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05.11.05 / "... dann war der Spuk vorbei" / 50 Jahre Bundeswehr - Eine Jubiläumsfeier, die von Verkrampftheit und falschen Zugeständnissen überschattet war

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. November 2005

"... dann war der Spuk vorbei"
50 Jahre Bundeswehr - Eine Jubiläumsfeier, die von Verkrampftheit und falschen Zugeständnissen überschattet war
von Hans Heckel

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen machte aus seiner Distanz zur Truppe keinen Hehl: "Dann war der Spuk vorbei", vermeldete der TV-Sprecher erleichtert, als die letzten Bilder des Großen Zapfenstreichs vor dem Reichstag anläßlich des 50. Jubiläums der Bundeswehr über den Bildschirm gingen. Die Bundeswehr feierte ihren Geburtstag nicht mitten im Volk, in den Straßen von Berlin, wo sie nach allen Politikerbeteuerungen eigentlich hingehört, sondern in einem von 1000 Polizisten und 600 Feldjägern streng abgeriegelten Gehege vor dem Reichstag.

Der scheidende Verteidigungsminister Peter Struck betonte, daß die Truppe im Volk fest verwurzelt sei. Umfragen belegen in der Tat: Die Deutschen stehen zu ihren Soldaten. Kaum eine Institution in Deutschland genießt so hohes Vertrauen wie die Bundeswehr. Doch zeigen mag man den Deutschen ihre Soldaten offenbar nicht. Das Volk blieb draußen, mußte das große Ereignis am Fernseher verfolgen wie ein ungebetener Gast, der die Feier heimlich durch die Türspalte beobachtet. Allein 4000 sorgfältig ausgesuchte Gäste hatten Zutritt zu dem hermetisch abgesperrten Gelände.

Eine Militärparade durch die Hauptstadt wäre die in allen Ländern der Welt selbstverständlich praktizierte Möglichkeit für Zigtausende gewesen, selbst dabeizusein, wenn diejenigen gewürdigt werden, die ihren Kopf hinhalten für ihr Land. Das aber würde von allzu vielen als "Provokation" aufgefaßt werden, lautet der Einwand. Gemeint sind Leute wie die 1500 linken Demonstranten, die die Berliner Linden hinunterrollten am Abend des Zeremoniells und sich eine Straßenschlacht mit der Polizei lieferten.

Struck äußerte Verständnis dafür, daß es Kritik gebe an der Bundeswehr und am Zapfenstreich. Nur wenige hundert Meter entfernt johlte der extremistische Mob "Deutschland muß sterben" und drosch auf Polizisten ein. "Keine Toleranz den Intoleranten" - dieser von Politikern oft und gern in den Mund genommene Satz hatte an diesem Abend Pause. Ein Polizist wird sich disziplinarisch verantworten müssen, weil er angeblich zu hart zurückgeschlagen hat, nachdem ihm "Demonstranten" so heftig in die Genitalien getreten hatten, daß er Blut urinierte.

Den Deutschen, denen seit jüngstem allabendlich per Fernsehspot gepredigt wird, daß sie mehr Zutrauen in sich und ihr Land haben sollen, gibt das Schauspiel von Berlin Rätsel auf. Schluß mit der Verzagtheit, mit Ängstlichkeit und Mutlosigkeit lautet die Parole von "Du bist Deutschland". Der Umgang mit der Bundeswehr und der militärischen Tradition Deutschlands, welchen die politische Führung in Berlin vorführte, stand in merkwürdigem Gegensatz zu diesem Appell. Die Regierung traut sich nicht einmal, deutsche Soldaten öffentlich durch die Straßen ziehen zu lassen aus Angst vor einer aggressiven Minderheit, die dieses Land, dieses Volk und seine Soldaten zutiefst verabscheut.

Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, macht in seinem Buch "Die Kraft des Neubeginns" die "Vergangenheitsbewältigung" als wesentliche Ursache aus für mutlose Starre in Deutschland. Die "ständigen Schuldbeteuerungen unserer Politiker können nichts an der Vergangenheit wiedergutmachen. Aber sie lähmen unsere nachwachsenden Generationen und verbauen ihnen ihre Zukunft. Sie verhindern, daß die Deutschen sich endlich wieder bejahen können". Peter Struck wie es in seiner Berliner Rede darauf hin, daß es sich beim Großen Zapfenstreich nicht um eine nationalsozialistische, sondern um eine preußische Tradition handele. Das wußte längst jeder bis auf die, die es sowieso nicht hören wollen. Doch der Minister konnte es sich nicht verkneifen, wenigstens einmal auf die NS-Zeit Bezug zu nehmen. Vielleicht hätte ihm ja sonst jemand vorhalten können, er habe sie "bewußt verschwiegen". Genau davon spricht Hans-Olaf Henkel. So paßten sich die Ministerworte zusammen mit den Absperrgittern, den grölenden Randalierern und dem zynischen TV-Schlußwort in ein bizarres Gesamtbild der deutschen Malaise.

Foto: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit: Beim Großen Zapfenstreich vor dem Reichstag war kein Publikum zugelassen.


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