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05.11.05 / Delikat, aber abgehoben / Rezepte und anderes Interessantes von den Speisen am Preußenhof

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. November 2005

Delikat, aber abgehoben
Rezepte und anderes Interessantes von den Speisen am Preußenhof

Die Ta-felfreuden der preußischen Könige" lautet der Titel des optisch sofort ansprechenden Buches der Historikerin und Politikwissenschaftlerin Anja Knott. Gebunden, mit zahlreichen brillant farbigen Abbildungen auf Hochglanzpapier ist das Buch allein von der Verarbeitung her schon ein kleines Schmuck-stück. Und auch das Thema verspricht Genuß, zumal selbst der sparsamste der Preußenherrscher nicht als Kostverächter gilt.

Prinz Franz Friedrich von Preußen, ein Nachfahre der Hohenzollernherrscher, bescheiningt dem Buch in seinem Vorwort sogar etwas Außergewöhnliches zu sein. "Es ist ein lebendiges Stück Geschichte meiner Familie: Aus diesem kulinarischen Blick-winkel habe ich sie auch noch nicht gesehen, aber es rundet das Bild ab - und besticht durch brillante Geschichtserzählung und die perfekten Bilddokumente."

Die Bilddokumente sind ohne Zweifel perfekt, die Geschichtserzählung allerdings eher "nur" informativ und unterhaltend, zumal die Autorin neben den am jeweiligen Hof üblichen Speisegewohnheiten auch die Frauengeschichten der Herrscher beschreibt.

Mit Friedrich, dem ersten König in Preußen, beginnend, hin zum Soldatenkönig, Friedrich dem Großen und seinen Nachfolgern endet die Autorin mit dem letzten Hohenzollern auf dem Thron, nämlich Kaiser Wilhelm II.

Gänzlich unpolitisch schwelgt sie in ihren Erzählungen über die Tafelfreuden der Herrscher. "Anläßlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von Kronprinz Fried-rich Wilhelm werden vertilgt: 640 Kälber, 100 Mastochsen, über 1000 Truthähne, 650 Enten und 1000 Tauben."

Und damit der Leser nicht nur liest, was, sondern auch wie zubereitet es verspeist wurde, schließt jedes Kapitel zu einem der Herrscher mit einigen Rezepten. Von Wachtelbrüsten bei Friedrich I., über Rindfleisch mit Weißkohl beim Soldatenkönig, Spanisches Omelett mit Sardinen sowie Perlhühnern mit Trüffeln beim Alten Fritz, Blätterteigpastetchen mit Spinatschaum am Hofe Königin Luises und ihres Gatten hin zu Krebsschwänzen nach Bordelaise-Art beim letzten deutschen Kaiser.

Doch so schön sich alle diese Rezepte auch lesen, sie stellen ein Tageswerk in ihrer Umsetzung dar. Allein aufgrund der Tatsache, daß die Zutaten wie Wachteln, Austern, Krebse und Kaupaune nicht in jedem Supermarkt an der Ecke zu beziehen sind, bedarf die Zubereitung einer "gewissen" Zeit. Abgesehen davon muß auch das nötige Kleingeld vorhanden sein, um die exquisiten Zutaten zu erwerben.

"... man braucht die Rezepte nicht unbedingt nachzukochen, denn allein das Lesen ist schon ein Genuß", so endet Prinz Franz Friedrich von Preußen in seinem Vorwort. Was anderes bleibt dem Leser aus dem Volk auch mal wieder nicht übrig. R. Bellano

Anja Knott: "Die Tafelfreuden der preußischen Könige", Collection Rolf Heyne, München 2005, geb., zahlr. Abb., 240 Seiten, 35 Euro


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