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12.11.05 / Poesie statt SMS und E-Mail / Deutsche Gedichte auf CD klassisch oder als Sprechgesang interpretiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. November 2005

Poesie statt SMS und E-Mail
Deutsche Gedichte auf CD klassisch oder als Sprechgesang interpretiert
von Silke Osman

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind ..." - "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand ..." - "Hat der alte Hexenmeister sich noch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben ..." So beginnen klassische Gedichte, die man einst in der Schule auswendig lernte. So mancher Pennäler war darunter, der im Schweiße seines Angesichts diese Verse paukte und innerlich die Aufgabe wohl auch verfluchte. Im Alter jedoch war's manchem später ein Segen, die Gedichte und Balladen der großen deutschen Dichter einmal auswendig gelernt zu haben, konnte man doch in stillen Stunden auf dieses Wissen zurückgreifen und oft auch in den Worten der Dichter Trost finden.

Und heute? Gibt es noch Poesie im Zeitalter von SMS und E-Mail? Allen Unkenrufen zum Trotz ist das Gedicht noch längst nicht tot. In der Werbung und selbst in der modernen Unterhaltungsmusik begegnet man einer Alltagspoesie, die aufhorchen läßt und die nicht zuletzt dazu anregt, dem Ursprung der wirklichen Poesie nachzugehen. Eine Wiederbegegnung mit der großen Tradition der deutschen Lyrik von Walter von der Vogelweide bis zu Erich Fried ermöglicht eine CD aus dem Gerstenberg Buchverlag, Hildesheim, auf der Barbara Sichtermann und Joachim Scholl bedeutende deutsche Gedichte und ihre Schöpfer vorstellen. Clemens Ramin spricht 50 Klassiker Lyrik (3 CDs, Laufzeit etwa 220 Minuten, 19,95 Euro; zu beziehen über den Preußischen Mediendienst, Hamburg).

So sehr schlecht scheint es um das deutsche Gedicht tatsächlich nicht zu stehen, zumindest nicht an Niedersachsens Grundschulen. So sollte die neunjährige Nicola Casper aus Holm-Seppensen bei Buchholz in der Nordheide Mörickes Verse "Er ist's" ("Frühling läßt sein blaues Band flattern durch die Lüfte") auswendig lernen. Nun hatte sie jedoch keine Lust, dieses Gedicht in herkömmlicher Weise aufzusagen; sie fand es viel lustiger, die Worte des Dichters als modernen Sprechgesang zum besten zu geben. Mutter Gaby und Vater Addo waren begeistert. Gemeinsam mit Achim Oppermann und dem Sänger Thomas D., bekannt als Frontmann der Gruppe "Die Fantastischen Vier", stellten sie ein Projekt auf die Beine, das durchaus Erfolg haben wird. Unter dem Motto "Junge Dichter und Denker" interpretieren zehn Kinder Gedichte von Goethe, Schiller, Fontane, Möricke, Heine und Hoffmann von Fallersleben auf CD. Zielgruppe sind Kinder zwischen fünf und zehn Jahren und junggebliebene Erwachsene. Die erste Doppel-CD Junge Dichter und Denker die 1. wird am 21. November über das Internet unter www.jungedichterunddenker.de  zu bestellen sein (19,95 Euro). Auf der einen CD sind die Kinder und ihre Interpretationen zu hören, auf der anderen ist nur Musik eingespielt, so daß man wie beim Karaoke eigenen Sprechgesang dazu zum besten geben kann. Im beiliegenden Heft kann man die Texte der Gedichte nachlesen. Weitere Ausgaben sind geplant, darunter Editionen, die sich mit nur einem Dichter beschäftigen oder sich auf ein Thema beziehen. Eine Schulbuchedition wird im kommenden Frühjahr erscheinen. "Alle Gedichte sind Teil des Lehrplans und können so auch auf musikalische Art im Unterricht interpretiert werden", so Thomas D. bei der Vorstellung der neuen CD, auf der er eine Einführung in das Thema gibt und selbst auch seine Version eines Goethe-Gedichts darbietet.

"Gedichte und Musik inspirieren uns", sagen Gaby und Addo Casper. "Doch tragen Kinder klassische Gedichte musikalisch vor, sind wir fasziniert. Deshalb habven wir eine neue Form geschaffen, um jungen Menschen gewachsenes Kulturgut nahezubringen und der älteren Generation die Möglichkeit zu bieten, Versäumtes nachzuholen oder Verlerntes aufzufrischen."

Nachwuchskünstler: Nicola Casper, Friederike Kohrs und Konstantin Hillmer zusammen mit Thomas D. bei der Vorstellung ihrer neuen CD


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