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08.10.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 08. Oktober 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

zu dem auf dieser Seite abgedruckten Foto des Kollegiums der Lutherschule in Königsberg schreibt uns die Einsenderin, Frau Berta A. Kolde: "Die Damen und Herren sitzen an einer langen Kaffeetafel in der Gaststätte ,Vierbrüderkrug': Ein Schild vor dem Lokal wies darauf hin: ,Hier wird Kaffee gebrüht, Tasse 10 Rpf.' ... Ich erinnere mich noch an die Namen Fräulein Wohlert, Fräulein Forderung, Fräulein Ferber und Fräulein Raabe. Meine Mutter Helene Kolde gehörte auch zu diesem Kollegium. Ich selbst wurde während der vier Grundschuljahre von ihr dort unterrichtet. Neben mir saß lange Zeit die Schülerin Waltraut Kohn. In der ,Ostpreußischen Familie' wurde seinerzeit dieser Name erwähnt als Mädchenname der Brigitte von Kalben, die jetzt in Montreal, Kanada lebt. Es wäre für mich schön zu wissen, ob Brigitte von Kalben mit meiner ehemaligen Mitschülerin Waltraut Kohn identisch ist. Wahrscheinlich gehört sie zum Jahrgang 1921. Falls Sie mir eine kurze Mitteilung machen könnten, in Bezug auf ihre Adresse in Kanada, wäre ich Ihnen sehr dankbar." (Berta A. Kolde, Windfeld 32, 22559 Hamburg, E-Mail: berta.kolde@hamburg.de .)

Daß bei uns Familienforschung ganz groß geschrieben wird, ist ja schon landläufig bekannt und trägt mit zu unseren Erfolgen bei, von denen ich ja voller Freude in der letzten Ausgabe unserer Zeitung berichten konnte. Was aber Brigitte Rattay in Bezug auf die Erforschung der eigenen Sippe geleistet hat, ist geradezu bewundernswert. Das heißt: Die 1952 geborene Westfälin hat in die Familie Rattay "eingeheiratet" und erst 1986 mit der Ahnenforschung im Kreis Johannisburg begonnen. Ihr Schwiegervater, * 1919, erzählte von sechs Onkeln und viele Geschichten aus seiner masurischen Heimat, so daß Brigitte Rattay beschloß, die weitverzweigte Familie zusammen zu bringen. Zwei Jahre später traf sich bereits die Großfamilie in Hiltrup, neun Familienzweige waren anwesend, "es war für mich traumhaft", wie sie schreibt. Und spornte sie an, weiter zu forschen. Heute ist sie dabei, fast 300 Karteikarten den einzelnen Zweigen zuzuordnen. Und kann stolz den Stammvater Woyciech Ratay mit 763 Nachkommen sowie 200 Ehen - von 1696 bis 1990 - vollständig urkundlich nachweisbar benennen. Dabei schlummern noch 200 Karteikarten - da wartet viel Arbeit und noch mehr Engagement. Doch das besitzt Frau Brigitte Rattay wohl in reichlichem Maße, wie sie gerade beweist, denn sie ist zur Zeit wieder in Masuren auf der Suche nach dem Ort Rattaywolla oder dessen Resten. Und um den dreht es sich auch in den Fragen und Wünschen, die sie an unsere Ostpreußische Familie richtet, denn sie glaubt, daß nur diese sie erfüllen kann. Brigitte Rattay schreibt:

"Wer ist bereit, mir zu helfen, und hat Interesse, mir Familiendaten der Rattays aus dem Kreis Johannisburg, übergreifend in den Kreis Sensburg, zuzusenden? Wer kennt Orte mit dem Namen Rattay, weiß etwas über das Rittergut Rattay im Kreis Wirsitz? Besonderes Interesse habe ich an dem Ort Rattaywolla im Kreis Sensburg, südöstlich am Mucker See, nördlich von Hirschen gelegen. Dieser Ort, der im Jahre 1502 von Jacob Rattay gegründet wurde, ist auf der Karte von 1936 nicht mehr zu finden." Ihr Traum wäre es, diesen Jacob Rattay als Stammvater nachweisen zu können! Über jede Zuschrift würde sich die eifrige Sippenforscherin freuen. (Brigitte Rattay, Ricarda-Huch-Weg 7 in 41469 Neuss, Telefon 0 21 37 / 38 42, E-Mail: bery@freenet.de .)

Im Nachlaß seiner Mutter fand Hans-Jürgen Schmedding aus Kiel viele Hinweise auf die Wurzeln seiner Familie. Leider ist keiner darunter, der sich auf das im Kreis Wehlau gelegene Rittergut Adl. Kautern bezieht, das in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts seinem Großvater Alois Rohwedder gehörte. Einer der wenigen Beweise, die Herr Schmedding besitzt, ist ein Vorbescheid des Ausschusses zur Feststellung von Kriegsschäden, der am 8. Juni 1920 in Wehlau ausgestellt wurde. Darin sind die schweren Schäden aufgelistet, die das Gut im Ersten Weltkrieg erlitten hatte. Sie betrafen vor allem das Gutshaus, aber auch die Ställe, Scheunen, Speicher und Leutehäuser. Wahrscheinlich hat der Großvater wenig später das Gut verkauft, angeblich an einen Opernsänger. (1932 ist im Landwirtschaftlichen Adreßbuch der Provinz Ostpreußen als Besitzer ein Hauptmann a. D. Paul Theopold eingetragen.) Im Internet fand Herr Schmedding einen Grundbuchauszug von dem Gut. Er selber ist vor einigen Jahren dort gewesen und stand auf dem Grundstück. Nun sucht Herr Schmedding weitere Hinweise, vor allem ist ihm aber an Fotos von Kautern gelegen - eine Bitte, die sicherlich aus dem Kreis unserer Ostpreußischen Familie erfüllt wird. (Hans-Jürgen Schmedding, Ringstraße 52b in 24103 Kiel.)

Seine Hoffnungen, in den vielen Veröffentlichungen von Fotos und Filmen aus dem alten Königsberg sein letztes Wohnhaus zu entdecken, haben sich für Siegfried Klein aus Halstenbek bisher nicht erfüllt. Auch eine Suchanzeige mit Stadtplanausriß in seiner Homepage (http://hometown.sol.de/sklnsg) hatte bisher keinen Erfolg. Nun bleibt nur noch - was denn sonst? Natürlich: unsere Familie. So schreibt Herr Klein. Und er ist sehr zuversichtlich, denn er fügt hinzu: "Sollte mich wundern, liebe Frau Geede, wenn die Ostpreußische Familie hier nicht helfen kann." Hoffen wir also mit ihm, daß sich ein Foto von dem Wohnhaus Karschauerstraße Nr. 2-4 in Königsberg-Ponarth findet. Es lag gleich hinter dem Kino "Lichtbildbühne" gegen-

über dem Südpark. Am Haus befand sich zwischen Dachunterkante und Fensterreihe bis Ende der 30er Jahre eine die ganze Straßenseite einnehmende Werbeschrift "Buchdruckerei Walter Morr". Herr Klein erinnert sich, daß das Haus auch einmal im "Königsberger Tageblatt" abgebildet war. In den letzten Jahren vor der Zerstörung Königsbergs fand auf dem Platz zwischen Haus und Karschauerstraße im Sommer ein Rummel statt. Vielleicht ist deshalb auf einer Aufnahme, die den Rummelplatz zeigt, auch das Haus zu sehen? (Siegfried Klein, Dockenhudener Chaussee 28 in 25469 Halstenbek, Telefon/Fax 0 41 01 / 4 33 76.)

Die nächsten Fragen werden etwas schwerer zu beantworten sein, denn in dem Schreiben von Gundula Barron aus Amerika sind einige ungenaue Angaben, die ich nicht klären kann. Frau Barron ist wohl in Königsberg geboren - vermutlich am 21. März 1941, es ist das einzige Datum, das sie in ihrem Brief erwähnt, aber nicht genau auf eine Person oder Begebenheit fixiert. Ihr Großvater hieß Eduard Schulz und war Amtmann bei der Reichsbahn. Sein Bruder Fritz Schulz arbeitete nach dem Krieg in Berlin (Charlottenburg?) bei der Paketausgabe der Post. Gundula erinnert sich, daß sie auf dem Oberhaberberg in der Nähe vom Hauptbahnhof wohnten, und das alles zerstört war. Das Kind floh mit Mutter und Großmutter aus Königsberg, "sobald es erlaubt war". Nun spricht Frau Barron aber auch von einer "Evakuierung" nach Arnstein, wohin sie mit Pferd und Wagen gebracht wurden und auf einem Bauernhof unterkamen, dort sogar noch etwas Silber vergruben. Es geht aus dem Schreiben nicht hervor, ob sie nach den Bombenangriffen evakuiert wurden oder ob Arnstein ein Zwischenaufenthalt auf dem Fluchtweg war, was ich aber annehme. Diesen schildert Frau Barron dann so: "Wir wurden auf einen Zug gebracht, der aus leeren Tafelwagen bestand, die von der Front nach Westen fuhren. Dieser Zug wurde durch Anhängen von vielen Waggons sehr, sehr lang und bewegte sich nur langsam voran. Bei Fliegeralarm - die Front verlief angeblich nur zehn Kilometer hinter uns - liefen wir in den Wald, um uns zu verstecken. Mir wurde von einem ganz langen Aufenthalt auf offener Strecke berichtet, wo die Zugführer verschwunden waren. Sie hatten uns aber nicht verlassen, sondern waren vorausgegangen, um befahrbare Gleise auszukundschaften. Tapferen Menschen wie diesen verdanken wir, die Flüchtlinge dieses Transportes, das Leben! Gott hat sie geleitet und uns alle beschützt. Ich weiß nicht, auf welcher Strecke der Zug gefahren ist. Sie führte wohl an der Küste entlang, denn Namen wie Köslin, Stettin, Stralsund sind mir im Gedächtnis geblieben. Wir kamen schließlich nach Schleswig-Holstein, wo ich mich auf einem großen Bauernhof in Heide schnell an das Landleben gewöhnte." Soweit Frau Barron. Sie möchte nun gerne wissen, von welchem Bahnhof dieser Zug abfuhr, kann aber kein genaues Datum angeben. Wenn wir von Arnstein ausgehen, könnte es Heiligenbeil gewesen sein. Sicher gibt es noch Landsleute, die auf dem Schienenweg aus der umkämpften Heimat herausgekommen sind, vielleicht sogar in dem Zug, in dem die kleine Gundula mit Mutter und Großmutter floh. Frau Barron würde sich über jede Zuschrift freuen, die ihre Recherchen unterstützen könnte. (Gundula Barron, 17 Buckingham Lane, Bohemia, NY 11716, USA.)

Seit über 45 Jahren sucht unser Königsberger Landsmann Gerhard Hochfeld eine ehemalige Bekannte - bisher vergeblich. Vielleicht klappt es ja nun durch Vermittlung unserer Ostpreußischen Familie. Es handelt sich um Elfriede Debler, * 7. Februar 1923, aus Labiau. Dort wohnte sie bis zur Flucht mit ihrer Mutter, dort war sie beruflich auf dem Landratsamt tätig. Es könnte sein, daß sie beim Russeneinfall verschleppt wurde, vielleicht gelang es ihr aber doch rechtzeitig in den Westen zu kommen oder nach überstandener Gefangenschaft nach Deutschland heimzukehren. Weiß jemand etwas über das Schicksal von Elfriede Debler und könnte, wenn sie noch lebt, ihre Anschrift benennen? "Das wäre wunderbar" meint unser Landsmann, der hofft, daß er zu seinem Geburtstag am 31. Oktober - dann wird er 84! - sich über eine Nachricht freuen kann. (Gerhard Hochfeld, Neumühler Straße 10 in 77694 Kehl.)

Von einer Dame aus dem Bürgerbüro Idar-Oberstein erfuhr Marianne Naase, daß wir uns so rührend um die Zusammenfügung vermißter Angehöriger kümmern - so schreibt sie. Danke für die Anerkennung! Ein solches Problem hat sie auch, allerdings dürfte es weniger mit Krieg und Vertreibung zusammenhängen - oder doch? Denn Frau Naase wurde zwar als Annemarie Renate Wiechert am 6. August 1944 in Idar-Oberstein geboren, aber ihre Mutter Antonie Marie Wiechert stammt aus dem Kreis Allenstein. Sie wurde am 13. September 1914 in Groß Bartelsdorf geboren, ihr letzter Wohnort war Dietrichswalde. Es könnten doch die letzten wirren Kriegsmonate dazu beigetragen haben, daß das Neugeborene durch Vermittlung zu der Familie Martin Wolf in Legebruch, Kreis Orienburg kam. Der Eiserne Vorhang hatte dann wohl eine Mitschuld, daß die junge Frau, die nach ihrer Heirat Marianne Naase hieß, nicht nach ihrer leiblichen Mutter suchen konnte. Sie möchte nun gerne eine Verbindung zu ihr und der Familie Wiechert aufnehmen. Ich weiß zwar nicht, ob das nach so langer Zeit noch möglich ist, aber versuchen wir es doch einmal. Eine Erfüllung ihres Wunsches würde Frau Naase sehr glücklich machen, weil sie gerne ihre Wurzeln finden möchte. Einen schönen Gruß noch an die nette Dame in Idar-Oberstein, die diesen Wunsch vermittelt hat! (Marianne Naase, Weinberge 20a in 15806 Zossen.)

Auch Willy Rubach aus Bad Bentheim hat einen Suchwunsch, aber der Grund ist ein erfreulicher, denn er bietet etwas an. Nämlich persönliche Aufzeichnungen des evangelisch-lutherischen Pfarrers Franz Rauch, der in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts lebte, aus Prostken stammte und auch dort verstarb. Nun sucht Herr Rubach Nachkommen des ostpreußischen Pfarrers, weil er ihnen diese Aufzeichnungen zukommen lassen möchte. Alles Nähere, wie beispielsweise die Versandkosten, kann am besten telefonisch besprochen werden. (Willy Rubach, Danziger Straße 10 in 48455 Bad Bentheim, Telefon 0 59 22 / 33 85.)

Die letzte Frage steht in Zusammenhang mit einer Biographie über den Kulturpädagogen und Philosophen Eduard Spranger, an der Herr Alban Schraut, Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, arbeitet. Für diese Biographie benötigt der Wissenschaftler auch Angaben über Sprangers Ehefrau Anna Jenny Susanne (Rufname) Emilie Conrad, mit der er 1934 in Berlin die Ehe schloß. Susanne Conrad wurde am 19. Februar 1890 auf dem Gut Görken als eine von mehreren Töchter des Besitzers geboren. Von den diversen Gütern und Orten dieses Namens in Ostpreußen dürfte es sich um das zur Gemeinde Knöppelsdorf im Kirchspiel Liska-Schaaken gehörende Gut Görken handeln (im Schreiben angegeben: Görken / Memel bei Schaaken, Königsberg / Ostpreußen). Der zweite Hinweis bezieht sich auf ein Telegramm aus Memel mit Datum vom 28. August 1915, das an Susanne Conrad, Landhausstraße 40 in Berlin-Wilmersdorf gerichtet ist und folgenden Wortlaut hat: "Muttchen heute früh sanft entschlafen. Begräbnis Sonnabend Nachmittag 4 Uhr. Heinz." Bei diesem Heinz Conrad dürfte es sich um einen Bruder von Susanne Conrad handeln. Wäre der Absender ihr Vater gewesen, hätte er nicht mit dem Vornamen gezeichnet. Die 25jährige Susanne hatte mindestens zwei weitere Schwestern: Jenny, die nach dem Krieg in Alpirsbach / Schwarzwald wohnte, und Annemarie in Potsdam. Die Ehenamen dieser Schwestern sind nicht bekannt. Herr Schraut sucht nun Informationen über die Familie Conrad aus Görken, vor allem über Susanne Spranger, wenn möglich Kopien von Dokumenten, Fotos und anderes Material, das für seine Arbeit dienlich ist. (Alban Schraut, M.A., Lehrstuhl für Schulpädagogik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Regensburger Straße 160 in 90478 Nürnberg, Telefon 09 11 / 53 02 - 5 86 (Sekretariat), Fax 09 11 / 53 02 - 7 18, E-Mail: schraut@ewf.uni-erlangen.de .) Und zum Schluß noch eine Frage, die mit dem Roman von Alfred Karrasch "Die Undes" zusammenhängt. Es handelt sich laut Untertitel um "den Verfall und Aufstieg einer ostpreußischen Sippe". Wer hat sich mit diesem 1838 erschienenen Buch ernsthaft auseinandergesetzt? So fragt Herr Dr. Günter Lapp, der sich vor allem für Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Disziplinarverfahrens gegen Ernst Unde interessiert. (Dr. Günter Lapp, Röhrichtweg 23 A in 30559 Hannover.)

Eure RuthGeede

 

Ruth Geede Foto: Archiv

Kollegium der Lutherschule in Königsberg, aufgenommen bei einem Nachmittagsausflug nach Methgeten, etwa zwischen den Jahren 1928 und 1930: An der rechten Spitze der Tafel sitzt Rektor Scheffler. Foto: privat


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