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29.10.05 / Äußerst schlechtes Vorbild / Parteien und Gewerkschaften bilden fast alle weniger aus, als sie es von Wirtschaftsunternehmen verlangen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 29. Oktober 2005

Äußerst schlechtes Vorbild
Parteien und Gewerkschaften bilden fast alle weniger aus, als sie es von Wirtschaftsunternehmen verlangen
von Bernhard Knapstein

Es herrscht Ausbildungsnotstand in Deutschland. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement zeigte sich gleichwohl noch kurz nach der Wahl zufrieden mit der Zwischenbilanz des Ausbildungspakts. Dennoch, bis Ende des Jahres müssen noch rund 40000 Schulabgänger mit einem Ausbildungsplatz versorgt werden.

Zwar weist das "Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit" auf die bisherigen Vermittlungserfolge und die noch 12000 unbesetzten Ausbildungsplätze hin, doch das ist ein statistischer Wert: Einem Münchner Abiturienten, der aufgrund seiner persönlichen Fähigkeiten vor dem BWL-Studium eine Banklehre machen möchte, ist nicht damit geholfen, daß man ihm statt dessen eine Lehrstelle hinter der Fleischertheke im Buxtehuder Einzelhandel anbietet.

Dementsprechend angriffslustig gibt sich die Expertin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ingrid Sehrrock. "Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze ist im Jahresvergleich um neun Prozent gesunken. Clement und die Arbeitgeber sollten mit der Schönrederei aufhören", zitiert sie der "Spiegel".

Rolf Kutzmutz, Bundesgeschäftsführer von "Die Linke / PDS", legt nach. Er will die anderen Bundestags-Parteien und wohl auch die Arbeitgeber mit einem neuen Programm "gegen Hartz IV und für mehr Ausbildungsplätze" zwingen, Farbe zu bekennen.

Wenn es nach Wolfgang Methling geht, werden die Unternehmen sogar gesetzlich zur Ausbildung verpflichtet. Methling, ein mecklenburgischer Parteigenosse von Rolf Kutzmutz, will die Ausbildungsabgabe eingeführt wissen. Für die Unternehmen ein sozialistisches Gespenst, das seit Jahren umherspukt.

Das alles sind harte Hiebe von Linksaußen in Richtung Arbeitgeber und politische Mitte.

Doch wie sieht es eigentlich mit den Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden aus? Der Apparat solcher Verbände umfaßt eine Vielzahl von Abteilungen, deren hauptamtliche Mitarbeiter Aufgaben erfüllen, wie sie in jedem großen Dienstleistungsbetrieb auftreten. Sie alle verfügen über Geschäftsstellen, in denen ausgebildete Bürokaufleute, Buchhalter und Reinigungskräfte arbeiten. Selbst den Hausmeister gibt es inzwischen als Lehrberuf. Die SPD steht gar an der Spitze eines regelrechten Konzerns von Gesellschaften, etwa im Medienbereich, an denen sie gewinnbringend beteiligt ist.

Als Ausbildungsbetriebe für zahlreiche Lehrberufe sind die Partei- und Verbandszentralen also durchaus geeignet - und in der Pflicht. Bilden Sie selbst auch aus, oder wird hier ganz unpreußisch mehr Schein als Sein gepflegt? Die Preußische Allgemeine hat nachgefragt.

Nach dem neuesten Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) liegt der durchschnittliche Anteil der Auszubildenden an der Gesamtbelegschaft je nach Anzahl der Beschäftigten zwischen 5,3 und 7 Prozent. Dies ist die Meßlatte, die auch an die Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände anzulegen ist.

Um es kurz und schmerzhaft zu machen: Lediglich die FDP-Parteizentrale erfüllt mit ihren 26 Mitarbeitern, unter denen zwei Auszubildende sind, das Soll. Und auch die "Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände" ist mit nur einem Ausbildungsplatz unterm Richtwert (fünf statt sechs) noch gut im Maß.

Negativspitzenreiter ist dagegen ausgerechnet der DGB. Unter 1860 hauptberuflichen Mitarbeitern befinden sich gerade einmal 27 Auszubildende. Es müßten 99 sein.

Hendrik Thalheim von "Die Linkspartei / PDS" will die Mitarbeiterzahlen seiner Berliner Parteizentrale von 55 auf 25 kleinrechnen, um die Ziffer von nur einem einzigen Auszubildenden statistisch besser aussehen zu lassen. "Wir haben 25 bis 30 wissenschaftliche Mitarbeiter. Das sind keine Ausbildungsberufe" rechtfertigt Parteisprecher Thalheim gegenüber dieser Zeitung etwas hilflos den linken Fehlbetrag von zwei weiteren Lehrplätzen. In ähnlicher Weise versuchte früher auch der DGB, sich aus seiner Verantwortung herauszureden.

Die Bündnisgrünen wollten selbst auf mehrfaches Nachfragen keine Auskunft erteilen. Ebenso die Landeszentrale der CSU im Münchner Franz-Joseph-Strauß-Haus, die sich dem grünen Stillschweigen anschließt. "Dies sind interne Informationen" heißt es dort. Die CDU im Berliner Konrad-Adenauer-Haus bietet nur zwei Azubis eine Stelle, das sind statistisch gesehen fünf Ausbildungsplätze zuwenig.

Die Preußische Allgemeine Zeitung erfüllt übrigens mit ihrem Volontär die durchschnittlich zu erwartende Ausbildungsquote.

Ausbildung im Büro: Auch Parteien und Gewerkschaften sind Unternehmen


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