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05.11.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. November 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

ich freue mich immer, wenn ich Erfolge melden kann, wenn sie auch noch so gering erscheinen, jedenfalls uns Außenstehenden. Aber für diejenigen, deren Wünsche erfüllt wurden, sind sie gar nicht so klein, denn sie gehören ja zu ihrem Lebensbild, in das nun wieder ein paar bisher noch fehlende Mosaiksteinchen eingefügt werden können. So wie bei Ingrid Stoschek aus Wangen, die als geborene Königsbergerin Ansichten von der Tragheimer Kirchen- und Hippelstraße suchte. Zuerst kam nuscht, und sie hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Dann aber rief Herr Kleebusch an, und der Anruf brachte gleich eine doppelte Überraschung: Er besitzt nicht nur einige der von Frau Stoschek gewünschten Ansichten, sondern wollte sie ihr auch persönlich überbringen, denn er wohnt ganz in ihrer Nähe und hat sogar früher in einem Betrieb in der direkten Nachbarschaft von Frau Stoschek gearbeitet. Na, und so geschah es dann auch. Zwar ist unter den Aufnahmen keine von dem Haus Tragheimer Kirchenstraße Nr. 80, aber nun hat unsere Königsbergerin doch einen guten Eindruck von dieser Wohngegend, vor allem von der Hippelstraße. So kam auch eine persönliche Verbindung zwischen Landsleuten zustande, wie so oft in unserer Ostpreußischen Familie. Aber das war noch nicht alles. Frau Stoschek erhielt auch einen Anruf von unserm Landsmann Manfred Zink, einem leidenschaftlichen "Königsberg"-Sammler, und er konnte ihr anhand vorhandener Unterlagen bestätigen, daß ihre Mutter Eigentümerin des Hauses Nr. 80 war. Nun hat Frau Stoschek die Namen der Mieter, die ihre Mutter handschriftlich notiert hatte, schwarz auf weiß! Könnt Ihr verstehen, daß sie sich sehr gefreut hat?

Ein dankbarer Brief kam von Käte Fritzke geborene Zandt aus Güstrow, und den muß ich an unsere Landsleute weiterreichen, die ihr weitergeholfen haben. Sie schreibt: "Meine Suchanzeige nach der Familie Paul und Ida Zandt und ihren Kindern Gertrud und Kurt ist bei meiner Cousine Gertrud angekommen! Seit Ende August telefonieren wir miteinander. Sie ist auch Jahrgang 1935, weiß aber durch die vielen Schicksalsschläge fast gar nichts über die große Zandtfamilie." Gertrud und ihr Bruder Kurt kamen nach dem Tod der Mutter 1947 in verschiedene Kinderheime, zuletzt in der Nähe von Göttingen, wo auch Verwandte der Mutter lebten. Gertrud Schmidt geborene Zandt wohnt noch heute in der Gegend, ihr Bruder auch in Niedersachsen. Beiden konnte Frau Fritzke nun etwas Licht in die Familiengeschichte bringen und ihnen Fotos übersenden. So kam doch durch unsere Ostpreußische Familie wieder einmal eine Verwandtenfindung zustande.

Ein schöner Brief kam auch aus Mönchengladbach. Dort wohnt die Familie Seelbach-Licht-Noetzel, man muß schon diese drei Namen nennen, um auf den Grund des Treffens zu kommen, das dort geschah. Denn es war eine Begegnung von Menschen, die sich zuvor nicht gekannt, nie voneinander gehört hatten. Ich habe erst kürzlich über die Suche des Belgiers Ben Janssens nach der Familie Noetzel aus Bürgenhuben und das Auffinden dieser Bauernfamilie aus der Elchniederung berichtet. Sein Vater John hatte 1940 als Kriegsgefangener dort gearbeitet und war dann mit den Noetzels freundschaftlich verbunden geblieben, bis die Verbindung abriß. Der Sohn hatte den in herzlichen Worten gehaltenen Briefwechsel und Fotos im Nachlaß seines Vaters gefunden und war davon so angetan, daß er unbedingt diese ostpreußische Familie finden wollte. Sie fand sich auch durch die Suchaktionen in unserer Ostpreußischen Familie und mit Hilfe von Gabriele Bastemeyer, Kreis Elchniederung, denn es lebten noch der Schwiegersohn der Bäuerin Elisabeth Noetzel, der heute 99jährige Hans Licht, und seine Kinder. Das Erstaunen war auf beiden Seiten groß, es entstand zwischen den Nachkommen ein erneuter, nicht minder herzlicher Briefwechsel und der daraus resultierende Wunsch, sich persönlich kennenzulernen. Was nun geschehen ist, wie Foto und Brief beweisen. So schreibt Marianne Seelbach, Tochter von Hans Licht und Enkelin von Elisabeth Noetzel:

"Nun hat das Treffen der Familien Janssens und Noetzel mit vielen Erzählungen und Erinnerungen, die ein jeder von uns von seinen Vorfahren hat, stattgefunden. Ben kam mit seiner lieben Frau Jolande und seiner Schwester Jeannine. Dieser Kontakt ist Dank Ihrer Hilfe entstanden, leider ohne die Hauptpersonen, John Janssens und Elisabeth Noetzel mit Toni Licht, aber wir waren in Gedanken immer bei ihnen, und der Kreis schloß sich über Zeiten und Grenzen und läßt neue Freundschaften entstehen. Sichtlich angenehm überrascht und beeindruckt war Familie Janssens über die Aktivität der Menschen, die ihre Heimat verloren haben, über die vielen Zusammenkünfte, Reisen und Unterstützung der noch in der Heimat Lebenden, Pflege des Brauchtums, Spenden für den Wiederaufbau von Kirchen und Domen, über die einsatzfreudigen Vermittlungen und Berichte, wie von Ihnen, liebe Frau Geede, in Ihrer Zeitung und im Internet. Die Bande zwischen der belgischen Familie und uns sind so fest geknüpft worden, daß wir weitere Treffen und sogar gemeinsame Radtouren planen."

Die belgischen Freunde schließen sich diesem Dank an. So schreibt Jeannine Janssens: "Meine Gefühle dieser Tage sind himmlisch, wunderbar. Mit dieser lieben Familie fühlen wir uns so verbunden. Es waren so schöne Momente, daß wir die Jahre unseres Vaters und Ihrer Großmutter nicht vergessen sollten. Dank, dank für alles." Und Ben und seine Frau bekunden: "Wir haben einen besonderen Tag erlebt, und wir sind sehr glück-

lich, einander kennengelernt zu haben. Auch danke an Sie und Frau Bastemeyer für dieses zufällige Treffen mit dieser guten warmherzigen Familie Noetzel-Licht-Seelbach." Das Foto bezeugt die anerkennenden Worte, für die wir nun danken! Sie tun gut!

Ich bin immer dankbar, wenn sich Suchende melden, deren Wünsche wir veröffentlicht haben, auch wenn es nur Zwischenergebnisse sind, denn erstens macht das Mut und zweitens können wir dann gezielter nachhaken. Es ist schon bald ein Jahr her, da hatte ich um eine "Dorfzusammenführung" gebeten - auf Wunsch des aus Roßthal, Kreis Insterburg stammenden Kurt Behrend. Der 70jährige wollte so gerne wissen, was aus seinen ehemaligen Spielkameraden geworden ist, hatte auch eine maßstabgerechte Skizze seines Heimatdorfes angefertigt und die ihm noch geläufigen Namen eingefügt. Wir brachten seinen Suchwunsch, den uns seine Tochter Birgit Günther übermittelte, aber leider hat wohl niemand von den alten Roßthalern oder ihren Nachfahren diese Zeilen gelesen. Sie sind wahrscheinlich in alle Welt verstreut, denn eine Spur, die über die Kreisgemeinschaft Insterburg in Krefeld aufgenommen werden konnte, führt nach Nordamerika. Dort lebt einer der alten Roßthaler Spielgefährten mit Nachnamen Paulun. Ein gleichnamiger Cousin hatte sich bei Herrn Behrendt gemeldet und auf die in Hameln lebende Schwester des seit 1954 in Kanada Wohnenden hingewiesen. Also doch! Und weil das Mut macht, hake ich nach und nenne noch einmal die Herrn Behrend noch geläufigen Namen der Roßthaler Familien: Seidenberg, Döbler, Siebert, Paulun, Maureschat, Möricke, Kubereit oder Kurbjureit oder Kurbjuweit, Piszartschek, Heinrich und Gramstatt. Vielleicht melden sich jetzt diese oder andere Roßthaler bei Herrn Kurt Behrendt, Sandweg 25 in 63179 Obertshausen, Telefon (0 61 04) 7 29 13, oder bei seiner Tochter Birgit Günther, Friedensstraße 30 in 63179 Obertshausen, Telefon (0 61 04) 971383, Fax (0 69) 94 94 81 27 (E-Mail: Birgit-Guenther@gmx.de ).

Melden soll sich bitte auch Hans-Gneomar Schröder, früher Neuhausen-Tiergarten, Schloßallee. Im Juli war nämlich Dorothea Blankenagel in seinem - und ihrem Heimatort - östlich von Königsberg und hat eine Aufnahme von seinem Elternhaus gemacht, das noch steht. Dieses Foto möchte Frau Blankenagel nun Herrn Schröder zusenden, kennt aber nicht seine Anschrift. (Dorothea Blankenagel, Heerstraße 59 in 47053 Duisburg)

Zur Zeit wird von dem für seine Dokumentationen über Krieg, Flucht und Vertreibung bekannten Autor Heinz Schön für eine Fernsehproduktion eine Biographie über den ehemaligen NS-Gauleiter von Ostpreußen, Erich Koch, erarbeitet. Herr Schön besitzt zwar in seinem umfangreichen Ostpreußen-Archiv einige Unterlagen über dessen unheilvolles politisches Wirken, er benötigt aber noch Angaben über das persönliche Leben von Koch in Königsberg und auf seinem Gut Gr. Friedrichsberg. Wir möchten nun unsere Leserinnen und Leser, die Informationen über Koch und seine Zeit in Ostpreußen geben können, bitten, sich an Herrn Schön zu wenden. Er wäre für jede Mitteilung dankbar. Seine Fragen gliedern sich in drei Komplexe:

1. Die Privatperson Erich Koch. Es ist kaum etwas über seine Familie bekannt. Wer kann hierüber etwas aussagen (Ehefrau, Kinder, Königsberger Wohnung oder Haus)? Wann und wie verließen seine Angehörigen Ostpreußen, oder wohnten sie bereits vor 1944 in Westdeutschland?

2. Gut Gr. Friedrichsberg. Es gehörte in den 30er Jahren Anna

Douglas geborene Kramer. Hat Koch es von ihr gekauft oder gab es einen Zwischenbesitzer? Wann erwarb Koch das Gut? War es sein Daueraufenthalt und gegebenenfalls seit wann? Wer verwaltete das Gut? Wer gehörte zum Personal? Welche Kunstschätze gab es dort, welches Interieur? Wie gestaltete sich das Leben auch in gesellschaftlicher Hinsicht?

3. Das Ende von Gr. Friedrichsberg. Wann wurde es von der Roten Armee besetzt, wurde es geplündert, was wurde aus den Kunstschätzen und dem Mobiliar? Haben nach Kriegsende dort irgendwelche Suchaktionen stattgefunden? Wer war nach der Kapitulation noch auf dem Gut und wie lange? Was blieb von Gr. Friedrichsberg? Wer war in den letzten Jahren auf dem ehemaligen Gutsgelände?

Eine Beantwortung dieser Fragen und alles, was zu den Komplexen noch zu sagen wäre, ist für die Dokumentation wichtig. Bitte wenden Sie sich an das Ostpreußen-Archiv Heinz Schön, Auf dem Sepp 19 in 32107 Bad Salzuflen, Telefon (0 52 22) 74 24, Fax (0 52 22) 7 39 20.

Eure Ruth Geede

Hans Licht und Ben Janssen mit dessen Schwester Jeannine und dessen Ehefrau Jolande (von links) Foto: privat


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