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22.10.05 / Falsche Fährte / Verwirrende Verrätersuche im Mittelalter spannend beschrieben

© Preußische Allgemeine Zeitung / 22. Oktober 2005

Falsche Fährte
Verwirrende Verrätersuche im Mittelalter spannend beschrieben

Man schreibt das Jahr 1183. Als die Königin von Aquitanien, Eleanor, wegen Erbstreitigkeiten mit den Engländern ihr Land verlassen muß, wird sie von den Engländern abgefangen und eingekerkert. Damit beginnt der Verfall des höfischen Kulturlebens und das Land versinkt langsam im Chaos. Die Troubadoure, Poeten und Sänger verlassen Aquitanien, um in Spanien, Flandern und der Champagne ihr Glück zu versuchen. Nur der Minnesänger und Geschichtenerzähler Raymond zieht noch von Hof zu Hof, in der Hoffnung, daß sich mit der Einsetzung des Jungkönigs Henri die Zeiten wieder ändern. Als er bei seinem letzten Auftritt einen Skandal verursacht, macht er sich auf den Weg zum Bischof von Poitiers, um ein Empfehlungsschreiben zu erhalten. Der Bischof will ihm dieses Schreiben jedoch nur ausstellen, wenn er als Gegenleistung seinen verschwundenen Assistenten Firmin findet. Etwa zur selben Zeit bittet ihn der undurchschaubare Ritter Robert Ambitien, für ihn ein Fest zu organisieren. Raymond willigt ein, weil das für ihn Unterkunft und Verpflegung bedeutet. Außerdem kann er so unverdächtig nach Firmin suchen. Verkleidet als Mönch begibt Raymond sich in das Kloster von Montierneuf, wo Firmin im Archiv Abschriften von wichtigen Schriftstücken angefertigt hat. Ein Mönch vertraut ihm an, daß Firmin in seinem Pult ein Schriftstück versteckt hat und vom Archivar Thibaud dabei überrascht wurde. Dieser aber sei seit ein paar Tagen ebenfalls verschwunden. Raymond schleicht sich nachts in das Klosterarchiv, um nach dem Schriftstück zu suchen. Als plötzlich die Glocke der Klosterkirche dröhnt und die Brüder aufgeregt durcheinander laufen, wird er Zeuge, wie auf einem Karren ein Leichnam durch das Tor geschoben wird. Bei seinem Versuch zu flüchten, wird der heimliche Beobachter erkannt und aus Raymond dem Sänger wird Raymond der Gejagte.

Richard Dübell erzählt in seinem Roman "Die Tochter des Bischofs" nicht über die prunkvollen Feste an königlichen Höfen oder über edle Ritterspiele, sondern über die Existenzängste der Menschen und ihre Furcht vor Hunger und Krieg. Entstanden ist eine spannende ehrliche Erzählung über das Mittelalter, in der es um Liebe, Verrat, Mord und verlorene Träume geht. Der Leser glaubt schon vorzeitig, das Geheimnis gelöst zu haben, aber da irrt er. Barbara Mußfeldt

Richard Dübell: "Die Tochter des Bischofs" , Lübbe, Bergisch Gladbach, geb., mit eigenen Illustrationen des Autors, 542 Seiten, 22 Euro


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