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15.10.05 / Vom Experimentellen zur Reife / Städtische Galerie im Münchner Lenbachhaus zeigt zahlreiche Werke des "Blauen Reiter"-Malers

© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. Oktober 2005

Vom Experimentellen zur Reife
Städtische Galerie im Münchner Lenbachhaus zeigt zahlreiche Werke des "Blauen Reiter"-Malers

Mit der großangelegten Retrospektive aus Anlaß des 125. Geburtstages von Franz Marc (1880-1916) im Jahr 2005 und seines 90. Todesjahres 2006 zeigt die Städtische Galerie im Münchner Lenbachhaus, Luisenstraße 33 / Königsplatz, eine Ausstellung, wie sie bisher nicht zu sehen war, sieht man einmal von der Gedächtnisausstellung in Marcs Todesjahr 1916 ab. Zu sehen sind 96 Gemälde und 145 Arbeiten auf Papier sowie einige Skulpturen, Hinterglasmalerei und Kunstgewerbe aus den Beständen des Museums, aber auch von Leihgebern aus Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und den USA, darunter vielen Privatsammlern.

Die Ausstellung, die nur in München gezeigt wird, besteht aus zwei Teilen: Das Frühwerk von 1902 bis 1909 / 10 wird im Altbau des Lenbachhauses präsentiert, während das spätere, reife Werk (ab 1910 / 11), darunter die berühmten Tierbilder, im Kunstbau des Lenbachhauses zu sehen ist. Im ersten Teil kann man Marcs Bemühungen nachspüren, von der akademischen Malerei zu freierem Schaffen zu finden. Erste Experimente in der Freilichtmalerei auf der Staffelalm oberhalb von Kochel sind allerdings noch ganz im naturalistischem Stil gehalten. Die Impressionisten und Vincent van Gogh beeinflussen ihn ebenso wie Münchner Jugendstil-Künstler. Ab 1908 dann entstehen erste Tiermotive, darunter auch das Urmotiv, die Pferdedarstellung. Zeichnungen von der Staffelalm, einer Griechenlandreise nach Athos 1906 und genaue anatomische Tierstudien schließen diesen Teil ab. In der weltberühmten Abteilung, die dem "Blauen Reiter" gewidmet ist, wurde eigens für die Ausstellung ein Raum mit Druckgraphiken von Franz Marc eingerichtet.

Im Kunstbau schließlich finden sich in einer einzigartigen Schau alle die Meisterwerke, die Marc noch heute so berühmt machen, wenn auch die Zerstörung durch den Nationalsozialismus, die Aktion "Entartete Kunst", sowie durch den Zweiten Weltkrieg schmerzliche Lücken gerissen hat. Neben den großen Gemälden wie "Blaues Pferd I", "Blaues Pferd II", "Die kleinen blauen Pferde", "Der Stier", "Die Weltenkuh", "Das arme Land Tirol" oder "Tiger" sind auch Aquarelle, Gouachen und Skizzenblätter zu sehen, sowie bemalte Postkarten aus den Jahren 1913 / 14.

Chronologisch aufgebaut und thematisch gegliedert, bietet die Ausstellung dem Besucher die Möglichkeit, zu verfolgen, wie Franz Marc ein und dasselbe Thema in verschiedenen Techniken behandelt hat. "Zudem ergeben sich zahlreiche neue Verbindungen der Werkgruppen untereinander zwischen Gemälden, Skizzenbuchblättern, selbständigen Papierarbeiten, Postkarten und nicht zuletzt Druckgraphiken und Hinterglasbildern", erläutert Annegret Hoberg vom Lenbachhaus den Aufbau. "Da die Werkschau alle Gattungen und die gesamte Schaffenszeit umfaßt, entsteht ein dichtes Geflecht von Zusammenhängen und auch experimentellen Phasen im Werk von Franz Marc, das bislang in dieser Deutlichkeit nicht zu sehen war." Hoberg weiter: "Drei Aspekte werden in der Schau besonders herausgestellt und im Katalog weiter vertieft: Marcs stilistische Entwicklung, die verschiedenen Einflüsse, die er in seinem Werk aufgenommen hat und schließlich die Besonderheit seiner reifen Tiermalerei, die bis heute nichts von ihrer Wirkung auf den Betrachter eingebüßt hat."

Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 8. Januar 2006, dienstags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr, freitags von 10 bis 24 Uhr. Eintrittspreis 10 Euro, ermäßigt 5 Euro, Familienkarte 15 Euro. Öffentliche Führungen dienstags bis sonntags 16 Uhr, freitags 16 und 21 Uhr (6 Euro pro Person). Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 336 Seiten und über 270 farbigen Abbildungen im Prestel Verlag, München; in der Ausstellung 28 Euro, im Buchhandel 29,95 Euro, zu bestellen über den PMD, Telefon (0 40) 41 40 08-27. Weitere Informationen sind im Internet unter www.franz-marc-2005.com  zu finden. OS

Gewagt: Marcs grellbunte Kühe Abbildungen (3): Lenbachhaus

 

Auf eigene Faust die Kunst entdeckt

Franz Marc wird am 8. Februar 1880 als Sohn des Malers Wilhelm Marc in München geboren. Nach dem Abitur will Marc zunächst Theologie oder Philologie studieren, entscheidet sich dann aber doch für die Kunst.

Ab 1900 studiert er an der Münchner Akademie, kehrt je-doch nach einer ersten Frankreichreise 1903 nicht wieder dorthin zurück. Zunächst arbeitet er künstlerisch eher isoliert auf der Staffelalm. Die nächsten Jahre sind allerdings geprägt von der Freundschaft zu dem Maler August Macke und der Begegnung mit Wassily Kandinsky, aus der die Gründung der Künstlergruppe "Blauer Reiter" entsteht. Im Frühjahr 1914 zieht Marc in ein eigenes Haus in Ried bei Benediktbeuren um. Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, wird Marc an die französische Front einberufen; er fällt am 4. März 1916 bei Verdun.

 Franz Marc (Foto)


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