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26.11.05 / Die fünf Wurzeln des Hasses / SPD-Linke ziehen erneut gegen Burschenschaften zu Felde - Woher kommt diese Abwehrhaltung?

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. November 2005

Die fünf Wurzeln des Hasses
SPD-Linke ziehen erneut gegen Burschenschaften zu Felde - Woher kommt diese Abwehrhaltung?
von Ernst Kulcsar

Der Deutsche ist nicht gesund, wenn er nicht krank ist, er ist nicht froh, wenn er sich nicht über etwas ärgert und er ist nicht zufrieden, wenn er sich nicht über etwas empören kann.

Besonders ausgeprägt ist dieser Zug seit ihrer Gründung und heute erst recht bei der SPD. Kaum war sie gezwungen, nach einer fulminanten Präsentation ihres Demokratieverständnisses und das des Anwalts aus Hannover zu akzeptieren, daß mehr als 60 Prozent der Bevölkerung Deutschlands sie nicht gewählt hat, kramten einige besonders rührige Genossen ein längst verstaubtes Feindbild wieder aus ihrer Requisitenkiste hervor und polierten es erneut zum Erzfeind der Demokratie auf: die Korporationen.

Ziemlich plump versuchte also der SPD-Unterbezirk Göttingen den SPD-Bundesparteitag in Karlsruhe zu bewegen, "die Mitgliedschaft in einer studentischen Burschenschaft oder in einem Corps grundsätzlich für unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der SPD" zu erklären, wohl um einen Keil in die Korporationsbewegung zu treiben.

Zusätzlicher Hintergedanke dieses Schusses um sieben Ecken war wohl auch, daß es beim potentiellen Koalitionspartner CDU / CSU reihenweise Korporierte in Spitzenfunktionen gab, wie den CSU-Chef Edmund Stoiber, den NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Günther H. Oettinger. Indirekt wurde der SPD-Spitze vorgehalten: Muß man denn wirklich mit solchen Herren koalieren?

Der Schuß ging nach hinten los, die Göttinger Genossen erlebten ein Begräbnis erster Klasse.

Nun, daß die SPD-Spitze zwecks Machterhalts sogar mit Beelzebub koaliert hätte, war den Göttinger Genossen wohl doch nicht klar. Der Antrag löste eine Welle der Empörung quer durch alle Korporationsverbände aus. So ausgeprägt eigenständig die Dachverbände und die Einzelverbindungen der Korporationen auch sein mögen, diesem Spaltungsversuch gingen sie zur Überraschung vieler nicht auf den Leim. Diesmal lief die von Haß gesteuerte Aktion ins Leere.

So ganz klar ist es auch heute nicht, worauf die Linke ihren Haß auf die Korporationen gründet. Natürlich spielt da als erste Wurzel des Hasses der Neidkomplex eine Rolle, die einen gehörten eben den "herrschenden" Klassen an, die anderen den "unterdrückten", den einen standen alle Wege offen, den anderen nur das Werkstor zu den finsteren Fabriken oder Kohlegruben. Nur: An den heutigen Massenuniversitäten studieren längst nicht nur die Reichen. Und so schnitt sich die Linke ins eigene Fleisch, in dem sie auch Studenten angreift, die aus den sogenannten unteren Schichten kommen und überraschenderweise begeisterte Korporierte wurden.

Ganz als Legende erweist sich heute, daß die Korporierten kriegslüsterner seien als das Arbeitervolk. Zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges strömten weit mehr junge Arbeiter freiwillig zum Heer als Studenten.

Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs im Ergebnis der Niederlage im Ersten Weltkrieg drohten kommunistische Gruppierungen, durch die Bildung von Arbeiter- und Bauernräten nach sowjetischem Vorbild die Macht an sich zu reißen. Da die geschwächte Reichswehr die kämpferische Auseinandersetzung mit diesen unweigerlich verloren hätte, bildeten sich Freicorps, auch studentische Freicorps, denen manchmal alle Aktiven ganzer Verbindungen geschlossen beitraten. Der Spuk war damit vorbei, aber es ist sehr wahrscheinlich, daß hier die dritte Wurzel des Hasses der Linken gegen die Korporationen liegt. Korporationen waren eben Spiegel der damaligen Gesellschaft und es hat genug Korporierte gegeben, die auch auf der Gegenseite kämpften

In der NS-Zeit gelang es den Korporationen, die Nationalsozialisten ziemlich schnell gegen sich aufzubringen, zum einen, weil die "alten Kämpfer", in der Mehrheit Nichtakademiker, in den Korporationen eine Klasseneinrichtung der Akademiker sahen, die dem egalitären Selbstverständnis alter SA-Männer widersprach, zum anderen weil sie alle dem "Konventsprinzip" verpflichtet waren. Der Konvent, die Versammlung aller Aktiven, also der jungen Studenten einer Verbindung, ist das höchste Organ einer Verbindung. Die Burschenschaften oder andere akademische Verbindungen sind seit alters her nach ihrem inneren Aufbau echte Demokratien. Dies war nicht vereinbar mit dem "Führerprinzip" der Nationalsozialisten und führte letztlich zwischen 1935 und 1937 zur Auflösung der Studentenverbindungen.

Linke Historiker machen gerne die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg auch an den Korporationen fest. Aber: Die Korporationen waren auch damals Teil der deutschen Gesellschaft und damit nicht besser, aber auch nicht schlechter als das Volk, das sie hervorgebracht hatte. Dies könnte also die vierte Wurzel des Hasses sein, den die Linke den Korporierten entgegenbringt.

Nahezu pathologisch wurde dieser Haß erst mit der 68er Studentenrevolte, der sich allerdings nicht nur gegen die Korporierten richtete, sondern gegen alles, was die 68er mit der NS-Zeit in Verbindung zu bringen vermochten. Unter dem Vorwand eines "Großreinemachens" mit allem Alten wurde einer der erbittertsten Generationskonflikte ausgetragen, die unser Volk je mitgemacht hat. Die deutsche Geschichte wurde "bereinigt", die Vokabel "deutsch" zum Unwort auf Jahrzehnte, das Wort "Vaterland" fiel der später so genannten Political Correctness zum Opfer, damit aber griff die Linke direkt die Vertriebenen an und beschuldigte implizit Millionen deutscher Frauen, Kinder und alter Menschen allen Kriegsübels. Die 68er versuchten den Vertriebenen, die eh schon Hab und Gut verloren hatten, nun auch die Identität zu nehmen. In ihrer Heimat wollte man sie nicht mehr als Deutsche haben, im Vaterland störten sie die Ruhe einer Generation, die der Begriff Vaterland zu hysterischen Ausfällen animierte. Das ging so weit, daß selbst eine Studentenverbindung einer anderen Hausverbot erteilte und sie als "rechtslastig" bezeichnete, weil die sich rühmte, "nur deutsches Bier zu trinken". Ein ganzer Dachverband geriet in eine schwere Sinnkrise, weil die Bevölkerung seines mitteldeutschen Gründungsortes den Stahlhelm vom Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1914 bis 1918, nachdem sie ihn 40 Jahre lang vor den DDR-Behörden versteckt gehalten hat, zu Ehren des Dachverbandes bei dessen Rückkehr wieder angebracht hatten. Friedensbewegte Verbindungen befürchteten, man würde den ganzen Dachverband als "militaristisch" ansehen. Das war schon nicht mehr Auseinandersetzung, das war Ideologie, das war Hysterie ...

Angenehme Nebenwirkung dieser Hysterie: Viele Korporationen, zumindest alle Burschenschaften, hatten das Wort "Vaterland" in ihren Wahlsprüchen, ob ergänzt mit "Ehre", "Freiheit", "Freundschaft" wie der Coburger Convent oder "Gott" und "Freiheit" wie der Schwarzburgbund, das war unwesentlich. Hier haben wir die fünfte Säule des Hasses, sie war die gefährlichste, denn sie traf das ganze Volk und bediente hervorragend die internationalistischen Ansprüche der frühen Sozialdemokratie und den Multikulti-Wahn der späten Grünen, sie wurde zum Mittel, mit welcher die Linke jede Patriotismusdiskussion brutal schon im Keime lauthals erstickte.

Edwin Biedermann, Dipl. Volkswirt sowie Rechts- und Staatswissenschaftler, stellt in seinem gründlich recherchierten Buch "Logen, Clubs und Burschenschaften" fest, daß "Deutschland nicht nur zwei Weltkriege verloren und zwei Diktaturen überstanden, sondern insbesondere durch die sogenannte ,68er Studentenrevolte' und die sie treibenden Geister eine Umwertung vieler Normen erfahren hat. Studentische Verbindungen, die sich an diesem Spuk ja kaum beteiligt hatten, leisten heute ihren Anteil daran, daß wenigstens bei ihren Mitgliedern ein Teil dieses Werteverlustes wieder aufgefangen wird."

Kein Politiker wagt es zu sagen, daß nicht nur Globalisierung und Weltwirtschaft am heutigen Zustand Deutschlands die Schuld tragen, sondern zum großen Teil der Verlust jener Werte, die Deutschland einst groß gemacht haben, und die heute als "Sekundärtugenden" abgetan werden. Wenn die Politiker, die es jetzt so drängt, die Wahrheit zu sagen, diese auch endlich sagen würden, kämen sie an den Begriffen "Vaterland" und "Tradition" eben nicht vorbei.

Foto: Feindbild der Linken: Erst stellten die Grünen die Burschenschaften - hier mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther H. Oettinger - als Feindbild dar, jetzt eifert ihnen der linke Flügel der SPD nach.


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