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19.11.05 / Mut zu christlichen und sozialen Visionen / Der Parteinachwuchs der Union fordert einen "Kurswechsel trotz allem" ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. November 2005

Mut zu christlichen und sozialen Visionen
Der Parteinachwuchs der Union fordert einen "Kurswechsel trotz allem" ein
von Ansgar Lange

Es ist fraglich, ob die Berliner Koalitionsingenieure mehr können als nur Zahlen hin- und herschieben und die Bürger belasten.

Ein Blick in ein Büchlein mit dem Titel "Handeln. Was jetzt zu tun ist" könnte jedenfalls nicht schaden, denn dort haben einige kluge Köpfe aufgeschrieben, welche Anforderungen nach der Bundestagswahl 2005 an die Politik zu stellen sind. Daß die Schrift vom Bundesvorstand der Jungen Union Deutschlands herausgegeben wird, soll dabei nicht weiter stören.

Das ziemlich geschraubte Vorwort des Bundesvorsitzenden Philipp Mißfelder kann man sich getrost schenken und die Aufmerksamkeit auf die Lektüre der unabhängigen Autoren lenken.

Der Berliner Journalist Georg Gafron mahnt einen "Kurswechsel trotz allem" an. Im Wahlkampf habe die Union fast nur über "kalte Themen" wie Wirtschafts- und Sozialpolitik gesprochen. Doch in einer Situation, in der man den Menschen schwere Belastungen ankündige, gehöre eine "übergreifende Idee, die Lust auf Zukunft macht und Ängste abbaut, unverzichtbar dazu". Notwendig sei eine Patriotismusdebatte: "Wenn man aber eine nationale Kraftanstrengung einfordert, muß man auch über die Nation sprechen". Bisher scheiterten diesbezügliche Versuche kläglich, weil sie nur halbherzig betrieben wurden und nicht sehr mutige und überzeugungsstarke CDU-Politiker sogleich vor den antifaschistischen Gesängen der politischen Konkurrenz, der Gewerkschaften und einiger Kirchenvertreter in die Knie gingen. Wertedebatten sind kontraproduktiv, wenn sie auf Sparflamme gekocht werden. Verzichtet man aber völlig auf sie, so bleiben Debatten leidenschaftslos und technokratisch. Gafron bringt das Beispiel des demographischen Wandels, über den fast ausschließlich unter dem Aspekt der Erhaltung unserer sozialen Sicherungssysteme geredet werde. Bekommen aber Menschen Kinder, weil sie sie als Beitrag zur Alterssicherung verstehen? Eine Allensbach-Umfrage belegt, daß sich viele Frauen einen Kinderwunsch verwehren, weil sie ihrem Partner nicht vertrauen können oder wollen. Die Familienpolitiker sehen das alleinige Heil allzuoft nur in Ganztagsschulen, Kinderkrippen und höheren finanziellen Leistungen.

Besonders eindringlich betont der Politikwissenschaftler und Publizist Andreas Püttmann diesen notwendigen Wertebezug in seinem Aufsatz "C wie Chance auf eine humane Leistungsgesellschaft". Gläubige, so stellt der Verfasser fest, unterscheiden sich signifikant von Nichtgläubigen, und zwar durchaus im Sinne sozial erwünschter Eigenschaften. Selbst das Nachrichtenmagazin "Spiegel" machte jüngst darauf aufmerksam, daß sich das Wertesystem von Gläubigen und Nichtgläubigen unterscheidet.

Gläubige Menschen legen mehr Wert auf Kinder, auf Heim und Gemütlichkeit, auf Umweltbewußtsein, Disziplin, Heimatverbundenheit und Nationalbewußtsein.

Die entsprechenden Werte sind durch Studien belegt worden. Bei zwei Werten haben jedoch die nicht religiösen jungen Deutschen die Nase vorn: Hohes Einkommen und "Spaß" stehen bei ihnen ganz oben auf der Wunschliste.

Sowohl der Berliner Historiker Paul Nolte als auch der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Straubhaar werben in ihren Beiträgen für eine Revitalisierung der sozialen Marktwirtschaft. "Markt und Wettbewerb sind die Schlüssel, um das Ziel Wohlstand für alle zu erreichen. Dieser Leitgedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das Denken Ludwig Erhards und Alfred Müller-Armacks", schreibt Straubhaar.

In Berlin scheint dieser Faden derzeit zerrissen zu sein.

Vielleicht hat ja demnächst der Parteinachwuchs den Mut, eine christlichere, wertkonservativere und ordnungspolitisch solidere Politik zu machen als diejenigen, die jetzt nach dem Abgang der Bankrotteure von 1968 ihre Zeit gekommen sehen und nicht den Mut haben, es einmal ganz anders zu machen.


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