29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.10.05 / Preußens Elite

© Preußische Allgemeine Zeitung / 08. Oktober 2005

Preußens Elite
von Clemens Range

In der dritten Woche, in der Deutschland von einer Regierung auf Abruf verwaltet und nicht geführt wird, schweift der Blick zurück in die Historie. Mangels Perspektive besinnen sich vielleicht Teile des Volkes einer zukunftsweisenden Aufbruchstimung und eines Reformwerkes, das vor 200 Jahren geschaffen wurde.

Preußen 1806 und Deutschland 2005 weisen, was den Reformbedarf betrifft, erschreckende Parallelen auf. Vor 200 Jahren setzten Persönlichkeiten wie Stein, Hardenberg, Scharnhorst, Gneisenau, Humboldt und Fichte Reformen ins Werk, deren Strahlkraft bis in unsere Tage wirkt.

Die große, volksnahe Königin Luise war es, die instinktsicher die richtigen Tat-Menschen zusammenführte. Freiherr vom Stein war es, der den desolaten Staat analysierte und neuen, revolutionären Ideen Raum gab. Es waren Reformen von epochaler Wirkung. Mit ihnen wurden die gesellschaftlichen Verkrustungen des Mittelalters aufgebrochen und dieses längst überholte Zeitalter beendet.

Und eines einte die großen preußischen Reformer: Sie idealisierten den Staat, sie sahen in ihm eine Art geistiges Gefäß, in dem sich die Höhenentwicklung der Menschen vollziehen sollte. Sie gaben den Menschen Zuversicht, indem sie ihnen einen in sich schlüssigen Wertekanon vorgaben und selbst vorlebten.

Doch wie sieht es im Herbst des Jahres 2005 in Deutschland aus? Wo ist die integrierende Kraft, deren Stimme landesweit Gehör findet und Gewicht hat? Wo sind die Persönlichkeiten, die das Staatswesen reformieren können und vor allem wollen? Sind es nicht vielmehr die Partikularinteressen, die das Geschehen bestimmen und Deutschland in einen Zustand der Lethargie versetzt haben?

Es muß gestattet sein, fragen zu dürfen, ob unser Parteiensystem Deutschland noch dient oder eher schadet. Denn Menschen, die zu einer geistigen und moralischen Elite gehören, werden durch die bestehenden Parteiapparate abgeschreckt, sich in den Dienst des Vaterlandes zu stellen. Über Jahrzehnte hinweg wurde in der Bundesrepublik aus ideologischen Gründen Elite bekämpft - mit dem Ergebnis, daß sie uns heute fehlt. Und die wenigen verbliebenen Vertreter dieser Elite wenden sich vermehrt anderen Zielen zu. Das Wohl des Gemeinwesens ist in einem Zeitalter der immer stärker um sich greifenden Egomanie ins Abseits geraten. Und nirgends ist eine kraftvolle Persönlichkeit in der politischen Landschaft erkennbar, die wie einst Königin Luise die Gabe besitzt, Menschen um sich zu versammeln, die preußisch denken und handeln. Denn jetzt sind Maßhalten und geistige Konzentration gefordert.

Der Staat wird künftig mehr denn je gebraucht und zwar als Ideengeber und Antreiber. Deshalb müssen an seiner Spitze endlich auch weit mehr Menschen als bislang arbeiten, die zur fachlichen und geistigen Elite dieses Landes gehören. Sie müssen einen überzeugenden Weg finden zwischen Restauration und Revolution. Und für diese Persönlichkeiten muß es eine Ehre sein, Deutschland dienen zu dürfen. Unser Staat muß im besten Sinne preußischer werden.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren