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19.11.05 / "Das war gelebtes Rabaukentum ..." / Kinofilm versucht den Mythos von den Kölner "Edelweißpiraten" als Widerstandskämpfern im Dritten Reich neu zu beleben

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. November 2005

"Das war gelebtes Rabaukentum ..."
Kinofilm versucht den Mythos von den Kölner "Edelweißpiraten" als Widerstandskämpfern im Dritten Reich neu zu beleben
von H.-J. von Leesen

In den Kinos läuft gerade der neue deutsche Spielfilm "Edelweißpiraten" an, in dem angeblich eine Gruppe antifaschistischer Widerstandskämpfer, "die lange auf ihre Rehabilitierung warten mußte", in den Vordergrund gestellt werden soll.

Es ist ratsam, sich angesichts der Glorifizierung mit den historischen Tatsachen zu befassen, die bereits 1994 aufgeklärt wurden, und zwar im Auftrage des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, das dem Lehrstuhl für neueste Geschichte an der Universität Düsseldorf einen entsprechenden Forschungsauftrag erteilte. Damals nämlich waren diese "Edelweißpiraten" bereits umstritten; die einen, die vor allen Dingen auf der linken Seite des politischen Spektrums zu finden waren, bewerteten sie als tapfere Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und hatten dabei - natürlich - die Massenmedien auf ihrer Seite, während der Staat sich weigerte, sie als politisch Verfolgte anzuerkennen, da sie nach den vorliegenden Akten nichts als Kriminelle waren.

Verständlicherweise fand die Jugenddienstpflicht im Kriege, durch die etwa neun Millionen Jungen und Mädchen verpflichtet wurden, vor allem soziale Dienste, aber auch andere für die Allgemeinheit wichtige Pflichten zu übernehmen, nicht die Zustimmung aller jungen Leute. Nach Schätzung der damaligen Reichsjugendführung zählten zu den Opponenten etwa zehn bis 20 Prozent der Jugendlichen. Von ihnen hatte nach Beobachtungen ein Teil durchaus politische Motive, während ein anderer Teil kriminell-asoziale Banden bildete.

Die Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlichte am 11. Januar 1994 eine inhaltliche Zusammenfassung der Forschungsarbeit der Düsseldorfer Universität über die "Edelweißpiraten".

In den Trümmern des Kölner Stadtteils Ehrenfeld hatten sich danach im Spätsommer 1944 junge Leute um einen 23 Jahre alten gelernten Seemann aus Goslar namens Steinbrück, entsprungener KZ-Häftling, ein "Abenteurer", geschart. Gemeinsam war man in ein Lebensmittellager in der Nähe des Salierringes eingebrochen und hatte einige Zentner Butter und Margarine gestohlen, die auf dem Schwarzmarkt einen Gewinn von 12000 Reichsmark einbrachten. Solche Raubzüge wurden wiederholt. Insgesamt nahm die Bande im Schwarzhandel 123000 Reichsmark ein. Das Geld wurde in Kneipen verspielt und auch sonst großzügig ausgegeben. Steinbrück sammelte auch Waffen und Sprengstoffe und schuf so ein ganzes Waffenarsenal - wozu, ist nie geklärt worden. Sie gaben sich den Namen "Edelweißpiraten" und bezeichneten sich gegenseitig als "Boys". Einige trugen bei ihren Diebestouren HJ-Uniformen, "Sie randalierten, schossen mit der Flitsch" (Kölsch für Schleuder) auf Gaslaternen, öffneten Kanaldeckel und beschmierten Wände und Schulhöfe mit "KPD" und "SPD", wie "Die Zeit" berichtete. Einer von ihnen meldete sich zu dieser Zeit freiwillig zur Waffen-SS - wobei es unklar blieb, wie er das mit seinen Raubzügen vereinbaren konnte.

Steinbrück traf in dem Deserteur Roland Lorent jemanden, der Angehörige beim Luftangriff auf Köln verloren hatte und dafür die deutsche Regierung verantwortlich machte. Unter seinem Einfluß verabredete die Gruppe eines Tages, auf "Nazi-Jagd" zu gehen. Sie trafen dabei zufällig auf den ihnen unbekannten NS-Ortsgruppenleiter Heinrich Soentgen, der in Uniform auf einem Fahrrad durch Ehrenfeld fuhr. Kurzer Hand erschossen sie ihn.

Nach diesem "Erfolg" beschlossen sie, die "Nazi-Jagd" auszuweiten. In gestohlenen Fahrzeugen fuhren sie bewaffnet durch Köln; als sie auf einen Polizeiposten trafen, eröffneten sie auf ihn das Feuer und verletzten einen Beamten schwer. Auch legten sie sich am Ehrenfelder Bahndamm auf die Lauer und schossen in eine sich ansammelnde Menschenmenge, wobei ein Junge tödlich getroffen wurde. Ihr nächster Plan war, ein Sprengstofflager auszuräumen, was aber die Wachmannschaft verhindern konnte. Der Autor der "Zeit" faßt zusammen: "Das war gelebtes Rabaukentum ..."

Verständlicherweise fahndete die Polizei nach den "Rabauken", die schon mehrere Menschen getötet und verwundet hatten. In kürzester Zeit wurden sie gefaßt. (Die Front verlief bereits von der Maas bis nordöstlich Aachen; das Rhein-Ruhr-Gebiet lag unter ständigen Bombenangriffen der Alliierten). Ein Standgericht verurteilte 13 Personen zum Tode durch Erhängen. Das Urteil wurde öffentlich am

10. November 1944 in Köln in der Venloer Straße, Ecke Schönsteinstraße vollstreckt. 1978 hielt es der "Kölner Stadt-Anzeiger" für angebracht, die Bandenmitglieder gleichzusetzen mit Graf Stauffenberg und den Verschwörern des 20. Juli 1944. Der Kölner Jugendring brachte eine Gedenktafel am Ort der Hinrichtung an.

In dem "Zeit"-Aufsatz, in dem die Ergebnisse der historischen Forschung über die "Edelweißpiraten" referiert werden, wird zitiert, es sei besser, "wenn die Linke ihre Mythen selbst zerstört". Die Zerstörung durch "Die Zeit" hat gerade einmal ein elfjähriges Schweigen produziert. Jetzt wird durch einen Spielfilm der linke Mythos neu aufpolieret, ohne daß er deswegen wahrer wird.


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