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22.10.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 22. Oktober 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

ein Dankesbrief kam von Eleonore Vollhardt aus Neckargemünd: "Für uns - als ,Nicht-Ostpreußen', aber stark mit diesem wunderschönen Land verbunden - ist es wirklich überwältigend, wie schnell ich zu mancherlei Informationen für unsere junge Mitbewohnerin, deren Großmutter aus Gr. Jägersdorf stammt, gekommen bin. Schon am Sonntag erhielt ich ein Fax von Herrn Schmid aus Balingen, dessen Frau den Vorfahren nach aus diesem Ort stammt. Mit ihm habe ich lange und sehr nett telefoniert, und heute bekam ich schon viele Unterlagen für unsere junge Nachbarin." Herr Schmid hat mir übrigens eine Kopie seines Schreibens zugesandt mit wertvollen Quellenhinweisen. Er, ebenfalls "Nicht-Ostpreuße", und seine Frau sammeln seit Jahren alles Erreichbare über den Ort, den es heute leider nicht mehr gibt. Er kennt auch einige hochbetagte Bewohner von Gr. Jägersdorf, die sich noch immer in der Lüneburger Heide treffen. Die junge Frau wird gerne seinem Angebot folgen, mit ihm und seiner Frau Kontakt aufzunehmen.

Hochinteressante Informationen enthält ein an Jörg Novotnik in Rostock gerichtetes Schreiben, das ich dankenswerterweise als Kopie erhielt. Es stammt von Herrn Dr. Reinholt Heling, Arbeitsstelle Altpreußisches Pfarrerbuch in Hamburg, der ausführlich auf Herrn Novotniks Suchfrage nach dessen Urgroßvater Max Kehler, Pfarrer in Pillau, eingeht. Es ist eine Fülle von Angaben, die Herrn Novotnik - der bisher kaum etwas über seinen Urgroßvater wußte - mit diesem Schreiben erhält. Herr Dr. Helling hat verschiedene Quellen bemüht wie die kirchlichen Adreßbücher "Das evangelische Deutschland" und Pfarrer-Almanache, hat herausgefunden, daß Kehler 1883 sein Abitur am Königsberger Friedrichs-Kollegium bestand und daß sein Vater Postsekretär war, kann Lebens- und Dienstdaten des Pfarrers angeben, und listet Herrn Novotnik eine Palette von weiteren Informationsmöglichkeiten auf, so daß Herr Novotnik in seiner Familienforschung weit kommen müßte, wie Dr. Heling annimmt. Da es unmöglich ist, für alle 12000 Pfarrer Altpreußens alle angestrebten Daten allein zu sammeln, wäre er seinerseits für jede Ergänzung - also in diesem Falle über Pfarrer Kehler - dankbar.

Ein netter Dankesbrief kommt von Gertrud Reich aus München, die Erinnerungen an die Stunden ihrer glücklichen Kindheit auffrischen möchte, die sie bei ihren Großeltern auf dem Vorwerk Neu-Posmahlen erlebte. Geholfen hat ihr Hans-Jürgen Dauksch aus Dresden, der ihr Auszüge aus dem Buch "Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau" von Horst Schulz übersandte, die Aufzeichnungen über die Gemeinde Seeben und das Vorwerk enthalten. Sie decken sich mit Frau Reichs Erinnerungen vom kleinen Dorfteich bis zu dem großen Schafstall, zu dem am Abend der Schäfer mit seinen Skudden heimkehrte. Die Erinnerung ist und bleibt eben das Paradies, aus dem man uns nicht vertreiben kann.

Auch für Geesche Grottschreiber aus Stade hat sich ihr Wunsch erfüllt: Auf ihre Anfrage nach Schloß und Dorf Kraftshagen erhielt die in Lyck geborene und in Lötzen aufgewachsene Ostpreußin mehrere Briefe und Anrufe. Vor allem freute sie sich über die Briefe von längst verloren gegangenen alten Freunden aus der Heimat. Ja, wenn man im "biblischen Alter" ist, wie Frau Grottschreiber meint, dann gehen die Gedanken immer mehr an die Jugendzeit zurück, da freut man sich mit jeden, der diese Zeit miterlebt hat. Und so vereint uns beide auch die Erinnerung an eine liebe, alte Weggefährtin, an Hanna Wangerin, die aus der ostpreußischen Kulturarbeit nicht wegzudenken ist.

Und nun zu einer ganz anderen, sehr schwierigen Frage, die wenigstens einen Teilerfolg brachte. Ich war skeptisch, als ich den Wunsch von Walter Maus aus Hannover formulierte, ob überhaupt ein Echo kommen würde. Denn es ging um das Thema "Umschreibung von Wehrmachtsführerscheinen auf Zivilführerscheine" nach Kriegsende. Wie wurde diese in der Praxis gehandhabt? Das wollte Herr Maus wissen, konnte aber bisher nichts darüber erfahren. Die Veröffentlichung hatte immerhin eine erfreuliche Resonanz. Bei Herrn Maus meldeten sich mehrere ehemalige Soldaten, die ihre Erfahrungen einbringen konnten. Sie waren aber alle in britischer Kriegsgefangenschaft gewesen, hatten ihren Wehrmachtsführerschein noch im Besitz und ihn jeweils bald nach ihrer Entlassung umschreiben lassen, also noch vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Herr Maus sucht aber Spätheimkehrer, die nach 1950 entlassen wurden und ihren Wehrmachtsführerschein nicht mehr besaßen. Hat man auch ihnen den Zivilführerschein im Wege der Umschreibung ausgestellt oder mußte erst der Prozeßweg beschritten werden? Um diese Kernfrage geht es. Trotzdem hat sich Herr Maus über die Telefonate sehr gefreut, die - wie er meint - jeweils beide Seiten mit Zufriedenheit erfüllten, nicht nur in Bezug auf das eigentliche Thema.

Nun hat er aber noch eine andere Frage: "Ich habe gerade in letzter Zeit mitbekommen, welche unwahrscheinlichen Erfolge auch auf dem Gebiet der Ahnenforschung durch Sie und Ihre treuen PAZ-Leser erzielt werden. Ich suche die Geschwister von Dr. med. Eberhard Kallusky, * 7. Dezember 1891 in Königsberg (Reg. Nr. 2443/1891), Sohn des damaligen preußischen Militär-Intendantur-Assessors Paul Kallusky, * 9. Juli 1860 in Neumecklenburg, und seiner Ehefrau Marie geborene Reuscher, *4. Januar 1864 in Landsberg/Warthe, = 5. Juni 1941 in Cottbus. Eberhard Kallusky bezeichnete sich im Lebenslauf seiner Dissertation als ältesten Sohn, folglich muß es noch mindestens einen Sohn gegeben haben, vielleicht auch weitere Geschwister. Ich bin auf der Suche nach dem Verbleib dieser vermutlichen Geschwister und deren eventuellen Nachkommen. Vielleicht gibt es ja Leser, die diese kennen oder ihnen irgendwann und irgendwo begegnet sind oder den Namen Kallusky unter ihren Ahnen haben." So Walter Maus, der sich über jeden Hinweis freuen würde. (Auf dem Emmerberge 6 in 30169 Hannover, Fax 05 11 / 80 87 44.)

Und damit wären wir wieder bei den Suchwünschen. Mit viel Optimismus stellt Ilse A. Bannick ihre neue Frage, denn ihre bisherigen, in unserer Familienkolumne veröffentlichten Hilferufe - und das waren nicht wenige - haben immer Aufklärung und Anregung erhalten. Diesmal handelt es sich um Aufnahmen von einer Gedenkfeier, die sie zur Klärung der Fragen erhielt, wann und aus welchem Anlaß die Fotos gemacht wurden. Jedenfalls vor 1961, denn in jenem Jahr wurde der BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) aufgelöst. Auf einem Foto ist nämlich der damalige Kreistagsabgeordnete des BHE, Fritz Stolz, zu sehen. Die Aufnahmen wurden vor dem alten Kreishaus in Rendsburg gemacht. Vielleicht handelt es sich um das Gründungsfoto der Partei, denn auf beiden Fotos sind die Wappen der Heimatländer der Vertriebenen zu sehen. Dafür spricht auch die große Zahl der Teilnehmer auf dem einen Bild, die dem Festredner lauschen. Das zweite Foto zeigt wohl den Vorstand oder das Festkomitee, auf ihm ist Herr Stolz zu sehen. Die Aufnahmen wurden in einem Nachlaß gefunden und erschienen für die Dokumentation der Vertriebenenarbeit in Schleswig-Holstein so wichtig, daß Frau Bannick jetzt unsere Ostpreußische Familie um Hilfe bittet. Wer war damals dabei oder weiß, wann und auf welcher Feier die Fotos gemacht wurden? (Ilse A. Bannick, Marienhofweg 29 in 25813 Husum, Telefon 0 48 41 / 9 30 63.)

Es ist bestimmt nicht leicht für viele Suchende, wenn sie von den Erfolgen lesen, die wir zu verzeichnen haben, selber aber keine Resonanz verzeichnen können. Die Zeit scheint über sie hinweggegangen zu sein, die damals dabeiwaren, leben nicht mehr oder sie können sich nicht erinnern. Zu den Nimmermüden, die noch nicht die Hoffnung aufgegeben haben, gehört Christel Labinski geborene Götting, Heimatort Rosengarten, Kreis Angerburg. Immer, wenn die Namen von ehemaligen verschleppten Frauen auftauchen, versucht sie zu erfahren, ob diese ihre Schwester Else Götting gekannt haben, die im Februar 1945 von den Russen verschleppt wurde - wohin? Aber diese Suchweise ist noch aussichtsloser als die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen, da versuchen wir es doch noch einmal über die "Ostpreußische Familie", denn wir haben vor einigen Jahren schon den von Frau Labinski und ihrem Bruder Siegfried Götting gestellten Suchwunsch gebracht - ohne Erfolg. Else Erna Margarete Götting, * 22. Mai 1926, in Willkassen, Kreis Lötzen kam in den ersten Februartagen zusammen mit ihrem Vater Fritz Götting in das Lager Bankmannstraße in Rastenburg, wo sich auch ihr Bruder Siegfried befand. Von dort aus sollen Vater und Tochter in das große Sammellager Insterburg gebracht worden sein, wo der Vater vermutlich ermordet wurde. Von Else Götting fehlt seitdem jede Spur. Ist sie dort ebenfalls zu Tode gekommen, wurde sie verschleppt, wenn ja wohin? Keine Institution konnte Auskunft geben, selbst das Suchreferat Moskau hat keine Unterlagen. Es ist anzunehmen, daß Else Götting bereits auf dem Transport verstarb. Die einzige Hoffnung für die suchenden Geschwister besteht darin, daß sich ehemalige Leidensgefährten an die damals 19jährige erinnern und sagen oder wenigstens vermuten können, wie ihr weiterer Schicksalsweg verlief. (Christel Labinski / Siegfried Götting, Am Hohrkamp 31 in 24537 Neumünster, Telefon 0 43 21 / 5 33 82.)

Eure Ruth Geede


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