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26.11.05 / Einer der sich auskennt / Endlich neuer Kulturstaatsminister ernannt - Der Elbinger Bernd Otto Neumann gilt als bodenständig

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. November 2005

Einer der sich auskennt
Endlich neuer Kulturstaatsminister ernannt - Der Elbinger Bernd Otto Neumann gilt als bodenständig
von Silke Osman

Lange hat man gerätselt, wer denn die Nachfolge von Kulturstaatsministerin Christina Weiß (parteilos) in der großen Koalition antreten würde. Namen wurden gehandelt wie Sauerbier. Dann hieß es schon vor der Wahl und der Vereidigung von Angela Merkel als Bundeskanzlerin, daß sie sich einen "Parteisoldaten", einen mit allen Wassern der Politik gewaschenen Mann ausgeguckt habe: Bernd Otto Neumann. Bei einigen wird die Ernüchterung auf dem Fuße gefolgt sein. Schließlich ist Neumann kein Schöngeist oder Traumtänzer auf vielen Hochzeiten, verkörpert er doch den Inbegriff eines disziplinierten Machers, der von der Materie etwas versteht.

Geboren am 6. Januar 1942 im westpreußischen Elbing ist Neumann der typische Hanseat preußischer Prägung. In Bremen studierte er Pädagogik und war von 1966 bis zu seiner Beurlaubung 1971 im bremischen Schuldienst tätig. Seit dieser Zeit ist er auch Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, seit mehr als einem Vierteljahrhundert Landesvorsitzender der CDU in der Hansestadt und somit der dienstälteste Landes-Parteichef aller deutschen Partei. Nicht zuletzt das weist ihn als standfesten Mann aus. 18 Jahre lang ist Neumann schon Mitglied des Bundestages, 15 Jahre lang wirkte er im Vorstand des CDU-Bundesfachausschusses Medienpolitik, sieben Jahre als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, ebensolange ist er schon Obmann der CDU / CSU-Fraktion im Ausschuß für Kultur und Medien. Er weiß also, wo der Hase lang läuft, und weiß ebensogut, die Strippen so zu ziehen, daß man Anerkennung in der Kulturszene findet.

Bevor überhaupt ein Name bekannt war, hörte man schon Kritik an der Behandlung des Amtes des Kulturstaatsministers. Die große Koalition wolle dieses Amt aushöhlen, ihm die Gewichtung nehmen. Neumann konterte: "Auf der Grundlage des Koalitionsvertrages kann die Kulturszene sicher sein, daß sie mit der nächsten Bundesregierung einen stabilen und verläßlichen Partner haben wird." Der Vertrag sei darüber hinaus eine solide Grundlage, mit welchem der Kulturstaatsminister "gut arbeiten kann".

Es wird viel auf den Mann aus Elbing zukommen. Auch wenn die Kulturhoheit immer noch bei den einzelnen Ländern liegt, sind doch übergeordnete Aufgaben zu bewältigen. Neumann übernimmt von Christina Weiß eine Behörde mit 190 Mitarbeitern. Das Aufgabengebiet reicht von der Förderung national bedeutender kultureller Einrichtungen und Projekte über die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur bis hin zur Verbesserung des Jugendschutzes in den elektronischen Medien. Die Erweiterung der Europäischen Union bringt es schließlich mit sich, daß grenzüberschreitende Kontakte gefördert werden, der kulturelle Dialog zwischen den Ländern ausgebaut wird. Die Heimatvertriebenen dürfte es daher besonders interessieren, wie Neumann mit dem Nachbarn Polen umgeht.

Die Förderung der Kultur in der Hauptstadt Berlin, der Denkmalschutz, das Bundesarchiv, Fragen des Urheberrechts gehören ebenso zu seinem Aufgabengebiet wie die Künstlersozialversicherung oder die Filmpolitik. Von letzterer dürfte Bernd Otto Neumann, der Medien- und Filmfachmann, besonders viel verstehen. In andere Themen wird er sich, wie alle anderen neuen Minister auch, einarbeiten müssen. Geschick und ein Händchen für die Rolle wird er haben.

Die Medien werden ihn akzeptieren müssen, auch wenn er nicht wie ein Paradiesvogel daherkommt und für Schlagzeilen sorgt. Der belesene Hanseat (im Rahmen der Drehbuchförderung des Bundes hat er innerhalb von einem Dutzend Jahren 1000 Filmskripte studiert) und musikliebende Elbinger (er spielt leidlich Akkordeon) wird dem Amt des Kulturstaatsministers seinen Stempel aufdrücken. Man darf gespannt sein.


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