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12.11.05 / Worringen 2005 / Kölner wollen Erzbischof selber wählen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. November 2005

Worringen 2005
Kölner wollen Erzbischof selber wählen

Die Schlacht von Worringen im Jahre 1288 gehört der Vergangenheit an und ist doch noch nicht beendet. In der wohl blutigsten Schlacht des Mittelalters fielen im Streit um die Unabhängigkeit der Stadt Köln vom Erzbischof zwischen 9000 und 15000 Bauern, Bürger und Ritter. Die Schlacht brachte dem Erzbischof die entscheidende Niederlage ein. Köln wurde freie Reichsstadt. Der Bauer ist seither das Wahrzeichen der selbstbewußten Stadt in Preußens Westen. Er ist Bestandteil des Dreigestirns im Kölner Karneval und der Reichs-Treueschwur "Halt faß do kölsche Boor, bliev beim Rich, et fall söss ov sor" gehört zum oft zitierten Repertoire des Kölner Bürgertums.

Worringen ist nicht vergessen und der Streit mit dem Erzbischof, oder um die Besetzung seines Amtsnachfolgers wird so lustvoll gepflegt wie die Abscheu zur Nachbarstadt Düsseldorf.

Nein, - in der reichsten Erzdiozöse der Welt üben Kölns Katholiken immer wieder neu den Aufstand. Und fragt man einen Einheimischen am Tresen eines Kölner Brauhauses nach dem geistlichen Oberhaupt der Stadt, so erhält man ein "Mir künne unsre Äzbischof nit verknuse!" als launige Antwort.

Schon wieder brodelt es in Köln. Der "Spiegel" hatte kolportiert, Joachim Kardinal Meisner, Kölns Erzbischof, wolle seinen Vertrauten, Weihbischof Rainer Woelki, als Koadjutor einsetzen, sei aber schlussendlich von Papst Benedikt XVI. zurückgepfiffen worden.

Das Amt des Koadjutors führt automatisch zur Nachfolge im Amt des Erzbischofs. Für Kölns Katholiken ein nicht hinnehmbarer Skandal, ganz gleich, ob etwas an der Geschichte dran ist, oder nicht. Hatte man doch im Preußischen Konkordat von 1929 dem Vatikan abgetrotzt, den Erzbischof selbst wählen zu dürfen. Genauer, das Kölner Domkapitel, ein 16köpfiges Wahlgremium des Kölner Klerus, hat das Recht aus drei dem Papst genehmen Kandidaten "ihren" Erzbischof zu wählen.

Meisner dementierte zwar, aber der Haussegen hängt trotzdem schief. Nicht, daß das neu wäre. Schon die Einsetzung des Schlesiers Meisner in die Nachfolge des verstorbenen Kardinals Höffner hätte fast ein kleines Schisma zur Folge gehabt. Den Regularien entsprechend übersandte das Domkapitel eine so genannte Zehnerliste (zehn mögliche Kandidaten) nach Rom, aus der Rom eine Dreierliste hätte erstellen sollen. Tat es auch, - allerdings stand plötzlich der Name des damaligen Berliner Bischofs Meisner unter den drei Kandidaten. Dies konnte das Kölner Domkapitel nur als päpstliche Aufforderung verstehen, Meisner zu wählen. Eine Einmischung in innerkölnische Verhältnisse seitens Johannes Paul II., die die rheinische Metropole bis heute nicht verwunden hat.

Das Kölner Domkapitel brachte seinen Unmut überdeutlich zum Ausdruck, indem es Meisner mit nur sechs Ja-Stimmen und satten zehn Enthaltungen akzeptierte. Dieses Votum war für katholische Verhältnisse zwar noch keine Worringer Schlacht, wohl aber eine Rebellion in Richtung Vatikan.

Meisner, der einen geradezu volkstümlichen, autoritären Katholizismus pflegt, sich vehement gegen Homosexuellengleichstellung und Abtreibung artikuliert, - kurz, der ein sympathischer Dogmatiker und Feind der Beliebigkeit ist, mag dem libertären Rheinland bis heute so gar nicht schmecken. Köln treibt es närrisch, auch schon vor Sessionbeginn am 11. 11..


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