auf das 100000-Mann-Heer überwunden war, in dessen östlichster Provinz ein imponierender, stark vom Militär geprägter Staatsakt statt. Die tiefere Ursache hierfür lag bereits mehr als ein Jahr zurück - der Tod des deutschen Reichspräsidenten Paul von Benekkendorff und von Hindenburg am 2. August 1934. Zwei Tage nach dem Tod vermeldete das Deutsche Nachrichtenbüro, Adolf Hitler habe im Einvernehmen mit der Familie von Hindenburg angeordnet, "daß die Beisetzung des Reichspräsidenten und Generalfeldmarschalls von Hindenburg im Feldherrenturm des Tannenberg-Denkmals erfolgt, der als Gruftkapelle eingerichtet wird".

Das 1927 bei Hohenstein vom Deutschen Reich errichtete Tannenbergdenkmal bot sich insofern als letzte Ruhestätte an, als es an den größten Sieg des Verstorbenen erinnerte, an die (zweite) Tannenbergschlacht, die Ostpreußen vor der russischen Besatzung rettete. Die militärgeschichtliche Bedeutung des Sieges ordnete das Reichsarchivwerk, die deutsche amtliche Darstellung des Ersten Weltkrieges, 1925 wie folgt ein: "Nach Leipzig, Metz und Sedan steht Tannenberg als die größte Einkreisungsschlacht da, welche die Weltgeschichte kennt. Sie wurde im Gegensatz zu diesen gegen einen an Zahl überlegenen Feind geschlagen, während gleichzeitig beide Flanken von weiterer Übermacht bedroht waren. Die Kriegsgeschichte hat kein Beispiel einer ähnlichen Leistung aufzuweisen - bei Cannae fehlte die Rückenbedrohung." (vgl. Folge 8/2004).

Nach den mit der Einrichtung als Gruftkapelle verbundenen Umbauten war es am 2. Oktober 1935 soweit. Die Beisetzung der sterblichen Überreste konnte feierlich vorgenommen werden. Auf den offenen Umgängen des Denkmals waren das Gewehr präsentierende Posten aufgestellt. Am Rand des Denkmalhofes hatten Abordnungen der Wehrmacht, des Kyffhäuserbundes, des Reichstreuebundes, der SA, der SS, des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK), der HJ, des Arbeitsdienstes und weiterer Parteiorganisationen sowie der Hindenburg-Regimenter Aufstellung genommen.

Eine Ehrenformation stand beidseits des Weges des Sarges vom Eingangs- zum Gruftturm. Vor dem Eingang der Gruft wurde der scheinbar letzte Gang des Generalfeldmarschalls unterbrochen. Auf dem mit der kaiserlichen Reichskriegsflagge bedeckten Sarkophag lagen die Waffe und der Helm des Toten. Der Marschallstab wurde dem Sarg von einem Offizier vorangetragen.

Nach der von einem Feldbischof gehaltenen Predigt wurde die Gruft geweiht. Zu den Klängen des Deutschlandliedes, des Horst-Wessel-Liedes und des Parademarsches des 3. Garde-Regiments zu Fuß sowie 21 Ehrensalutschüssen wurden erst die Fahnen der Hindenburg-Regimenter und dann der Sarg in die Gruft hineingetragen. Das Lied vom guten Kameraden bildete den Abschluß dieses Festaktes.

Wohl keiner der Teilnehmer an diesem Staatsakt konnte seinerzeit ahnen, daß Hindenburgs sterbliche Überreste bereits weniger als ein Jahrzehnt später die Gruft wieder verlassen würden. Am 22. Januar 1945 meldete das Oberkommando der Heeresgruppe Mitte bezüglich des Denkmals: "Der Feind fand nur noch einen Trümmerhaufen vor." So erfolgreich war die Arbeit der deutschen Pioniere allerdings nicht. Die vorhandenen Sprengmittel reichten lediglich für die Zerstörung der Hindenburg-Gruft sowie des Haupt- und Eingangsturms. Was die deutschen Soldaten nicht schafften, vollendeten polnische Zivilisten, die das Bauwerk als Steinbruch nutzten. Heute ist das Denkmal in der Tat nur noch Geschichte.

Die sterblichen Überreste Hindenburgs konnten allerdings rechtzeitig Richtung Westen in Sicherheit gebracht werden. Noch bevor das Denkmalsgelände in die Hände der Roten Armee fiel, ging der Sarg Hindenburgs auf seine wohl letzte Reise. Über Potsdam gelangte er, zusammen mit den Särgen Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen, in ein Salzbergwerk bei Bernterode in Thüringen. Von dort ging es weiter nach Westdeutschland. Am 25. August 1946, dem 32. Jahrestag der Schlacht von Tannenberg wurde Hindenburg unter Ausschluß der Öffentlichkeit in der Elisabethkirche in Marburg beigesetzt, wo er heute noch liegt.

Paul von Hindenburg Foto: pa

Beisetzung des Reichspräsidenten von Hindenburg im Tannenbergdenkmal Foto: pa


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